Neue Rheinromantik ?

 

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Des Stromes und der Liebe Wellen

 
 

 

 

 

Des Meeres Wellen

 
 

 

Was ist euch schöne Isolde ?
Was wirrt euch ? Was wißt ihr ?

Was ich weiß, das wirret mich.
Was ich sehe, tut mir weh.

Himmel und Meer
Leib und Leben
alles das schmerzt mich.

Wie erstarrt stand sie
und dann spürte er

ihren Ellenbogen wie sacht
sie sich an ihn lehnte

das war für beide der Beginn

just a little closer now
all right

ihre spiegelhellen Augen
er ertrank in ihren Blicken

Lippen der Münder
Herzen schienen sich zu öffnen

und tief hinab sank mit dem Kopf
sie ganz zu ihm

und er dann wiederum
nahm sie in seine Arme

nicht zu fest
doch nicht zu sachte auch

fast so wie Fremde, Gäste höflich tun

und sprach dabei so süße und so leise

ach Schöne, Liebste, Sanfteste
sagt mir, vertraut mir an,


was euch so ganz verwirrt ?
Was klaget ihr ?



Im Falkenflug und Federspiel der Liebe
ganz gefangen seufzte sie :



Das Meer
das Meer es überschwemmt mich ganz
das Meer es flutet mich
das Meer zieht mich zu Grund
das Meer tut Leid mir an


das Meer, das Meer, so dachte er,
was soll das Meer, das Meer,
das Meer es blieb ihm alles leer
ein totes Heer nur leerer ...


doch dann verstand er und
begriff die Worte, nein
begriff sie ganz
erfaßte und umfaßte sie


Die Liebe
die Liebe überschwemmt sie ganz
die Liebe flutet sie
die Liebe zieht sie ganz zu Grund
die Liebe zieht sie ganz zu ihm

 

 
   
   
   

 

 
   
 
?war umbe sprach er ?schoene Îsôt?
waz wirret iu? waz wizzet ir?
?swaz ich weiz, daz wirret mir.
swaz ich sihe, daz tuot mir wê.
mich müejet himel unde sê.
lîp unde leben daz swaeret mich.
si stiurte unde leinde sich
mit ir ellebogen an in.
daz was der belde ein begin.
ir spiegelliehten ougen
diu volleten tougen.
ir begunde ir herze quellen,
ir süezer munt ûf swellen,
ir houbet daz wac allez nider.
ir vriunt begunde ouch sî dar wider
mit armen umbevâhen,
ze verre noch ze nâhen,
niwan in gastes wîse.
er sprach suoze unde lîse:
?ei schoene süeze, saget mir:
waz wirret iu, waz claget ir?
Der Minnen vederspil Îsôt,
?lameir sprach sî ?daz ist mîn nôt,
lameir daz swaeret mir den muot,
lameir ist, daz mir leide tuot.
dô sî lameir sô dicke sprach,
er bedâhte unde besach
anclîchen unde cleine
des selben wortes meine.
sus begunde er sich versinnen,
l'ameir daz waere minnen,
l'ameir bitter, la meir mer.
der meine der dûhte in ein her.

 
 

 

 

 

 

 

 
   
 

 

   

 

 

 
   

 

 

   

 

Du süße sanfte Tötin mein
töte meinen Leib nur immerzu
wahrhaftig mehr als alle andern Frauen
lieb ich
aus ganzem Herzen
nur dich
du Minne mir
selbst wenn du wähnst
zu töten mich
glaubst du
ich seh dich nicht mehr dann
bewundernd an
in deinem Bann
meine Seele ganz
Herrin meiner Seele
was auch hier mag geschehen
von deinem Körper mir
und sei es noch so unrein, ungut, bitter
einer Frau so rein
dient meine Seele dir


 

 
   
   

 

Vil süeziu senftiu tôterinne,
warumbe welt ir tôten mir den lîp,
und ich iuch sô herzeclîchen minne,
zewâre, frouwe, gar für elliu wîp?
Wênet ir ... ob ir mich tôtet,
daz ich iuch danne niemer mê beschouwe?
Nein, iuwer minne hât mich des ernôtet
Daz iuwer sêle ist mîner sêle frouwe.
Sol mir hie niht guot geschên
Von iuwerm werden lîbe,
sô muoz mîn sêle iu des verjên
daz si iuwerer sêle dienet dort als einem reinen wîbe.


 

   
   

 

 

 

Wo ist die Hochzeit

von Feuer, Rabe und Flug

every thing is real

der Wind trägt den Schleier

schwarze Tücher des Nichts

das Meer ist das Bett

Fels, Tal und Sand

die Dornen sie knistern

Rosen streuen sich

aus dem Rauch

wo ist die Hochzeit

von Feuer, Rabe und Flug

die Nacht spinnt

ihre weißen Netze

der Mond tanzt

auf glühenden Kohlen

im Dickicht

heult einsam ein Wolf

wo ist die Hochzeit

von Feuer, Rabe und Flug

aus dem Vergessen heraus

schälen sich die Momente

fall in another day

Schatten springen über das Feuer

die eben noch Leben und Licht

hast du vergessen

wer damals hier sang

die Schwestern der Stille

hörst du den Chor

wo ist die Hochzeit

von Feuer, Rabe und Flug

I got no places to go

aus dem Nebel heraus

tanzen die feurigen Funken

Feen aus Wind und Vergehn

die Flammen zischen

in die Haut der Sprache

tief hinein

wo ist der Atem

I leave my trouble behind

der aus dem Stein

das Schweigen erwacht

wo ist die Hochzeit

von Feuer, Rabe und Flug

wer sitzt

an den Rändern der Feuer

und hebt die Klage

auf bloßen Händen

schutzlos empor

wer tritt mit den Füßen

nicht auf die Schwachen

wo ist die Hochzeit

von Feuer, Rabe und Flug

wer teilt mit den Fischen

das Feuer, die Nacht und den Strom

wer gleitet still durch die Felsen hindurch

biegt sanft die Weiden

läßt den Regen prasseln

auf die hölzernen Dächer

umgestülpter Nachen

wo ist die Hochzeit

von Feuer, Rabe und Flug

wo in den Höhlen nistet

ein Schutz der nicht

ängstigt und blendet

wo verlieren sich

die Panzer, Fassaden

Etikette und Worte

wo öffnet sich das

was niemand nur ahnt

wo ist die Hochzeit

von Feuer, Rabe und Flug

wo ein Du erwacht

aus den Schrecken heraus

aus der Taubheit und Glätte

wo die Spitze des Dorns

ein Feuer entfacht

das durchzüngelt die

aufgeblähten Seifenblasen des ichs

die Zwänge der Lüste

wo verbrennt die Kälte

wo sich alles schenkt

feurig im Nu

wo ist die Hochzeit

von Feuer, Rabe und Flug

ein Tanz ganz aus Haut

Gras, Erde und Strom

Halme sich wiegen

aschene Felder

in die Muschel der Tiefe

schlägt das Feuer

Steppenbrände hinein

spürst du

im Muschelkalk

glüht der Atem

in unserer Starre

ist Atem

zünde ihn an

wo ist die Hochzeit

von Feuer, Rabe und Flug

wo brennen die Dornen

tanzen die Ängste

nisten die Träume

wo schenkt sich

was alles schon hat

ganz aus sich selbst

die Weite, die Tiefe

den Himmel, die Nacht

wo, wo alles erwacht

wacht auch ein Stern

daß Dunkel nicht faßt

was an Licht sich entzündet

wo, wo ist die Insel die Hütte

wo ich dich hüte

und du hütest mich

wo streuen am Ufer sich

die Kätzchen der Weiden

mit den Samen der Disteln

wild und sanft in den Wind

wo ist die Hochzeit

von Feuer, Rabe und Flug

wo deine Finger Federn mir

und deine Seele mir

ein Flügelkleid

wo aus der Asche heraus

uns ein Flug

ein Feuer erwacht

 

 

 
   
 

 

 

 

 

An fremden Tischen

speist du

aus fremden Bechern

trinkst du

und du nippst

         das Glück

aus der Fremde

 

 

und du feierst

und weißt nicht mehr

wo bist du dir nah

hier oder dort

 

 

die Ufer bleiben

und sind erst

wenn der Strom

sie durchzieht

 

 

der nie weiß

wo er ist

in die Ferne hinströmt

und doch immer

ganz hier

 

 

 
   
 

Ich habe

ein Boot dir geschenkt

aus Leichtheit und Papier

das niemanden

gehört

 

es tanzt

auf den Wellen

frei immerzu

 

 

 

 

Mein Herz

es pocht

wenn du

es schenkst

ganz

einem andern

 

 
 

 

 
 

Aus einer Schüssel

aßen wir

und der Traum saß dabei

mit großem Löffel

nahm er

unser beider Herzen

ganz zu sich

 

 

 

 

Sie haben sich

und krachen sich

und sie verlieren sich

 

wir sind verloren schon

wenn wir uns finden

 

lösen wir uns ganz

und schenken uns die Welt

 

 
 

 

 
 

Unsere Seele

sie tanzt

in Höhlen aus Fels

 

sie gleitet

übers Wasser

wie ein flaches

Schieferplättchen

schippernd springt

 

sie gräbt

in die Erde sich

wo die Wurzel der Rebe

Tiefe faßt

Halt sich und Anker

 

sie fliegt

durch den Himmel

wo Wolken spalten

das Weiß und das Blau

 

sie geht durch Feuer

und verbrennt sich doch nicht

 

unsere Seele

sie tanzt

unzertrennbar

in dir und in mir

 

 

 

 

Krähe

die du dich

krallst

versteckst

einnistest ganz

in einer weißen

Kalksteinhöhle

auf der

das Denkmal

eines Siegers steht

der Kalk er bröckelt

und der Sieger

ist des Morgens

schon nicht mehr

 

aus deinen Flügeln

flattern

Spruchschriftbänder

schwarz zitieren sie

die nie geles’nen

stummen Zeichen

der Vergessenen

 

 
 

 

 
 

Im Fruchtwasser der Romantik

baden die Nixen

ungeboren Schaum

auf jenseitigen Wellen

nur im Auge der Liebenden

öffnet der Traum

sich spaltweis

und schenkt

der Nacht

mondhelle Klippen aus Zauber

 

   

 

Du sei mir Ufer

der ich Strom

und haltlos

zerfließe, ströme nur dahin

 

du sei mir Strom

der Ufer ich

erstarrt versteint

ganz  Stillstand  nur

 

 
 

 

 

 

 

Wer schon den Namen trug

von Weide und von Vogel

dem sang das Herz

 und flog die Seele still

 

waz mac ich dir sagen mê,

wan daz dir nieman holder ist? dâ von ist mir vil wê.

 

ich vermag dir nur zu sagen

niemand liebt dich mehr als ich

das, das  ist mein großes Weh

 

sie getraf diu liebe nie,

die nâch dem guote und nâch der schœne minnent;

wê wie minnent die?

 

nie ist nur ein Hauch von Liebe

wer nach Geld giert nur und Schönheit

ach vergebens lieben die

 

der liebe gêt diu schœne nâch.

liebe machet schœne wîp:

 

Liebe schafft die Schönheit erst

nur die Liebe sie  macht Frauen schön

 

swaz si sagen, ich bin dir holt,

und nim dîn glesîn vingerlîn für einer küneginne golt.

 

 was immer sie sagen,  ich liebe dich

dein gläsernes Ringlein ist mir Königinnengold

 

 

 

 

 
   
 

 

 
 

   
   
Dank an Herrn Dr. Martin Schuhmann, Frankfurt, für Präsentation und Übersetzungsvorlage im Netz hier der Gottfried von Straßburg ( 1210  ) und Heinrich von Morungen ( um 1200 ) Texte  

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