650 Jahre Stadtrechte

Lesung am Samstag, 9.9. um 16 Uhr  im Atelier am Strom, Langstraße 26, Bacharach.

Das Thema wird sein : Heinrich Heines „Rabbi“ und Bacharach in Gegenwart und  Vergangenheit mit der Frage nach einer Zukunft im so genannten „Weltkulturerbe“.

Das Thema regte Paff zu einem neuen Buch über Bacharach an, betitelt : „ Karpatische Stille“. Es wird also kein Vortrag gehalten, sondern literarische Auszüge aus diesem Manuskript werden gelesen. Kapitel wie „Ahnen und Asche“, „Der Rabbi kehrt zurück“, „Madonna vor den Toren“.

Zur Lesung, Diskussion und Gespräch mit dem Autor sind alle herzlich eingeladen.

neu : Bilder zur stattgefundenen Lesung

 
Projekt: Verlorene Heimat - 650 Bilder
 
Kapatische Stille

Ein Buch über den Rhein und die uralte Stadt

 

Bacharach

 

650 Jahre Stadtrechte Bacharach

Bacharach
du Stadt des Zaubers und der Zauberin
du Stadt Brentanos und der Loreley
du Rabbistadt, du Ghettostadt
du fängst die Träume, ferne Blicke
in Netzen aus Lehm, Stein und Vergessen
und knüpfst in den Schiefer
die Wurzel der Rebe

650 Jahre Stadtrechte jetzt
wie schnell das dahinging
die Jahre, die Stadt und die Rechte

die Stadt sie lag hier immer ganz am Berg
sie ist nie ausgewandert oder weg
kein Platz um größer je zu werden

die alten Mauern sind ihr Maß
die Türme ihre Zinnen und ihr Ruhm
auch weggesprengt sind sie in Köpfen noch
650 Jahre wieviel vergessene Leben
ein Leben geht, ein Leben kommt
die Schatten wechseln in den Steinfassaden

650 Jahre so dahin, wer fragt
nach Mächten, Kriegen, Königen und Grafen
zerstückelt hat sich alles hier
nach eigner Art und blieb doch ganz
mitunter nicht, doch davon keine Rede
es klebt an diesen Mauern, an diesen Ritzen und Gebälk
noch der Geruch von alten Tagen, mal
war die Stadt ganz reich, mal war sie arm
ganz einsam konnte hier nie jemand leben
zu eng die Mauern und der Blick, das Ohr
des Nachbarn und der Krach der Straße
Pfalzgrafenwiege, Stauferstolz und-nest
Welfenhochzeit, Karl der Vierte
Bachusstein und Rieslingreben
im Schatten der Burg wuchs die Stadt, prägte Münzen
als sie Rechte bekam, war ihr Höhepunkt schon überschritten
die Brüder der Kaiser, die Reichsinsignien schon weg
Weinmärkte noch, Zöllner, Pfarrer, Humanisten
ein Heiligenprozeß nie zu Ende geführt
als alles daniederlag oder neu wieder anfing
je wie man es sieht     code napoleon
wurde als Kleinod sie wieder entdeckt
Perle der Romantik würde der Tourismus heut säuseln
die alten Mauern erwachten im Auge Hugos
und Heinrich Heine schritt durch alle Engen
zur Flucht des Rabbi mit dem stillen Wilhelm
und der schönen Sarah
Brentano schuf hier seiner Zauberin der Loreley
Geburt und Herkunft,   Heimatstätte
Grenzstadt immer, letzter Winkel Preußens
altes kurkölnisches Lehen
Pfalzgrafenzipfel und doch mitten am Rhein




die Stadt sie liegt am Fluß
der Strom der Zeit er reißt hinweg
die Menschen und die Jahre
die Stadt sie bleibt für dich und mich
geh durch die Tore,  sie stehen offen alle
Mauern steinerne Urkunde alteingesessener Rechte
die Mauern sind ein Bund, ein Band, das
bindet uns und lädt zur Ankunft ein
und läßt uns frei entlang zu gehen
berghin talab was viele Menschenarme
hier an Schiefer trugen die Stadt zu krönen
mit Zinnen, Türmen, weitem Blick
650 Jahre vergiß die Mühe
und genieß den Augenblick
                                              Andreas Thorn, 1.2.2005