Ich bin der grüne Mann

mit der Türklinge in der Hand

die Regentropfen platschen auf meine Haut

von ihnen hab ich die Sanftmut erlernt

zerplatzter Wünsche

ich gehe durch Türen hindurch

wie durch Leben

ohne Platz zu nehmen

meine Schuhe ziehe ich drinnen nie aus

aber draußen gehe ich barfuß

durch Erde, Sand und Pfützen

ich tauge nicht für Kunst und Unterhaltung

meine Geige ist längst zerbrochen

mit ihren Splittern säubere ich mir die Fingernägel

mit denen ich die Erde aufkratze

am Grab meiner Träume

den Mond trag ich wo früher mein Herz war

singt nun ein einsamer Rabe das heißt

er krächzt nur flügelgestutzt

das schwarze Lied derer die nie singen können

man kann nie stehen bleiben entweder

fällt man hinab oder hinauf, immer

zerbrechen die Äste auf denen man sitzt

ich kann nicht mehr unterscheiden

habe ich keine Stimme oder die andern kein Gehör

ich feilsche nicht, stumm nähe ich die Schatten

um Wurzeln, die es nicht mehr gibt

daß aus dem Fels eine Quelle springt

das war das Wort mir mal einst

nun legt sich die Stumme glatt auf den Stein

und die Beredsamkeit wächst mikrobenhaft

ich weiß nicht ob ich lieben kann

ich habe nie unterscheiden können

zwischen Leben und Liebe, Atem und Haut

meinen Stolz hab ich längst abgelegt

ich besitze nichts um zu binden

fessellos streifen meine Hände das Gras

das wuchert, wächst und vergeht

in meinen Händen die toten Vögel

sie haben mir zerkratzt sekundenhaft

die Stille des Glücks

auch ich bin ein Krieger

auf der Flucht vor dem Kampf

vielleicht ist das der stärkere Kampf

nie zu treffen den Feind dessen Gesicht

hohle Maske nur ist, sich entziehen den

Scheingefechten, der wirkliche Kampf ist still

ganz und hier, unbemerkt und doch da

die Flammen die ich trage

verzehren sich rauchlos

keine Erinnerung, keine Spur

weder Tagebuch noch zerriebene Asche

wenn ich in dem Fluß bade

ist es immer dieselbe Stelle

genau wie damals egal

an welchen Orten, welchen Wellen

ich trage meine Vergangenheit mit mir

wie einen ungeöffneten Schuh

in den nichts mehr hineinpaßt

ich knote nicht zu, nichts mehr

die Schnürsenkel fliegen am Himmel

schwarze Seilchen des Nichts

ungeöffnet in meiner Hand

trag ich die Nähe faustverstummt

niemand öffnet mir mehr die Hand

zusammengewachsen sind meine Finger

sie tasten nicht mehr das Du

ineinandergekrallt ins eigene Fleisch

gewachsen die Nägel geballte Isolation

nur wenn ich alle Wünsche sein lasse

alle Nähe alles Verlangen fliege ich

wieder frei durch die Himmel

die es nicht mehr gibt

ich bin der grüne Mann

mit der Türklinge in der Hand

der durch alle Türen geht

schattenlos ohne Gesicht