Es kehren Fenster zurück gläserne Flügel die tragen die Schwärze der Nacht |
Hier entsteht eine Heinrich
Heine Seite aus Texten der
Rabenkopfpresse
zur Fensteraktion Wernerkapelle in Bacharach mit Heines Rabbitext unter dem Motto: Kunst bewegt zur Toleranz
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Meinen Sie es ernst ? Eine Toleranz, die nicht nur Sonntags oder Pfingstmontag zählt ? Sondern werktags auch ? Nicht nur im Beisein von Ministern, Professoren und Flötenkonzert. Eine Toleranz die nicht nur Marketing für Weltkulturerbe ist, sondern menschlicher das Zusammenleben gestalten will, auch im grauen Alltag, auch an Stammtischen und in Fußballstadien. Nicht nur akademisch oder weihevoll. Nicht Flötentöne nur. Sonntagsreden. Auch für Menschen ohne Abitur. Auch in der Enge und Angespanntheit von Arbeitslosigkeit, Überforderung, Ausweglosigkeit, Behinderung oder Hartz IV. Eine Toleranz nicht nur für die feine Gesellschaft. Wenn Sie es ernst meinen, dann brauche ich ja auch hier nicht zu verstummen, sondern kann sagen, was ich zu sagen habe. In diesem Medium hier, das neu für mich ist und diese Möglichkeit mir hier bietet. Ein blog, ein poetisches Tagebuch, das einen Text hier entstehen läßt. Nicht sprachlos nur Offiziellem ausgesetzt, offizieller Toleranz, sondern artikulieren zu können, wenn auch ungeschützt , was ich finde, das nicht untergehen darf, an Schatten und Widersprüchen. Dann kann ich virtuell hier mir erlauben, zu dir Heinrich Heine direkt auch zu sprechen, der du ein Kirchenfenster bekommst mit deinem Rabbitext am Pfingstmontag in dieser herrlichen Ruine der Wernerkapelle, die hochgotisch oder tiefes romantisches Erlebnis auch ein Dokument der Barbarei war, des Hasses, der Hetze, der Anfeindungen, Unterstellungen und der Judenverfolgungen.
Ein Experiment also hier, eine Stellungnahme zu gegebenem Anlaß für Pfingstmontag 2007. In aller Eile, zwischendurch, denn "Deutsch für Ausländer" habe ich noch zu unterrichten. Keine Zeit, den Text zu feilen. Aber im Ungeordneten hat sich Toleranz ja auch zu bewähren. Nicht nur im Feingeschliffnenen. Kunst bewegt zur Toleranz. Schön, daß sie außerhalb von sich noch was wahrnimmt, wo sie doch immer mehr in unserer Gesellschaft zum Selbstzweck, zur Selbstbestätigung und zur Unterhaltungsindustrie dient.
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Und dieser Stein Opal und Kiesel er glitzert nur im Abendsonnenschein
und jener bröselt Sandstein nur ruinengleich
das Herz ist nicht beständig und die Mächtigen vergehn
wirf
Worte in die Nacht
brennende Raben
im Hunger der Wölfe tanzt die Gier
* * * * *
Pfingsten Gewitter für eine Sekunde war Finsternis
und Finsternis legte sich über alles
löschte aus alle Dateien
Schwärze war nur
welch flaches Flimmern doch alles nur ist
durch welche Wüsten bist du geschritten Heine
in Paris trotzig dem Gott deiner Väter entgegen
* * * * *
Niemand der gegenliest
nur die Nacht und der Wind
eine Münze das Wort feil und Messer
in die Häute zu stechen bitteren Spott
aus Liebe aus Liebe
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Am letzten Wochenende war ich seit langem wieder in Bacharach. Mich freute, daß man registriert hatte, daß ich lange nicht da war. Sah zum ersten Mal in diesem Jahr Mimo wieder, dessen Italienische Eisdiele im Zentrum ja sehr wichtig für Austausch, Begegnung und Kommunikation in dieser kleinen Stadt ist. Wenn Mimo da ist, ist der Winter vorbei und die Stadt wacht auf, dem touristischen Treiben des Sommers entgegen. Im Vorfeld der Veranstaltung am Pfingstmontag bekam ich mit, daß zunächst nicht die richtigen Glasscheiben angeliefert wurden, und daß jemand mit einem flyer oder Flugblatt sich gegen die Fensteraktion mit dem Rabbitext ausgesprochen hatte. Wohl aus Gründen zur Erhaltung des ungestörten Anblicks und Erlebens des romantischen Ruinencharakters. Ich habe den flyer nicht zu Gesicht bekommen. Eine Meinung, die man tolerieren, aber nicht zu teilen braucht. Aber was dieser flyer dann an Empörung auslöste, diese Zitate, wenn auch mit Spaß gemischt, möchte ich hier nicht wiederholen. Mir schien aber, als ob die Kunstaktion zur Toleranz schon vor Beginn in Gefahr schwebte, selbig gepriesene Toleranz allzu schnell verlieren zu können. Wie kann auch jemand wagen, gegen Toleranzaktionen zu sein und wie geht man mit den Andersdenkenden dann um ? " Andersdenkende sind anders als wir denken." Wer bestimmt was Toleranz ist, zu sein hat ?
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Loreley
Ein Irrlicht das da funkelt wann und wie es will es hat keine Beständigkeit ist da und weg zugleich es flackert nur ist heller Mondenglanz verzaubert alles nur zum Schein der Fels selbst wird nur scharze Glätte und niemand weiß was es bedeuten soll es ändert schon den Sinn eh es der Wind gedreht es zieht die Welle bis zum Grund doch schwappt dann drüber leicht hinweg egal was es in Stromes Tiefe an Leben hat zerstört des Menschen Sehnen, Meinung, Liebe ein Irrlicht das da flackert wann und wie es will
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Das erste Mal, das ich von dem Projekt hörte, war während einer Bacchusinstallation im Bacchus Keller. Der Vorsitzende des Bauvereins Wernerkapelle Herr Peter Keber erläuterte mir das Projekt. Was die Wernerkapelle für mich bedeutet, vermag nur einzuschätzen, wer Andrei Tarkovskys Film Nostalghia gesehen hat und die Bedeutung der Kirchenruine darin. Ein Film, der wie kein anderer Andersenkenden und Toleranz Raum gibt und Gehör. Der Ruinencharakter der Wernerkapelle ist für mich nicht antastbar. Jede dauerhafte Umgestaltung wäre mir zuwider. Dergleichen Befürchtungen wurden aber durch die Informationen zu dem Projekt sofort ausgeräumt.
Später dann las ich im Internet einen Wiesbadener Zeitungsartikel von Katja Rietze vom 2.10.2006 ; darüber war ich nicht so sehr erfreut. Liegt der Künstler falsch oder die Berichterstatterin ? Einen Leserbrief oder Richtigstellung dazu gab es nicht.
"Seit 25 Jahren entwirft der Wiesbadener Künstler Kirchenfenster. Sie alle seien etwas besonderes, betont Hartmann, aber das in Bacharach solle eben eine ganz spezielle Botschaft vermitteln, schließlich gelte die Wernerkapelle schon seit dem Mittelalter als Mahnmal für deutsch-jüdisches Miteinander. Der heute widerlegten Legende nach soll der Knabe Werner, dessen Gebeine in der Kapelle liegen, 1278 von Juden durch einen Ritualmord getötet worden sein, woraufhin ein Pogrom initiiert und die gesamte jüdische Bevölkerung am Mittelrhein ausgelöscht wurde. Einziger Überlebender war der Rabbi von Bacharach, dem Heinrich Heine später einen Roman widmen wollte. "
Warum soll man falschen Legenden noch falsche hinzufügen ? Ist das angemessen angesichts des doch wichtigen Anlasses und der Tragik von Judenverfolgungen in Deutschland. Die Gebeine liegen nicht dort. Die Wernerkapelle war nicht Mahnmal seit dem Mittelalter. Leider nicht. Es sei denn wir leben noch in dem Mittelalter, was ja durchaus mitunter sein kann. Und der Rabbi als einziger Überlebender des Progroms von 1278. Sie müßten deinen Text doch eigentlich kennen und lesen Heine, wenn sie ihn würdigen und zum Kirchenfenster machen wollen.
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Rotes Glas sticht in den Himmel die Schwärze der Buchstaben
eine Schrift flammt
wer entziffert das Menetekel
oder schüttet es zu
überstrahlt es überglänzt es
vorgeschaltet dem gotischen Maßwerk
unberührt mit dem Stein Installation
was installiert sich
ein Zeichen gegen Verdrängung gegen die eigene auch
trennt es den Opfern die Schatten
nennt es die jüngsten auch
auch die Geschichte des Vergessens gehört zu ihnen
all die dunklen Momente die nicht zu stilisieren sind
eine Klagelied erhebt sich zum Himmel
an einer Stelle wo es brechen will Bann und Fluch
ein unvollendetes Klagelied
denn wie könnte man je eins vollenden wer will fassen den Schmerz
nichts glast die Fenster hier zu
ein Fragment reißt auf den Himmel
Raben durchfliegen es
Glas zerklirrt
der Schatten Heines zeigt sich an der Wand der Rabbi ist zurückgekehrt
still leise
als bleich der Mond verlassen hier sich von dem Trubel ganz erholte
die schöne Sarah hielt die Totenblumen in der Hand
El male Rahamim
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In all den Fesseln tanzt du leicht du löst die Knoten die der Kopf dir strickt du hältst die Seele reißen alle Stricke
der Lähmung setzt du eins entgegen du denkst und du betäubst dich nicht
du sitzt dem Popanz nicht mehr auf
du weißt was da verlorengeht
ein einzeln Leben ist ein ganzes Weltenreich
die Zuckererbsen sind dir nah doch rutschst du nicht auf ihnen aus
durchstichst Konsum und blaße Glätte
in dir da lebt und pocht nie Hülle werden, gar Philister sein
die Sprache zuckt in dir die nicht sich täuschen läßt
durch kein Jargon, Parole oder Etikett die auf dem Weg ist, sei es Flucht
irrend immer ohne vorgegebne Antwort durch Fassaden die nur Schein
durch enge Gassen, Boulevards Städte, Länder, Sprachen
selbst auf der Flucht du bleibst nicht stecken
der Weg, das Ziel ist immer schon das Wagnis
der Anfang eines Schritts die Freiheit unbeirrt von
Medienmeinungsmache jeglicher Zensur
kein Institut hat Monopol auf dich
die Sprache der du angehörst bestimmt die Konferenz der Länder nicht der Flickenteppich deutscher Kleingeistspur
das ist das Schöne was so tief in dir verankert
an Freiheit, Geist und Sprache in die du ganz so eingetaucht
in ihre Wurzeln, Bilder und Metaphern in ihre Lieder, Mären, Widerhaken
und das du offen dann auch spürtest wofür noch keine Namen
auch wenn sie jetzt zwangsintegrieren es gibt keine Lizens für Sprache so wenig wie für Freiheit auch
der Deutsche Blockwart hat stets Konjunktur er trennt den Müll, sortiert den Nachbarn
die blassen Doktoranden bekommen Job, Karriere, Geld die Bürokraten wieder nur allein das Sagen
Erinnerungskultur wird überwacht
die gegen uralt Dunkelmänner fluchen sind Dunkelmänner oft gern selbst
die Wirklichkeiten zerfallen wo soll da Toleranz sein wenn man nicht mehr sieht ?
die Meinungshenker haben einen Strick der dünner ist als alles Seil er zieht fest zu ganz seidenmatt wir denken alle gut sind fein gesinnt wissenschaftlich ganz neutral verstehen nicht warum was schreckt vor uns und unsre Toleranz erstickt im Keim und überzieht das Fremde ganz Kondom der Glätte wir umarmen um den Armen nichts zu geben
das Krankengut, das Menschenmaterial Humankapital mischt sich mit schönsten Worten hin diversity
die Wissenschaft hat ihren Goethe längst durchschritten das Auge ist nicht sonnenhaft nicht einmal tierisch, erdhaft oder blind
es ist ein Flimmernetz kalt zuckend die Lust wird virtuell videomatt und glatt
was ist der Mensch als flache Leere nur
die Babys gibt man schnell in Krippen der Staat er sammelt alles auf
erzogen wird nach einer Schnur und alles preist und lobt Kultur
die Deutsche Einheit gläsern eine Mauer besteht auch weiterhin im Jammern
der deutsche Papst hat eine alte Mütze auf doch wenn die Sonne scheint, nimmt er den roten Hut
wir verstehen alles um zu fragen nicht nur ja warum
wir reichen Hände die ganz ohne Finger sind
wir tragen unsre Burka innen bist du wie ich bin ich wie du
Toleranz ist sie Vermummung oder zeigt sie ein Gesicht ?
ist sie leicht wie Haferflocken schmelzbar wie der Schnee überfrierend Nässe glatt weiß wie Unschuld und Batist
oder fällt sie schwer oft sehr weil sie nicht nur Liebe stottert sondern Auseinandersetzung ist
die den Fremden gilt zu sehen und zu sehen wie man selber ist
die die Augen öffnet für die Welten wo die Menschen oft zu Grunde gehen abgestorben in Betäubung, Drogen, Video und Shit ohne Hoffnung, Gegenüber, Zukunftswille wo sie zweifeln alles ist nur Lüge und der Staat nur Einerlei Mobbing, Kälte, Haß, Intrige und die Kirche schweigt dabei
wo die Jugend ohne Arbeit die ein Recht hat auf Ideen
Leben ist die Spannung nicht die Lähmung
Toleranz ist auch ein klarer Schnitt
hierhin und nicht weiter
keiner ist der Arsch der Welt
es gibt Grenzen die verletzen
und die einzuhalten sind
keiner ist Museum nur zappelnd Erbe und ein toter Fisch
Leute die sich nicht gefunden finden nicht den Weg zum andern
immer auf dem Weg zum andern find ich mich und meine Spur
die Metaphysik ging baden Heine es gibt keinen Kampf der Köpfe mehr
allenfalls parteipolitische Zöpfe nur
public relation ist alles Babylon hat Hochkonjunktur
am Ende ist auch unerheblich alle Toleranz
mag der andere doch denken was immer er will, Idiot, Krüppel, Spinner, Fanatiker, Idealist, Saupanz er
Ratte, Kröte, schwule Ente und Reptil looser, looser, faules Schwein
wir lassen einfach links liegen was uns nicht kriecht voll Schleim
erwähnen nicht, still ziehen die Rufmorde, Intrigen unaufhaltsam erfolgreich ihre Spur, es reicht nicht zu erwähnen, alles geht unter im Überfluß wir schweigen aus
nicht willentlich nein es versteht sich von selbst irgendwie alles Roulett
pluralistisch ist das wenn keine einzelne Meinung besteht
vernetzen tut sich was schon längst miteinander verglont
die schwarzen Listen sind unsichtbar Zensur war ein Spiel nur des Ostens
für alles paar Namen Medienpäpste der Gesinnung und der Regen er fließt von oben nach unten
und von unten nach oben da kriecht nicht einmal eine Eidechsenspur
das Geld organisiert es Großverlage, Namen werden gelotst investiert in promotion alles lacht was immer auch droht
was ist da ein Wort noch eine Papageienfeder in Pinoccios Haar
Sprachautomaten ersetzen, wer könnte Auskunft auch geben
Fragen und Leben sind vorgezinkt schon
manchmal überfällt uns ein Bangen nicht alles könnte am Ende manipuliert nur sein
nicht alles nur Tanz um das fett satte goldene Kalb
wir haben jetzt Angst vor Schläfern die sind völlig unauffällig grau und angepaßt und genauso wie wir
die Paradieshungrigen sind am kommen oder was sich so nennt menschenverachtend wer bombt in die Erde Höllen schon rein
keine Toleanz dem der Leben zerstört der die Spur legt früh schon zu Vergiftung, Ausgrenzung und Progrom "unwertem Leben " Kolleteralschäden in welch geschönten Worten auch immer Pseudowissenschaft hält da Schritt
in all den Fesseln tanzt du leicht läßt dich erschlagen nicht verfinstern
du leugnest nicht die Knoten die die Welt stets strickt
der Lähmung setztest du entgegen Heine die Wüstenwanderung durch Wort und Schrift
die Klage Hiobs schwang in all den Psalmen mit
den neuen Liebesliedern die du schriebst für diese Erde hier
der Himmel riß dir Wolken auf du tanztest leicht
doch fest beharrlich war dein Schritt aus aller Enge stets die nicht befreit den Geist aus falscher Konvention
in all den Fesseln
die Leichtigkeit ist deine Waffe
der Spott nur Maske, Ironie
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In der Ruine rotem Fenster ein Text zieht sich durch Glas dahin Aschenregen fällt auf Kalk so schwärzt sich rotes Glas so schimmert Licht hindurch und schattet ab das Wort ein Fragment brennt sich in Stille in den offnen Himmel hin
über allem noch die Fratzen der Chimären Wasserspeier spucken aus das Gift
aus dem Schatten der Ruine treten alte Geister Winand schult gelehrt und fromm sich um und der Knabe Werner mit den Wunden Opfer war er sicherlich schändlich dann sein Name zur Verfolgung und Ermordung hin mißbraucht
schaut der schönen Sarah ins Gesicht Veilchen blaue streut er aus und der stumme Wilhelm mit dem Nachen der den Pfarrer Horn auch fuhr grüßt sie alle mit erhobnem Ruder
hier ist nun das Ende all der Flucht kein Gerücht mehr geistert flink durch enge Gassen keine Hetze und kein Fluch nichts wird mehr verbrannt und kein Progrom keine alten Frauen abgeführt und keine Schmähung offen durch die Straßen vorgeführt
schieß nicht schieß nicht ich bin ein einzelner Mensch und der Rabbi schlägt die Hände vors Gesicht weg ist nun das Hakenkreuz hoch gegenüber im Waisenhaus die alte Thora überlebt
und der Rabbi schlägt die Hände vors Gesicht niemand sieht es drüben noch die alte Synagoge ohne Tafel einfach Haus still versteckt abseits von der Straße an dem Berge etwas hoch
und der Rabbi schlägt die Hände vors Gesicht der Engel des Todes er schwebte über Kapelle und Stadt und der Rabbi grüßt die Toten grüßt die leben grüßt die morgen leben hier stumm formt sich auf seinen Lippen
Sch’ma Jis’rael: Adonaj Elohejnu, Adonaj Echad!
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Und Heine fährt noch einmal in einem Kahn vorbei
zu Bacharach am Rheine zu Weltruhm hin
hab ich verhext Brentano seine Hexe
der Schiffer rudert schneller und Heine schaut in die Höh
er sieht die Kapelle das Fenster rot blitzt es über der Stadt
den Text hab ich geschrieben mit zittriger Hand
der jetzt gläsern ist Wand
und sieh und sieh an weißer Wand da kam's hervor wie Menschenhand
und schrieb und schrieb an weißer Wand Buchstaben von Feuer und schrieb und schwand
die Magier kamen doch keiner verstand zu deuten die Flammenschrift an der Wand
den Text hab ich geschrieben meine Fragment offen hier flammt
gläsern noch unzerbrochen und war doch ein Klirren so groß in der Zeit
den Text hab ich geschrieben ein Teil mir verbrannt
Asche die nie sich beschrieb
die uralte Stadt an derselben Stelle noch immer
Türme grauer Dächer Schieferglanz
die Flucht durchs Tor ich wollte zeigen
das Schicksal der Meinen durchweht all die Zeiten ein klagendes flammendes Lied
ich habe die Klage erhoben aus der Flucht dieser Stadt aus dem Fluch der Kapelle aus der Enge heraus
doch blieb es Fragment
ich wollte die Finsternis wenden aus aller Verfolgung heraus in helleres Licht das aus Bedrängung für immer aufbricht
Wagnis des Denkens das Schatten durchsticht
Befreiung des Worts Taumel der Sinne
Lust einer Seele Leben und Liebe von spanischer Sonne durchglüht
Herzen entflammt aus Stickisch und Dunkel hier auch am Rhein
Jitgadal w'jitkadaš, Sch'meh rabah, b'Alma di hu Atid l'it'chadata
doch das Grauen schlug zu Blitze, Gewitter grell zuckten braune Schlamm-massen lawinenhaft erstickten am Ende Ruder und Kahn
jetzt sind die Ufer bunt
die Weltkultur zu Gast
und manche Gräber haben keinen Namen
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Der Text ist eine Schlange die sich häutet er wirft die Muster ab die ihn durchziehen du bist nicht Walter Scott mehr doch noch nicht Edmond Jabbes nur auf dem Weg dorthin es irren die derridadieren dich stilisieren der Schmerz er bleibt Fragment die Sprache irrt noch zwischen Lust und Scherz Finsternis und Ohnmacht Sprache ist nicht Geld frei zirkulierend abstrakte Ziffern Code nur Chiffren sie ist noch ursprungsnah buchstabengetreu und Erde noch ist Asche, Gras und Klage
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Das Eintrittsbillet zur Kultur welche Taufe ist es heute wer darf und wer wird aussortiert über wen redet man ab wann steht man auf Rednerlisten honorabel oder promoviert und der Regen er fließt von ganz oben wäscht ab die auf das Pflaster fielen und die Stumme wendet sich in grauen Stein
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Und dein Text ist jetzt ein Kuchen Kirchenfensterscheibentorte und wer Geld hat kann sich kaufen jeder dann ein Fensterlein
hätt ich Geld doch bin ich Schreiber würd ich kaufen gern ein Stück
und es hängen wohin hängen in den Abendsonnenschein
an die Tür ans Fenster gar jeder sieht dann auch sogleich meine Meinung ich bin reich
so muß ich vorlieb nun nehmen aus Papier schneid ich mir Stücke
doch aus welchem Exemplar nicht aus dem das mir so lieb ist
das verbrannt am Rande ganz weil es überlebt des Dritten Reiches Dummheit- Haß- und Zornesflammen
und dein Text im Chad Gadja ist mir auch nicht antastbar aus dem alten Jüdischen Verlag
und das ebay Exemplar als Besitzer Schindler steht
und so herrlich bunt ist die Geldern Haggadah
ach wie oft ist illustriert das Böcklein und das Öchslein
es kam ein Schlächterlein welches Exemplar soll ich nun nehmen
statt zu lesen nun zu schneiden deinen Rabbi ganz entzwei
welche Stelle soll ich suchen die mir dann ganz Fenster ist
Bacharach die alte Stadt vor dir schon Jerusalem verglichen
nein die schöne Sarah lieber oder Wilhelm mit dem Kahn
das große Silberbecken das dein Rabbi einst wie Hagen -Fluch dahin- tief in Rheines Fluten warf
die Stelle die mir angstnah noch am liebsten schieß nicht ich bin ein einzelner Mensch
oder wo du tröstest daß sie dich nur töten wollen oder wo du klagst doch um die andern
einer schneidet hier den andern immer auf und aus verbrannt geschlagen gebissen gefressen gekauft
Öchslein Stöcklein Böcklein Suslein sag mir hebt die Toleranz das auf ?
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Es wurde dir gemailt es wurden Schilder aufgestellt das Denkmal nicht besudeln doch wer besudelt wen es wurden hier besudelt Zigeuner, Juden, Schwule, Irre das Denkmal ist nur Stein doch Spucke traf die Haut die Menschen ins Gesicht
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Ja, was ist Schrift ?
Ich bin eine Dohle
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Einfach hineinlesen :
Die Pflastersteine auf der Straß
Die verwünschten Tempeltreppen daß ich stolpernd in den Abgrund nicht den Hals gebrochen mehrmals, ist mir heut noch unbegreiflich.
Wie die Wasserstürze kreischten ! wie der Wind die Tannen peitschte, daß sie heulten ! Plötzlich platzten Auch die Wolken - schlechtes Wetter !
Das ist ja die verkehrte Welt, wir gehen auf den Köpfen! Die Jäger werden dutzendweis Erschossen von den Schnepfen.
Das ist der finstre Sohn der Nacht, der hier den segnenden Priester macht; er murmelt die Formeln aus blutigem Buch, sein Beten ist Lästern, sein Segen ist Fluch.
" Die großen Buben gingen vorbei und grüßten : " Haarüh ! " die kleinen riefen mir denselben Gruß, aber in einiger Entfernung. ...rief mir plötzlich ins Ohr ein lachendes Haarüh ! - das schnöde Wort im Davonlaufen beständig modulierend...aber nie unterließ er dann auch das fatale Haarüh ! zu rufen und zwar in allen Modulationen. "
O Harry Heine wie gut du rheinische Städte kennst ! ! ! |
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Stumme ist zieht lautlos durch die Gassen
Stumme ist verharrt an einer Stell
Stumme ist kein Raum zum Reden
niemand dir jetzt nah von den die leben
Stumme ist ganz eingedenk
und der Regen löst die Seele
und er wäscht den Fels die Erde
und durch schwarze Tore schweigend gehst du still
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Abseits ist nicht immer nur daneben Abseits ist mitunter mittendrin und du siehst die Schatten die das Leben anders wirft als nur dahin die sich knüpfen in ein Morgen wenn das Dunkel heute ist dahin
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Ja er war ein Ketzer ganz und gar mit Haut und Haar küß mir das blanke Schwert das der liebe Gott be-schert das feuerrote Sefchen statt der schwarzen Locken des Henkers Töchterlein er sah was seinem Volke fehlt er trat und trat Sarkasmus, Spott, Witz, Ironie Verrat, ja auch Verrat oft ratlos gar nur ja nicht wieder kriechen warf er den Kopf im Ohr noch dies Haarüh ! Haarüh ! verzweifelt sein Gebet kalt Spott zur Höh vielleicht hat Gott ihn ja erhört den soviel Trotz nicht weiter stört fand er am Ende doch zu ihm doch vorher noch sein Leben lang daß jedem Frommen wurde bang sei Nazarener er, Christ oder Jud er köpfte alle Köpfe mit und ohne Hut das Leben zeigt er sinnlich nackt er liebt wie niemand lieben kann er ist ein Deutscher mehr als jeder Mann er kennt die Herzen, Träume, Phantasien die Lügen, Schmeicheleien, Maskeraden er tanzt das Leben wild voll Glut doch kommt stets zur Besinnung er verliert sich ganz und findet doppelt sich dann wieder er ist ein Bürger zweier, dreier Welten zerrissen, atmend, leidend und voll Kraft in seinem Widerspruch ist er Gott nah er ist die Frage die mit falscher Antwort auf Dauer nie zufrieden war
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Da kommt er hergeschritten und geht durch diese Stadt die seine Texte gläsern zum Fenster hat gemacht durch Fenster kann man sehen stets neu die Fahnen wehen die Zeit sie bleibt nicht stehen wir müssen vorwärts gehen aus den Kaminen steigt der Rauch die schwarzen Dohlen nisten auf den Simsen der Wisperwind klopft an die Scheiben vorbei die Zeit des Lug und Trugs der Hetze der Text dort auf dem Fenster vertreibt all die Gespenster der Fremde der da kommt er geht durch diese Stadt wie durch ein Haus das offne Türen hat in Herzen liegt der Schlüssel und in den Köpfen grüßt ein neuer Tag
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Bleiche Schwester der Romantik komm heraus aus deim Versteck ja ich weiß du scheust das Grelle wie die Eule blind das Tageslicht aber schau, sie erben doch ohne anzuschaun das Tote zogst dich nicht zurück im Leben daß die Nachwelt fingern tut aber sei nicht bang sie sind ganz balanciert global sehen nicht was vor den Füßen Bleiche Schwester der Romantik komm heraus aus deim Versteck sieh das rote Fenster schwarzer Vogelfüße Krähenspitzen schreiben Heines Text in der Kapelle unbedachter Stille in den ruhelosen Himmel Wolken, Sonne, Mond und Blitze leuchten auf der Buchstab Sterne auch
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Alter Vater Rhein in deinem Bart flechten neue Muster sich laß die Wellen sie durchdringen aus den Strudeln zieht sich neue Bahn Strömung hin zu Meeresfluten doch du weißt ich bin das Gegenfluten schwacher Fels in tosend Brandung Widerhaken im Gefälle, Dorn im Dickicht Stein an Biegung, Eck und Grund reißen alle Netze mir, niemand fischt mich auf aus deiner Enge immer strömst du mir entgegen stemme mich doch nie hinweg nenn es Trotz, Verachtung, Stolz liebe nicht die mit dir schwimmen immer je nach Pegel oben auf deine Ufer sind mir eng deine Berge Papp-paraden deine Stirne mag ich hart und keltisch, römisch glatte Schläfe alter Flußgott fesselst mich mit der Reben saurem Saft deine Augen schauen durch alle Masken deine Haare feuerrot im Wasser alter Vater Rhein zwischen deinen Ufern wenn die Öde an den Tälern klebt strömst du, pochst du bist du Atem mir und frei Richtung, Puls und Leben und dein Mund er flüstert mir wellentief und - leis wenn der Mond des Nachts badet wie auf einer Scherbe Glas wiegt mich ganz dein Felsenecho alte Sagen sagen es Sohn des Rheins bist du geblieben
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Das Testament der alten Katze die man immer schlug sie wollte ganz alleine sein und hatte Angst im Tod das nicht zu sein wie wehren sich ? sie bat den Wolf wenn es soweit daß er sie still begrub an einer Ecke wo der Wind hinpfeift und keine Maus zugegen sie hat zuviele schon im Magen
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Spiegelglas - falsch gespiegelt -
Oberhalb des Rheingaus, mitten im Weltkulturerbe, wo die Ufer des Stroms ihre lachende Miene ( nicht Mine ) finden, Berg und Felsen mit ihren stillgelegten Burgruinen sich milder gebärden und eine zahme, sanftere Herrlichkeit emporsteigt, dort liegt wie eine fröhliche Sage der Nachwelt, die helle ganz neue Stadt Bacherach. Nicht immer waren so renoviert und aufgeputzt diese Mauern mit ihren sanierten Zinnen und vorwitzigen Warttürmchen, in deren windstillen Luken Spatzen nisten; in diesen heimeligen schönen Lehmfachwerkgassen, die man durch das offene Tor erblickt, herrschte nicht immer jenes fröhliche Treiben, das nur dann und wann unterbrochen wird von lachenden Kindern, singenden Frauen und sanft muhend gähnenden Touristen, müde vom vielen Städte- und Burgendurchlaufen.
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Ich habe nichts vernommen ich hab auch nicht gefragt sind sie die Treppen stiegen und ausgerutscht dabei gab es Protest und leere Spiele lief alles diesmal glatt vorbei war Regen oder Sonne war Andacht oder Eitelkeit war ein Gefühl von Größe bei soviel hohen Herren wie fühlt man sich gerühret wenn soviel Welt zu Gast es schmeichelt jeder jedem schick genug für Landrat Schick ob die Presse war dabei das brauch ich nicht zu fragen gucken stets nach Titel und ansonsten sind sie still dem Institut von Heine gab ich den Tip mit Horn 2002 haben aufgegriffen sie es jetzt vielleicht da kommen doch noch Zeiten daß Dichter wenn auch nicht von diesem vom letzten noch Jahrhundert auch zugegen doch immerhin wir sind schon angekommen im Neunzehnten das ist schon viel das Grauen wird nicht besser die Texte schreiben nicht mehr schnell sich hin ach am Ende war noch Regen und das ist kein Segen habe noch vor Augen wie obwohl ganz abgesichert wie die ersten Christen fühlten sich Frieden war ganz in Gefahr mutig ruckten sie den Kopf ganz in die Höh schon beim ersten Tropfen den man vorher so geduckt ach Gewissen ist ja leicht täglich kann man kaufen es in Zeitung weil es ist so leicht schwebt es auch so schnell dahin ach wir haben ja vor Augen Oskar trommelt schon mit drei früh genug kann Widerstand nicht sein ach ich hab soviel erlebt falsche Gränze, falsche Gräber falsche Namen alles war dabei Horn war auch Franzosenhasser Winand hasste ebenso aber mehr die Juden ach die Heimat ist ein Greul immer gilt es wegzugucken auszuschalten und radieren nur an Festen kostümiert sich alles tolerant und bunt und mützig hüpft dann selig ganz vereint und der Wein er macht es möglich daß die eben sich noch morden in den Armen liegen wonnevoll schön war immer Kaffee Kuchen hier in Marburg wenn die Brüderlichkeit begann einmal wöchentlich im Jahr fing stets an im Offizierscasino erster Weltkrieg Orden alte Herren unsere Arbeit in der Presse und die Juden mußten loben, loben, loben Frau Bandirektor hochgehoben laut erwähnt und die alte Frau daneben flüstert sagt ich bin hier auch gewesen und vertrieben worden einst und du konntest lernen viel von den die viel gelitten nur die Glasur vom christlich Kuchen war dir stets zu glatt und matt hättest gern gesehen auf Pfingsten hier jenen Herrn der auch begrüßt die Gäste Mitglied ist - goggle sieht es - der Historischen Kommission ach ich schweige still was sich da in Köln getrieben wie sich wer geschmückt mit der Arbeit eines andern ach ich wär so gern dabeigewesen jetzt bei all den hohen Herren diesmal glaub ich hätt ich's doch ertragen letztes Mal da wurd mir schlecht soff die ganze Nacht davor mit einem jungen Rechten der jetzt tot im Grab schon liegt kotzte, kotzte soviel Wendehälse manchmal schmerzt der Fortschritt auch in mir blieb noch unbewältigt was sich leichthin wälzt nun fort in der Unschuld aller die scheint's immer schon gewesen ach ich liebe die Kapelle steht's zieht sie die Leute an stell mir Heine deinen Text jetzt vor ihre Wasserspeier lachen Fratzen und Grimassen ganz verzerrt heute kommen die die gestern flohen blind Romantik sucht ihr Seelenheil Carus findet seine Heimat wieder Pilger sind wir alle streben all nach oben unbedacht wie die Pfeiler, hohen Fenster hier wechseln nur die Pfade, die wir treten und die Namen die wir treten auch plötzlich mischt sich um das Kartenspiel doch was dazwischen ist gewesen niemand sieht die Tricks nein es waren keine Tricks gewesen offen Löcher und Vergessen Abgrund harmlos scheinbar Kraft durch Freude mühsam das Erinnern aus dem Dunkel tiefer auch geleugtner Schuld nicht von oben fiel was jetzt von oben besserwissend gar serviert kleine Schritte unbeachtet die doch Änderung bewegt ja es kam so mancher zur Besinnung als es galt noch vor dem Tod eine Stadt die wandelt sich erst wenn alle Vorurteile gehen hier in der Kapelle als noch Gras den Boden deckte wild und frei der Zutritt war einst ich auch fein Vortrag hielt über fast genau dasselbe drastisch, schaurig,düster, finster Zuhörer zwei, drei Touristen war'n und es gab dafür ne Mark und ich rauchte meine erste Zigarette in der Nische wo der Heilige einst lag und der Heilige er war nicht heilig und ich keuchte, hustete ganz stark
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Und es war im Traum heut morgen und da hüpft ich federleicht war ein Vogel ohne Schwingen und umfaßte dich doch ganz sah in deine Augen tief hinein blaue Meere öffnete die Seele selten war ich dir so nah und dein Fuß er stand auf meinen und von Stein zu Stein war's ein Gelingen setzte auf und war schon fort wieder auf dem nächsten ganz genau berechnet Sprung und Absprung nichts an Kraft ging da verloren harrte aus nur so wie nötig weiter ging's ein Flug ohn Brechung reiste so durch viele Orte wo wir oft gewesen sind und die alte Frau dort auf der Mauer tot schon lange sagte Namen sind's gewesen die auch tot jetzt schon und das Öchslein sagt ich wurd geschlachtet und der irre Bruder sagt vergast und das Stöcklein sagt ich wurd verbrannt und das Schlächterlein es sagte nichts und das Todesengelein schlief fest im Herrn
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Und die schwarzen Katzen dösen auf den Treppenstufen sonntags hell im Mittagslicht und die Sonne wärmt ihr glänzend Fell sind zu faul sich jetzt zu putzen und die Krallen scharf wie nie zucken noch vom Mäusemorden in der Nacht und der junge Vogel ward gefressen eben hat er noch den Tag besungen gleich am frühen Morgen schon
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Ach du hattest schöne Locken fielen dorthin fielen hierhin blieben nie an einem Ort fielen tief dir ins Gesicht über deine Stirne ganz ach du hattest schöne Locken und verlockend warst du da fielst du dorthin fielst du hierhin nie bliebst du an einem Ort
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Täubchen meinte er zur Therapeutin und er meinte doch nur taub sei sie
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Welle, Welle fließe immerzu willst frei du sein doch was ist wenn du kein Ufer findest Welle, Welle fließe immerzu willst frei du sein doch wann kommt dir in den Sinn daß du selber nur ein Schwanken Zufall etwas Strom und Wind Welle, Welle fließe immerzu willst frei du sein doch was ist wenn du ein Ufer findest
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Skeptisch war er gegen Bischöfe, auch gegen die des Atheismus.
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Warum blieb er hier wenn sich ihm hier nichts mehr bot doch es zieht ihn in die Tiefe zieht ihn ganz zurück an den Anfang seines Lebens hier waren seine ersten Schritte hier wird lernen er durch alle Fesseln gehen
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Zum Außenseiter auserkoren
Mitten in Europa mitten in Deutschland in der Mitte vom Mittelrhein mitten in der Stadt bin ich geboren mitten im Jahrhundert mitten im Jahr mitten im Monat in der Mitte des Tags
1950 15. Juli 12 Uhr in Bacharach gegenüber dem Posthof
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Die Toleranz
Sie suchten hier am Rhein schon immer was das Gold, das Haar, die Krone
die Römer suchten auf das Bad die Kelten den Druidenpfad die Juden ihre Mikveh
die Götter wechselten gar häufig mal Mithridates, Isis, Bacchus und Astarte
auch die Germanen brauchten einen Heiland der kräftig war und stark und siegreich in der Liebe noch gab es Ehen mehr als nur zu zweit
sie suchten einen Gott der gab der Kirche und dem Kaiser viel Macht und Rom erhob in neuem Glanz sich auf des Glaubens Hügeln
der große Staufer war dazwischen ein Hammer, der dann schnell gefällt
dann suchten sie den Buchstab in der Bibel Luther schaute den Leuten auf das Maul die Landesfürsten auf die Kassen
die armen Bauern waren dazwischen
als das vorbei war dachten sie die Wahrheit Aufklärung und Moral
die Freiheitsbäume und Kokarden Zipfelmützen Sansculottenhosen von einer goldnen Biene bald zerfressen kamen an den Rhein geschritten
der arme Hölderlin war auch dabei
als das vorbei war dachten sie Befehl Gehorsam, Führer und Partei
egal in welcher Farbe das macht sich alles gut ist nur der Blockwart auf der Hut
es blutete der Kontinent ganz fürchterlich
als das vorbei war dachten sie Erfolg ein jeder gegen jeden egal mit wem und was und wie
selbst in die Seele schauten sie wie nie und therapierten was sich nicht der neuen Leistung unterzog
so wuchs bei uns die Toleranz Produkt aus vielen Kriegen
wir bomben nicht mehr zügellos wir legen Minen nun aus Liebe
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Wann kommt eine Zeit wo es wieder Leser gibt die die Texte nicht erhöhen oder schmähen sondern lesen und erkennen ohne Suppe nur zu löffeln Eintopf oder fett gebraten Soße ganz aus Brei didaktisch die da schmecken Salz und Wort Lippe sind noch selber Zunge in der Taubheit unsrer Zeit
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Kein Vorhang mehr wo alle Fragen sind ersoffen nur in der Laune eines Medienpopanz
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Heine gassenhaft hast du reingesaut in die Etüden hast die Seele zirpeln lassen und den Nachttopf ganz geleert
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Selten bläst du die Fanfare wird der Rhein dir auch Staffage Burgen, Berge, fahrend Ritter Mythen, Sagen, Trutzgewitter der Romantik abgeschaut kleidest neu du jede Braut auf den Felsen in die Höh hüpfen Nixen und die Flöh untergehen tuen Schiffer damals gab's noch keine Kiffer liebestoll nur arme Fischer doch durch die Fassaden durch stichst du dann den Spott der Nadel die die Finsternis durchstochen alles ist nur falscher Adel Fliegen sind nur auf den Leim gekrochen glaubten dir den Krautsalat doch dein Herz auch ganz im Scherz schweigend ist dir still der Schmerz
aus den Flammen Dritten Reiches bist du nun zurückgekehrt aus dem unbekannten Volkslied bist du wieder Name Titel
und ich möchte mich auch nähern dir um mich zu entfernen wieder
Kopist von dem Kopisten ist unsrer aller kulturellen Spur
wir sind doch Epigonen uns fehlen nur die Throne
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Um den alten Turm herum schweigt die Mauer niemand wacht Reben sind geschnitten umgestülpt am Ufer Nachen Netze aufgelöst Ruder hochgezogen werfen Schatten in den Sand zwischen all den Scherben trocknet Treibholz still rostet Blech und Nagel Brunnen ohne Wasser Dächer schiefergrau Menschen an dem Ufer sehen die Weiden nicht sehen nur die Schiffe wegziehen immerzu keiner ankert hier zieht nur alles schnell vorrüber fensterlos die Kapelle rot wacht sie über grauem Stein über grobgehaunem Fachwerk nur der stille Wilhelm Weißdornzweige in der Hand ankert hier noch immer unvergeßlich ihm die schöne Sarah weiß und totenbleich im Kahn und ihr schwarzes Haar unvergeßlich jede Nacht
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Sterne blitzen drin Engel sind sich alle ähnlich doch wer taubstumm hört das nicht
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Alle dachten er sei stumm alle dachten er sei taub nur weil er ein Wort nie sprach doch er war nur ganz verstört frag nicht, was er einst und je gehört niemand traute er sich an nur mit Blicken sprach er dann und wann
also hörte er im Kahn alles was der Rabbi sprach so auch er vernahm als die schöne Sarah schlief und der Rabbi Gott anrief
flehend bat er ihn um Gnade daß er seine Frau so tief belogen um zu trösten sie all die Toten ihr verschwieg ihn nur wollten seine Häscher doch er wußte- Gott hab Gnade -
alle morden sie dahin plündern, schatzen, massakrieren daß nur ja kein Zeuge sei
und am nächsten Morgen ist die Nacht vorbei ruhig friedlich alles einerlei
manche nur sind dann verscharrt andre etwas reicher worden
und vom Haß ist nichts genommen der bleibt weiter unbenommen
und der Rabbi bat auch Gott wegzunehmen ihm den Fluch
den da Sarahs Vater einst gesprochen sieben Jahre nun zu wandern
ganz in Armut betteln gehen
und er wußte, jetzt ist kommen unabwendbar diese Zeit
und er sehnte sich nach Spanien wie er immer sehnte sich
und er rang mit Gott nie zu wissen, ob er Feuer oder Eis beides pochte ganz in ihm
glühend Liebe Sonne Sand und die Strenge kalt des Gesetzes Disziplin
seinem Volk zu leben war sein ganzes Streben
Kinder ist die Antwort auf den Tod und er bat nun Gott um diesen Segen
wie auch immer ungeschützt die Wege Gott der Wüste sei zugegen
Wasser spende dem der dürstet Manna schenke in der Not
nie ermüde unser Ziel auf Jerusalem zu gehen
statt uns einzunisten in der Enge wo nur Dunkel herrscht und Tod
daß lebendig uns dein Wort das wir lieben das wir leben das wir lehren
doch wie es vermehren
in der Enge Dogma ganz getreu oder pochend weit der Himmel
schafft dein Wort uns neu die Welt
Gnade Gott daß wir so denken und nicht an die Toten denken
ihnen gib das ew'ge Leben und von uns nimm unsre Schuld
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Manchmal muß man länger hier schon wohnen um zu wissen welche Gräber aufgeputzt welche gar nicht sind vorhanden welche Zeichen wichtig auch zur Umkehr und Besinnung
und der Schatten Winands in dem Turm wirkt vielleicht ganz schlimm auf Köpfe so sie Schoppen sauren Weins immerzu hauen in sich rein und besudeln selbst am End was sie zu erhalten eingedenk
ohne je zu fragen daß die Steine sind getragen auch von Zweck und Sinn
Disneyland das ist nicht alles kunterbunte Tore ohne nichts baumelt nur ein leerer Strumpf darin
Weltkultur das ist nicht nur Fasnachtsspiele und Fassaden schieben fängt sich auch ein Panorama ein
manchmal muß man stören die Idylle sonst schläft alles ein beim sauren Schoppenhauerwein
ach der arme Schopenhauer wird er nun zum Gassenhauer
und die Größe seines Denkens Abziehbild und falsches Etikett
und der Rheinische Verein mag sich fragen wo er früher war überall dabei
und der Gast auf seiner Rast will er abschneiden den Ast woraus alles zweigt
oder will er sehen Leben Menschen und Geschehen was nicht nur Kulisse ist
manchmal ist auch not ein Zeichen daß die bösen Geister weichen
und das Erbe mit dem Tal ist es auch ein Neuanfang ist es nicht die Stunde Null die da ausradiert die Tiefe unverankert Planspielwiese
nicht nur Talfahrt im Welterbetal manchmal geht es unverhunzt und unbesudelt auch bergauf
obwohl Sudler wird hier bald ein Ehrenname und Verhunzung Anerkennung
provinziell niveaulos ja so will ich sein herrlich medioker und maskiert
aber nicht entmündigt und bevormundet
eher stumpf und hirnlos
unverschämte Eindringlinge wo ist unverfälscht das Orginal
der Einsichtige verschmäht braucht er Jahre nein Sekunden
daß die Urtheilskraft beim Nachbarn freut mich wenn der Nachbar dies mir sagt
Denkmal heißt nicht daß man nicht mehr denken darf
Erbe heißt nicht daß man selber tot
und Kultur wirft weg den Hut der global nur aufgesetzt
wer sich denn besudelt fühlt von Heine der hat selten kurze Beine
wie schnell fällt dann auf seinen Schlips was er selber streut an Gips
und der Gast der sich besudelt fühlt von Heine soll er bleiben wo der Pfeffer wächst
ach wie schnell verfärbt sich was noch eben grün Zoten als auch Schoten
denn Heine das ist Rhein genauso wie der Wein
vorbei die Zeiten die ins Unglück schreiten
und tu ich mich hier fetzen und zeig ich Schatten, Widersprüche auf weil manches unerträglich ist so fühl ich mich doch nah und ungetrennt von denen die wie ich
auch wenn der Heine über Herwegh und den Mohrenkönig lacht weil zu pathetisch ihm der ganze deutsche Skatverein
setz ich die Toleranz aufs Banner
gelbe Sterne rosa Winkel Sinti Roma
und die Asche Hadamars dazu
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An den Ecken kläffkern Hunde und du kläffkerst eifrig mit
in den engen Gäßchen schallt es lauter
ist kaum Platz zu heben ganz das Bein |
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Für Freiligrath
Der Löwe hat geschlafen jetzt haben sie ihn geweckt er zeigt nicht gern die Tatzen die Krallen sind nicht schön doch wenn die Sonne allzusehr verbrennt ihm dann das Fell dann gähnt er laut und schrecklich der Schrecken der Oase
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Über der Stadt ein Fenster erwacht ein Fenster in einer Ruine die Ruine ist ohne ein Dach der Himmel badet in ihr über der schlafenden Stadt ein Fenster erwacht ein Fenster in einer Ruine der Regen wäscht die Scheiben ab der Regen rinnt hinab an rotem Glas rinnt er herab aus rotem Glas das Fenster ist ein Fenster in einer Ruine die sonst gar keine Fenster hat nur hohe Sandsteinbögen der Himmel offen nah darin nur Raben fliegen aus und ein durch hohe Sandsteinbögen über der schlafenden Stadt ein Fenster erwacht ein Fenster in einer Ruine aus rotem Glas das Fenster ist gebrannt in ihm der Text von Heinrich Heine über der schlafenden Stadt ein Fenster erwacht ein Fenster in einer Ruine
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Foto Fritz Stüber |
Welcher oder welche " Künstlerin" gibt sich dafür her mit ansonsten sehr schönen spielerischen Objekten sich durch - was auch immer - instrumentalisieren zu lassen, um den Eindruck eines anderen Künstlers nur zerstören zu wollen ? 3 Eigentore |
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Ich weiß nicht, was soll es bedeuten, Daß ich nicht traurig bin, Eine Hoffnung aus uralten Zeiten, Die kommt mir nicht aus dem Sinn. Die Luft ist kühl und es dunkelt, Und ruhig fließt der Wein; Die Gipfel des Streites funkeln, Im Abendsonnenschein.
Doch bald schon klärt sich auf Dort oben wunderbar, Ein gold'nes Geschmeide blitzet, Es kämmt die bösen Sätze gar Es kämmt sie mit goldener Utopie Und singt ein Lied dabei; Das hat eine wundersame, Gewalt'ge Melodei.
Den Streiter im kleinen Schiffe, Ergreift es mit wildem Weh; Er schaut nicht die bösen Begriffe, Er schaut nur hinauf in die Höh'. Ich glaube, Verständnis verschlinget Am Ende Hader und Streit, Und das hat mit ihrem Ringen, Die Toleranz getan.
"Frau Kanzlerin, weinen Sie für Afrika?", fragt Chefredakteur Geldof gleich auf Seite zwei und erhält umgehend eine Antwort, die so staubtrocken preußisch wie merkeltypisch ist: "Ich glaube nicht, dass das ein Erfolg versprechender Weg wäre." ... "Wir dagegen denken, dass man diese Ausgabe der "Bild"-Zeitung aufheben sollte zum Beweis dafür, wie rasch moralische Beweggründe sich in einen wohlfeilen Moralismus verwandeln können, der in verlogenem Kitsch und objektivem Zynismus endet. Scheinheiligendamm " Spiegel-online ein Tag vor dem 2. Juni 2007 über die Afrika Seite der Bild-Zeitung vom 1.6.
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Das ist die Seifenblase die da platzt
die bunt und schön so schillert
und ist doch Spiegelung Sekunden schönen Scheins
das Buch der Lieder zaubert Paradiese
und Schwert und Flamme zittern der Engel der sie streng bewacht
erhebt sich kurz aus all der Nacht
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Und wär es nicht verbrannt du hättest es zerrissen man spürt sehr wohl wenn man verloren ist dann ufert aus was vorher Strenge war und das Geschwätz obsiegt süßlich galant Abarbanel die Sonne Spaniens die Loyola schuf brennt unerbittlich feurig dem Don Quichote folgt ein Sancho Panso auf dem Esel Haarü Haarü
am Ende waren in Spanien dann im Kloster Santiagos die Gebeine dessen von Spinoza einst geraubt dem du hier entflohst
die Söhne des Glücks sie werfen lange Schatten und spotten die die sich verwandeln müssen dreifach, vielfach
Sprache sie verrät
sidonisch aufgehitzt in Schmeicheleien Lust zu suchen verliert sich was einst herzlich und natürlich war
und doch es bleibt
metallisch klirrend fahl und blaß hohnzuckend Tod aus Masken springt was nie an Schärfe sich verlor
der Schreck
auch wenn er tief ins Wasser taucht in fremde Worte, Werte und Gerüche Kulturen, nackt sogar er trägt die Farben seines Hauses
die Schleuder Davids hat ihn aufgespannt
er ist der Stein
der fliegt geschleudert wird
durchs Auge Goliaths zum Anfang hin
* * * * *
Doch wo ist Anfang
in dem großen Plan der Schöpfung
am Ende ist der
der da rennt und rennt
am Ziel
das hinter ihm schon liegt
schon vor ihm war
eh er zu laufen noch begann
und die da fluchen
er entfernt sich
sind selber stehengeblieben längst
und haben sich
entfernt dann doch
von dem
das sie zu hüten suchen
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Das Wort aus jenem Thoraschrein das immer ist Geburt es ist ein fremder Stern der zieht dahin und leuchtet durch den Tod
die Engel haben abgenabelt sich
und aus dem Staub noch Asche auf der Stirn
tritt unverletzt die Frage
was unterscheidet diese Nacht von all den andern Nächten
und diesmal antwortet das Schweigen
eine offene Tür das Wort ein leerer Becher
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gewidmet dem Yael Elya Institut
Sie sehen den See nicht und die Nacht sie fliegen blind durchs Dunkel nur ein Ziel zu speisen diesen weisen Mann der still vor einer Höhle sitzt und schweigt auf kahlen Ästen rasten sie im Mund den Happen in ihren schwarzen Federn noch ein weißes Haar vom Barte oder Haupte des Propheten es ist als ob er mit dabei auch flöge durch Nacht und Leere, Schweigen, Tal
es ist als ob da alle Zeiten stille stehen ein Flug der rabenschwarzen kahlen Nacht und nur der Mond ganz bleich inmitten silberheller Sterne, doch sehen's die Raben nicht, solange sie den Dienst zu sättigen den Hunger des Propheten hat Gott die Augen ihnen ganz gedeckt sie sehen den Propheten nicht noch wie er speist
sie fliegen blind durch Wälder, Täler hin an Felsen sicher ganz vorbei und finden blind das Futter und die Stelle sie picken's auf und hacken schnell und wissen immer wo der Mund ist des Propheten
am Tag wenn Sonne heiß auch brütet gnadenlos das Brot in ihrem Schnabel unzerkrümmelt frisch so selten war ihr Flug so ganz gelenkt der Raum war einfach Luft und Leere und füllte aus doch alles restlos ganz ein Wille
nichts blieb da übrig, fiel daneben es war genug und knapp und nie zuwenig und zuviel, genau gemessen
und unter ihren Flügeln breitete sich aus ein Schweigen das sie nie gekannt
im Innern strahlte eine Helle wie noch nie als hätten sie die Sonne ganz verschluckt und ihre schwarzen Federn spannten eine Weite die fächerte den Himmel gänzlich auf
selbst wenn sie flatterten kurz über einem Ast es war als ob sie stille standen und plötzlich fiel von ihnen alle Schwere nur hinab
und wenn sie wieder Erde unter ihren Füßen war weder Kälte noch, noch Hitze und selbst im Regen wurden sie nicht naß geschützt in einer Regenbogenhaut wie nie
die Kanten ihrer Schnäbel waren glühend Messer die tief und glatt das Fleisch zerhackten und ihre Krallen hielten eine Beute die sie nicht sahen, die ganz bereit und willenlos der Schärfe ihres Tuns entgegenbrach
kein Tropfen Blut fiel auf das Gras wie flinke Schatten flogen sie und ließen alles unberührt und unversehrt
nur wußten sie, der alte graue Mann er liebte ihr Gekrächze, er hatte sonst ja niemand außer Gott mit dem er sprach
so kreischten sie daß selbst im Fels ihr wildes Kra-Kra-Kra Gekrächze schrak den Stein
und fütterten den schweigenden Propheten mit Sprache eines fremden Flugs
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Und diese Raben blieben in der Welt
an ihnen blind erkennst du die Flügel Gottes
ihre Federn zerfetzt an Stacheldrahtzäunen, Drahtverhauen
über Apellplätze hinweg durch Todesmühlen hindurch
sie setzen ihren Fuß nie lange auf sie sind im Nu schon wieder weg
über Aschenplätze, glühende Halden
sie sehen und sie bleiben blind
die Galgen derer die man stieß hinweg
sie nähren sich von dem was ausgesetzt nur Futter
gefällt und hingestreckt
die Augen ja auf Schlachtfeldern auf Todesminen sie pickten sie zuerst
die glasge Stille die wenn nichts mehr bleibt
die Lippe die nun nicht mehr spricht noch schweigt
wo nur noch Masse ist was eben Mensch noch war
die Stirn die nun das Denken los
das Haar als Spiel zerzupft sogleich
und nur der Wind streicht über kahle Haut
und Regen wäscht das Blut nur tiefer in den Sand
der grau ein Staub
nur ein Vergessen ist
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Sie fliegen durch die Finsternisse hin über Felder nur des Tods wenn alle Hoffnung ist gebrochen und aller Laut erstickt wenn Schatten nur das Wort weil es entmenschlicht wurde wenn Gott ist auf der Zunge nur ein Gebet noch stumm verlassen ein Schrei nur noch ein Zucken eine Lähmung eine tote Miene sie fliegen unberingt und tragen doch im Herzen gelbe Ringe
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Sie sind die Erinnerungskultur Gottes der nie in Universitäten hat studiert und alle Daten sind in ihnen eingebrannt ein Kra Kra Kra auf ihren Schwingen schwingt das Schweigen mit das stets in all den Daten die da kalt gelistet und verwaltet einsam ungehört noch haust und nur die Raben wissen der Schrei ist zu beziffern nicht
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Aus den Flügeln der Nacht werd ich nehmen
das verbitterte Brot
das Salz aus den Seufzern des Leids schöpfen das Grau aus all den Anstaltskitteln
die Leere der Wände die Antwort nur waren
die Stumme im Blick
eisiges Schweigen
die Finger die kalt nur erstarrt
aus der Schrecknis heraus
werd ich kratzen den erfrorenen Segen
und legen dir
taub auf die Lippe
der Rabenfeder Glanz
das gewendete Weiß der Engel
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Und da kam er, schlug an und flog durch die offene Tür und nippte am Becher offen die Tür war der Nacht und durch die engen Gassen flatterte ein Schrecken und setzte sich ins Aug des Rabbi ganz als er sah das blutend etwas und die Gäste die da mimten mimte er sogleich auch mit bis er warf das blinkend Silber in die Fluten tief des Rheins daß da nichts mehr glänzte in der Nacht die dunkel das Exil ihm nun gebracht
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Wie ein Rabe imitiert er ahmt nur nach und täuscht gar selbst ja so ist es Hundeleben in den Gassen muß man bellen mit dazu in den Wiesen zirpen Grillen an den Teichen schnattern schnattern Schnatterels und Gänserich an den Mauern Gassenhauer bei Moral nur kurz erschauern bei den Demonstranten dann buhen muhen rufen an der Uni fabulieren alles glatt nur ein Zitieren ja so ist das imitieren in der Liebe nur bei aller Kunst
bricht das Herz
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Auf der Kapelle sitzen Raben Jahrhunderte schon lang sie sprechen mit den Speiern durch die der Regen fließt den Drachen und Dämonen den Fratzen und Chimären wenn unter Wolken ganz die Stadt der Regen über graue Dächer gießt und Stille breitet sich dann aus Gekreische und Gekeife in den Gassen dann verhallt und auf dem Kirchturm drüben der Hahn er rostet in dem Wind der Hahn dort auf Sankt Peter dem einst er auch gekräht die Höhen sind nun wieder frei die Galgenberge weg, die Hakenkreuze auch der alte Friedhof ist nicht mehr die Steine alle weg, die Gräber zugeschüttet wir gehen immer über Gräber und wissen es oft nicht die Wasserspeier spucken alles aus den Regen und auch das Vergessen das in den grauen Schieferdächern haust doch hier in diesen stillen Mauern der Kapelle ist unbedeckt der Himmel offen noch vieles was in dieser Stadt fühlbar zugegen es singen hier die Vögel über Gras und fliegen durch die hohen Fenster durch kein Portal tritt man mehr ein noch aus Natur schuf mit den Zustand der Kapelle und trug den einen Flügel ganz hinweg er rutschte in die Tiefe so sackte ab der alte Eingang mit der Madonna und dem Kind direkt inmitten steht man nun und geht hindurch und auch vorbei wo früher war man ganz schon mittendrin und steile Treppen führen nun hinauf wo früher sanft man von der Seite durch Gärten, Weinberg hochgeschritten die Schatten der Kapelle waren Pilgerfahrten, ferne Muscheln doch auch das Schwert, Verfolgung und der Strick man mordete im Namen dessen der gemordet wurde doch wußte niemand dann von wem, das heißt es wußte jeder dann sofort und schon zuvor und selbst nach Generationen noch die Enkel zeugten was sie nie gesehen so schafft man immer neue Opfer und sucht den Haß den Feind sich aus im Namen Christi, Allah oder der Vernunft des Fortschritts, der Gefahr des Vaterlands des Lebens ohne Raum, Revolution, Globalisierung der Freiheit, Toleranz, der Sitten und wir verteidigen in fernen Ländern die wir gar nicht kennen seit jeher Kreuzug stets das was uns auch dann kommt abhanden das wozu doch in den Mauern der Kapelle die Pfeiler stehen noch die Pfeile sind hinweg am Ketzerufer Scheiterhaufen auch es spannt sich nicht der Bogen mehr des Haßes die Pfeile sind hinweg das Dach gleich mit als Feinde sprengten hier die Burg oder verwitterte es ganz einfach als die Konfessionen sich bekriegten und vieles nicht mehr tauglich war Bilder und Skulpturen das vorher heilig war der Leichnam der gemordet kam abhanden der Sinn so der Kapelle auch es hielten nun die Raben Einzug die Schlangen, Mäuse, Würmer auch der Wind pfiff durch die Fenster der Regen klatschte naß ins Gras doch da entdeckten dann die tiefen stillen Augen der Romantik daß hier was aufgebaut was mehr war als Progrom und Grabesstätte in diesen Stein flocht sich ein Schicksal ein daß aus dem Dunkel der Geschichte sich hell in Kunst erhob die Höhe feiner Sandsteinrippen das Maß, die Proportion, die Zahl daß hier erschaffen etwas was sonst nicht gebaut ein Wille ganz aus hohem Streben der ohn Zuviel und Übermaß und Zier schlicht einfach diente einem hohen Zweck der alle Niederungen überragte und mitten in dem toten Stein da wachte auf die Seele und die Romantik fand hier ganz zu sich und staunte vor dem Werke unbekannter Meister Gott schenkte die Kapelle neu und trug da ab die alten Schatten die nochmal fürchterlicher flammten als zuvor und jede Quelle nun versiegt aus der dann Blut nur sprudelt und Nischen leer kein Buch mehr drin kein Kruzifix kein Grab keine Monstranz und Nischen leer so wie ein Thoraschrein das Buch das mußt du selber sein dein Herz dein Wort und Nischen leer so wie ein Thoraschrein es gibt kein Herz das außerhalb was Gott gegeben auch die Engel der Finsternisse übersteigen nicht den Glanz den er der Schöpfung hat gegeben und leer der Thoraschrein auch der in jenem alten Haus wo die Gesetzesrolle überlebte die alte Synagoge ist verwaist wir alle immer Pilger sind egal was wir auch suchen oder nicht mehr wissen was wir suchen was zu suchen Jerusalem ist in uns wenn wir finden und ist doch immer unser fernstes weitest Ziel wir sind nur auf dem Weg der immer Anfang ist auf halber Höh wo breit der Fluß die weite Biegung macht und öffnet groß das Tal zum Süden hin das abwärts dann in Bergen felseneng gestaffelt da wacht sie oberhalb der Stadt offen ihre Bögen und grüßt den Strom den Reisenden von fern und ihre hohen Fenster strecken hoch sich in den Himmel und fallen ins Auge schon von fern ihr rotes Sandsteinfeuer leuchtet die Raben hier auf der Kapelle sind Wächter über dieser Stadt daß nicht die Wölfe wieder kommen und fressen Haut und Haar die Seelen auf auf graue Schieferdächer fällt der Regen und DER in leeren Nischen scheinbar schweigt nicht wir, nur ER kann geben so wie der Strom durch Engen fließt aus Wunden spendet ER den Segen und die Kapelle über dieser Stadt vermag der Denkmalschutz sie auch einzufrieren ist nun das Haus der Raben
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Und aus der Nacht heraus kam er
den brennenden Raben auf der Stirn
es schrieb sich in den Fels geheime Zeichen
geschwärzt, erstickt gebrandmarkt, numeriert
war's Feuer, Asche oder Rauch
ein H, ein A, ein M, ein R
das weiße Lamm es färbte sich ganz rot
und seine Hände waren Rauch
für immer legte er
die Asche in das Wort
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Hölderlin du Bruder in Stumme und Fels von Göttern geführt hinab den pindarischen Pfad hast du die Helle gesehen durch die Gewitter hindurch blitzte das Morgen dir auf Diotima Pythia lebt wild blüht der Lorbeer weit blickst du ins delphische Tal und kehrst zur Kastalischen Quelle zurück am Hang des Parnassos wie oft bist du geschritten im Traum im dunklen Efeu sahst du und branntest ein Feuer tief in die Nacht Schatten da zuckten und stumm legte sich Schweigen auf Fels was in den Fesseln sich wälzt Stimme war's des freigeborenen Stroms was aber spaltet die Erde, zerreißt und stürzt schlangengleich sich durch Täler und Berge hinweg städtegründend und Rebenhänge flutenzerbrechend Dämme entzwei nichts das da zähmt neu Ufer zu schaffen brückenlos Abgrund und doch Findung zugleich trümmerlos starkausdauernd kräftiger Sinn zu fühlen teilnehmend ein anderer zu sein aus heiliger Fülle der Weingott speist er die Raben entweiht die Knechtschaft schlägt mit Blindheit die sich erhitzen nur ergötzen und ergrellen mühelos schenkt er den Himmel und legt auf die Schultern Helle und Glanz einer Stille nah ist unfaßbar was uns rettet noch fern in unbekannte Meere strömt was hier noch wellt und fällt am Ufer tropfenweis am Treibholz ganz herab wie die Söhne der Erde sind so empfangen sie auch durch das Dunkel bist du ganz geschritten durch die Nacht die unser Tag niemand schröckt hier mehr was auf darum überrascht es nicht wenn unter Lasten ganz die Freud erstickt im Schatten des Walds erwacht das dämmrige Dickicht nicht mehr unversöhnlich erstarrt sind die vom Blitz getroffenen Bäume die Nacht geht hinunter zum Ufer es säuseln die Weiden nicht mehr umgewandelt ist die Zeit hastet schneller nun vorrüber wo ist das Maß zu tragen das Schwere das Leichte Glück und Unglück zugleich Lob und auch Klage du greifst den Erlenkönig an und stützt ihm auch den Rücken bei Tage wenn es fieberhaft und angekettet das Gedächtnis nachts kehrt im Traum uralte Verwirrung auf und über Felsen springt was eben noch im Feuer ganz erlosch
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Wer den Rhein bereist sieht nur die Wellen und die Tiefe fehlt er sieht die Burgen nicht die Schatten der Kirchen Äußeres doch nicht das was verstummt uns ist er sieht die Mauern nicht den Zwang er hört am Ufer keine Rufe mehr "Hol Über " im Nachen keinen Fang es glänzt und glänzt es blinkt und blinkt nichts das nicht teuer wieder aufgeputzt die kahle Anmut ihre scheue Geste ergreift ihn nicht am Arm er wird hinweggeführt gelotst im Leitsystem in Flitter und Tamtam erhitzt mit Wein und aufgegrölt belehrt und zugeteilt und abkassiert doch führen Schritte noch hinaus noch gibt's die Pfade das Erlebnis wird was Fels und Strom an steilen Bergen fällt von freier Höhe ab der Wind frischt auf das Tal und Atem wird ein Feuer ganz das auch durch Dornen, Schatten geht der Sonne zu
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Über den schwarzen Kähnen flattert das Netz trocknen die Fische im Wind ausgedörrt hungert am Ufer ein Blick der sich getaucht ohn Schrecken ins Absichtslose ganz
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Hier an der Mündung des Bachs da mündete ein Verbrechen da warfen sie hin was aufgeklärt wurde nie
den Ermordeten den sie zusammenschlugen und er trieb hinweg |
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Es zittern in der Nacht die Flügel
des Menschen Wort wäscht sich am Ufer aus
es treiben in dem Strom die Augenblicke
Zeit schwemmt sich fort
tief ins Vergessen
und Strudel Sog saugt auf die Stille
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Ich habe deine Seele geschmiedet an die rostige Kette Verlassenheit ich habe deine Flügel gestutzt wenn himmelwärts der Flug beginnt über dem verheißenen Land das in der Sonne da brennt Weinberge voll die Aprikosen genommen ich habe deine Seele geschmiedet in den Schmerz der Trennungen hinein wenn die Abendsonne Abschied glüht Wasser dir genommen das da löscht zu Mittag den Durst alle Ufer dir unerreichbar gemacht deine Seele geworfen in den Wind des Verzweifelns ich habe dich genetzt mit dem Wein meiner Liebe geküßt mit der Rabenstille der Nacht
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Es ist die Klage die der erste Atem ist zu rühmen ganz außerhalb des Willens den Glanz der abhebt von den Schatten ihre frühe Spur die Helle die auf allen Dingen lag als noch der Tau und Raureif unberührt den Morgen ganz bedeckte
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Und weigerst du mir Haar und Mund verschleiert dein Gesicht die hohe Stirne ahn ich doch den Engelsgriff im Nacken und über deinen Kopf streicht hin des Krähenfluges sanftes Schwingen und deine Hände kalt sie trennen mir die Seele
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Wenn deine Hand sich auf die meine legt sind Welten schon dazwischen tauchen Nächte längst gelebten Lebens plötzlich wieder auf tauscht das Morgen sich mit finstrem Tod
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Und sieh den Strom den Berg, den Fels du glaubst, es sind nur Silhouetten und sieh den Flug der Vögel Huschen der Spinnen das Wachsen der Brennessel und Reben Surren der Bienen das Dösen der Eidechsen auf heißem Schieferstein du glaubst, es sind nur Silhouetten und sind doch Schattenspiele ganz der Seele auch die leuchtet hell in diesem Tal
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Durch Trennungen zu gehen wie durch ein Abschiednehmen du bist schon stark läßt alles hinter dir der Schritt ins Aus das Wagnis ist der Sprung der erste Schritt den Abgrund rettend dich zu überwinden
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Du suchst nicht Ufer die nicht zu erreichen sind du suchst nicht Inseln die nur treiben schnell dahin du suchst nicht Fels der morgen schon ist weggesprengt du suchst den Schilf der biegsam tanzt und dessen Halme des Windes aufgewirbelt Ufer sind
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In diesem Buch da sprangen Schlangen raus da gingen Kronen ganz verloren ersäuften sich die Adler wie die Löwen sprang plötzlich die Kokarde auf der Stirn die Revolution bis Blücher dann Garaus gemacht als Totenstätte voll von Toteninseln wollte man es dann erküren als Erbe der Kultur steht es der Welt nun offen dies Buch es war Geschichte dieses Stroms
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Ein Maß ist in den Dingen das in die Ferne weist
der Strom der ist ganz Welle hier und doch auch schon das ferne Meer
ein Maß ist in den Dingen das in die Ferne weist
zeigt, daß nichts nur in sich besteht
und alles weist schon über sich hinaus
Begegnung schon in einem andern
und kommt auch alles von überall hier hingereist
so bricht doch auf von hier stets noch
die frühe alte Spur was hier gelebt, gewirkt
ein Maß ist in den Dingen
und bricht zu neuen Ufern auf |
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Das Maßwerk in dem Stein dort oben der Kapelle sind zarte Gitter doch aus Sandstein feine Rippen Kreuzesblumen und Rosetten die Licht einfassen doch ohne es zu brechen zu verdunkeln oder bannen es in Glas hinein daß schimmert durch nur trüber Schein der Himmel ist gegittert nicht er ist gefächert nur und tritt durch jedes Fach das Licht doch ungebrochen ein und stehst im Innern du des Kleeblatts der Kapelle dein Auge wird zur Höh daß sich zum Himmel wendet was hier auf Erden schon erblindet die Leere ganz des Himmels in einer Klarheit nackt tritt unverhohlen vor dich hin hier stehst du ganz durchs Maßwerk siehst du durch Gitter die nicht Gitter sind weil freien Blick sie nur erschaffen der Himmel kommt und fällt dir in das Aug du schwebst mit in die Höh dir schwindelt blickst du lange es spannt der Bogen der Kapelle dich ganz in eine fremde Haut und deine Enge spürt die Weite vorrgerückt ein neuer Atem frischt dich auf dein Fuß faßt fester noch die Erde der Himmel hat sich dir geschenkt in deinem Blick durchschreitest du das hohe Fenster ganz der Kapelle Maßwerk hohes Tun der Himmel unverglast und unverstellt nicht vorgefärbt noch sonstetwas und du schaust hoch dies leere Maßwerk ohne Blei und Fensterglas beschenkt dich reich durch Zartheit die der Leere gibt den Raum
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Die Arme zu beiden Seiten der Fluß nur sind der Kopf die Burg die Rabenhöhe ist der Scheitel die Türme Finger das Herz der Stadt am rechten Fleck Wahrzeichen sie Stolz und Wunde pochend rot ist die Kapelle wie eine Knabenkrone aufgesetzt
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In diesen Burgen schritten Staufer einst was immer das auch war es waren Staufer ganz und gar mit Haut und Haar die hassten sehr die Welfen und heirateten sie doch zu Stahleck hier das weiß man noch
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In dieser Stadt hast du gelebt das hieß du kanntest alle Leute das sollte damals so noch sein und bei Geschäft auch noch die Dörfer und in den Uhrenbüchern Einkauf Reparaturen da tauchen alle Namen wieder auf die mehr gespeichert als je Datenschutz zu Hause stets aufmerksam vorhanden und wer mit wem und wo und wann das wußte meine Mutter dann die Stadt das war die Welt gab es noch etwas außerhalb des Rheins ? die Welt die war die kleine Stadt was sollte außerhalb schon sein ? auf der Insel stets die Felsen vorn dort Pfade wie in eine andere Welt die Sonne schien mediteran und war doch hier
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Die kleine Welt sie öffnet ihre Schranken das Schöne an der kleinen Welt daß sie ein Universum ist dagegen ist das All sehr monoton
doch stirbt sie ab die kleine Welt und starb auch ab seit je und bleibt doch gleich ein
Spinnennetz in Holzfassaden
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Und diese kleine Stadt ist eine Sanduhr aus Lehm, aus Fachwerk, Stein aus Vorzeit rinnt der Sand noch gar hin in die immer neue Welt der Rhein fließt stets vorbei mal wird die Sanduhr umgedreht dann wechseln Konfession, Ideen und Partei mal römisch, keltisch, dann germanisch kölnisch, fränkisch, pfälzisch dann spricht Französisch man sogar dann preußisch bieder wieder national dann Mainz, Touristen und das Erbe in dieser kleinen Sanduhr rinnt der Sand als ob es sonst nichts gäbe die Zeit scheint langsam hier zu rieseln sacht und sommertags zu dösen und manchmal scheint sie still zu stehen dann fängt ein Blick sich in der Tiefe und holt aus grauer Vorzeit einen Stein hervor
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Sie mauerten sich ein sie mauerten sich zu verteidigten sich gar allzusehr am Ende blieb der Angriff aus die Parolen gegen Feinde blieben leer und man kämpfte selber so jeder nun im eignen Haus in den engen Gassen gegen Hunde dann des Nachbarn von den hohen Türmen aus schaute man, ob nicht ein Schiff komme bald, daß eine Flagge noch oder sei es nur ein Wimpel klein der noch ungezwungen keck frei im Wind sich dreht ungemauert ungetürmt wenn es stürmt dann ist's hier aus fliegen alle Schiefer von den Dächern wackeln alle Fachwerkwänd knarren alle Eichentür'n fliegen alle Korken raus alle Säufer von der Trepp von den Fäßern gar der Spund nur im Suff da ist man frei ohne Mauern, Türme los ist nur voll der Becher fühlt ein Herz der Zecher ist es auch ein Glas funkelt rot die Nas der Wein erhitzt sehr die Gemüter am Abend und des Nachts am Morgen ist man stumpf am Mittag dann ganz bieder am Abend geht es wieder los die Rentner nur die trinken am Nachmittag schon ihren Schoppen gehen früher dann zu Bett im Alter hat man nicht mehr allzuviel zu hoffen
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Die Stadt der Mythen und der Türme der Kronen und der Macht die früh schon Stadt des Adlers war erst römisch, staufisch dann und früh den Löwen trug den ersten Pfalzgraf hier bei Rhein der gallische Hahn er krähte nicht sehr lang der Hahn im Posthof da schon länger
der Name dieser Stadt der vielen Juden auch den Namen gab ein altes Zauberwort ein ra ra ra ein Rabengekrächze auf Elsterstein eh dann als Bacchi ara Altar des Weingotts Fels im Rhein die Möwen pickten saure Trauben doch in dem Feuer dionysisch neu zuckten immer noch die alten wilden Raben ganz hervor
egal wie sie auch tüftelten die Philologen hacken jämmerlich die Buchstab wie die Würm am Ende landen sie im Sumpf
der dunkle Name dieser Stadt so finster wie die Nacht ohn helles i und e nur dumpfes a a a monoton Vokal der Stille dreimal Magie des Sabbathrufs gekrächzt im r verhallt im ach ach ach
es ist die Stadt des Raben der alte Kelte trug ihn auf der Brust im Herzen eingraviert ganz schwarz
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Fronleichnam Heiligendamm 07
Im schwarzen Block da streuten sie die Veilchen aus auch Schlüsselblumen, Margeriten und Farn vom Kühlberg ganz viel Farn darüber sie geschritten der rote Mohn er leuchtete ganz wild dazwischen und vor den Häusern Tannenzweige Fähnchen an den Fenstern der schwarze Block er kam dahergeschritten ganz langsam und allmählich und machte plötzlich Halt und blieb dann stehen an Altären, die sie aufgebaut die häßlichsten der Omas auf Treppenstufen arrangierten sie die schönsten der Madonnen der schwarze Block die kleinen Mädchen all ganz weiß ging durch die Gassen der Diaspora mit Singen, Klingeln und Tam Tam sie feierten die Toleranz und unter einem Baldachin leuchtete golden die Monstranz hochgehoben von dem Priester während schwarz gekleidet Männer der Bäcker, Lehrer, Klempner schwitzend stangenweise etwas trugen oder hoben doch plötzlich erschall ein großes Niesen Rabegretchen von nebenan die alte Protestantin sie roch am Fenster am Persil um so zu stören laut allzuviel dergleichen Toleranz es waren doch Schwarze, Katholiken |
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Wie Bumerangs fliegen die Heiligenscheine über die Reliquien kommen zurück oder abhanden
aber ihr Flug jahrhundertelang nicht nur etwas was ganz unten rumorte volksheilig und so irgendwann lange vor der Neuzeit
im Radiergummi der Kirche auszustreichen auszutilgen verschwimmen Jahrhunderte wie Nichts vor dem ewigen Tag
aber der 19. April 1287 dauerte lange verdammt lange
der Radiergummi muß da schon etwas länger und tiefer mehr als nur Mittelalter kratzen
sonst wirkt er nur flach
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Die Stadt die keltisch war die protestantisch war vielleicht auch teils noch ist sie war nie so versiert in römischen Kalendern, Formularen Listen, Namensgebern und Talaren sie hatte Pech mit ihren katholischen Heiligenbildern und Kalendern der alte riesengroße Christopherus eine ganze Innenseite in der Peterskirche passend ganz zum tiefen Strom des Rheins ist heilig auch nicht mehr zu heidnisch seine Kraft wie er das Kindlein trug das neideten die Glaubenswächter ihm
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Die Heiligen kommen und gehen sie sind im Himmel schon all auf Erden verschwinden die Knochen oder werden neu sortiert sodann ganz umfrisiert Barmherzigkeit ist in der Deutsche Orden out Schwerter wurden nie an Altären je gewetzt fragst du mich was heilig ist ich sag es dir ganz leis ins Ohr es steht in keinem Kalender ist nirgends verzeichnet es ist wenn die Linde hier rauscht im Duft ihrer Blüten
friert Gott
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Der Knabe war schön nackt und voller Veilchen bedeckt die blühen hier am 19. April die blauen Veilchen Blumen schon des Tods George steckte sie Maxim ins Haar
der Rhein schafft stets sich seine Knabengötter opfert und verjüngt sich so
Pu(e)ricelli der Name spiegelte sich in alten Fotos nackter wilder sizilianischer Jünglinge efeuumkränzt hat George je sie hier gesehen
selbst der Islam er setzt die Krone auf den Knaben für nur ein bißchen Haut
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Fronleichnam/7-6-07/freundliche Einladung von Herrn Pevzner zur Jüdischen Gemeinde in die Liebigstraße 21 a/Marburg /mit meiner Frau erlebe ich tief ergreifende traurige und fröhliche Lieder/Beim Eintritt vorher noch einen gemalten Hinweis gesehen "Ausfahrt ins Hoff"/ ein altes Klingelschild noch gesehen mit den Namen Klibansky, Eichberg, Nußbaum, Seidler, Hirsch, Thorion, ich habe geklingelt und betrat die Synagoge. |
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http://oyfnveg.ru/ http://www.jg-marburg.de/ |
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Dieses Lied, genauer seine Melodie, ist wohl durch den Gesang von Donavan unter dem Titel »Dona, Dona« das bekannteste jüdische Lied in Deutschland. Aber wer weiß schon, daß es aus dem jüdischen Ghetto in Warschau stammt? Wer weiß schon, daß es Itschak Katsenelson unter dem Eindruck der Deportation seiner Eltern nach Auschwitz schrieb? Wer weiß schon, daß er selbst später in Auschwitz durch Giftgas im April 1944 ermordet wurde? Die letzte Strophe heißt in Deutsch: »Arme Kälbchen darf man binden, und man verschleppt sie und schlachtet sie. Wer Flügel hat, fliegt in die Höhe und ist bei niemand ein Knecht."
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Elsterlein aus der Dachluk siehst du Fahnen, Wimpel hörst die Reden
im leeren Uhrenkästelein versteckst du dich doch die Zeit sie bleibt nicht stehen
egal wie du auch flatterst wild und unbequem sagst du auch kein Ton Donaj, donaj, donaj, donjaj, donjaj, donaj, donadaj Donaj, donaj, donaj, donjaj, donjaj, donaj, donadaj
Elsterlein fielst aus der Nacht in den Brunnen tief hinab niemand half dir fielst nur ganz ist kein Rand dir und kein Ufer fielst hinab bis auf den Grund
egal wie du auch flatterst wild und unbequem sagst du auch kein Ton Donaj, donaj, donaj, donjaj, donjaj, donaj, donadaj Donaj, donaj, donaj, donjaj, donjaj, donaj, donadaj
Elsterlein durch die Dachluk siehst du leere Gassen grüne und auch weiße Kittel schwarze und auch braune Stiefel weiße Schuh'n
Elsterlein wirst aus der Welt sortiert und die Dachluk zugebrettert
egal wie du auch flatterst wild und unbequem sagst du auch kein Ton Donaj, donaj, donaj, donjaj, donjaj, donaj, donadaj Donaj, donaj, donaj, donjaj, donjaj, donaj, donadaj
deine Träne Elsterlein sie fing der Wind, Träne, die da nie geweint, Schrei, der nie geschrien, nie gehört stumm der Rauch da flatterst du
deine Flügel ganz gespreizt wurden dir zertreten
eine Feder schwarz sticht mir noch ins Herz
egal wie du auch flatterst wild und unbequem sagst du auch kein Ton Donaj, donaj, donaj, donjaj, donjaj, donaj, donadaj Donaj, donaj, donaj, donjaj, donjaj, donaj, donadaj
Elsterlein aus den Himmelswolken guckst du niemand sieht mehr dich weiß geworden deine Flügel
doch dein Schrei er fiel hinab Asche tief ins Wort
egal wie du auch flatterst wild und unbequem sagst du auch kein Ton Donaj, donaj, donaj, donjaj, donjaj, donaj, donadaj Donaj, donaj, donaj, donjaj, donjaj, donaj, donadaj
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Wir leben in dem Tal das Erbe ist der Welt nun offen Gäste kommen in das Tal kommen da aus aller Welt Sprachen und Nationen Gast wir selber sind auf Erden in dem Tal das Erbe ist doch Erbe heißt nicht Tod Erbe kein Museum ist Kulisse nur, Fassadentor
Erbe heißt wir leben hier in Felsen und am Strom von Natur so reich beschenkt Sonne uns hier lacht fröhlich, heiter, unbeschwert doch wir leugnen Schatten nicht mit uns leben die hier auch gelebt, gestaltet mit das Tal die hier gelitten auch
Heine lacht mit uns und zecht niemals wollen wir ein Erbe das uns Heine stellt ins Abseits davon hatten wir genug kein Versuch mehr zu besudeln ihn unser Erbe sind wir selber unser Leben, Denken, Lieben, Tun unser Erbe ist kein Monopol weder für Vereine noch für Gastronom viele Burgen gibt es hier, viele Ecken, viele Zentren wo da jeder will der Größte sein davon hatten wir genug unser Erbe ist wir lernen gemeinsam zu gestalten Leben, Strom und Stadt
Viele Stimmen sind dann da viele Blicke, viele Sichten unsere Kinder sollen frei selbst entscheiden stets daß hier immer neu blüht das Tal das uns Erbe ist zum Leben weder eingefroren in Schablonen weder Abziehbild, noch Etikett
nicht nur Geld nur und Tourismus wir leben auch im Winter hier Wein schenkt sich zusammen besser ein unser Erbe ist nicht vorgegeben lustvoll will es immer neu gestaltet sein unser Erbe ist freier Atem hier am Strom
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Das - Schopenhauer mißbrauchend - zielt auf
Heine und seinen Text. Dafür Toleranz wie für den Besudlungs- und Verhunzungsjargon ? Der tritt am Mittelrhein hier nicht zum ersten Mal auf. Solch ein Weltkulturerbe-konzept soll Mainz für sich behalten samt dieser 16 seitigen Broschüre.
Der Verfasser sollte zur Besinnung kommen - jeder liegt mal falsch- oder überreizt falsch auch aus guter Gesinnung heraus - es ist ein sehr erhitztes Trockenklima hier, fast vulkanisch eruptiv - am Ende bekommt der Verfasser noch falsche Gäste, aber ich weiß, daß er nicht zu diesen gehört. Denk!mal, wenn Denken nützt, dann sollte man Worte überprüfen, aus welcher Gebrauchskiste sie stammen ! Ich toleriere und achte seine Liebe zu dem Denkmal und seinen Einsatz für das Weltkulturerbe, das sich leider bisher zu wenig mit Schatten und Widersprüche der Geschichte und Menschen befaßt hat, sondern mehr mit Insekten und Fledermäusen. Ich wünsche dem Verfasser, daß der Hahn so richtig kräht, daß er erwacht. Und Kraft, Phantasien und Ideen nicht vergeudet. Denn ich weiß, er hat davon ganz viel. Und seinen Einsatz für die Gegend hier möcht ich so wenig missen wie den Wein bei ihm.
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Ach die armen Fisch tanzen auf dem Tisch
plötzlich ist das Tal ein Erbe und der Strom nun rein Kultur
die geschrieben wird mit h Rheinkultur
und das Wasser gar kein Wasser mehr
Vater Rhein setzt sich die Krone auf und posiert mit schönen Damen und auch Herren
Hagen, Nina Hagen alles ist nun eins
ach die armen Fisch tanzen auf dem Tisch
schnappen nur nach Luft ganz betört vom Weltenduft
jede Schuppe auf der Haut spiegelt nun den neuen Hauch
und mit Kiemen und mit Flossen alles ist vom Erbe ganz durchflossen
und man wartet auf die Fotografen auf die Herren von Politik und Fernsehen
schnell noch lächelt jeder fein die Kieme Weltkultur ist nun die Schiene
ganz erstarrt von soviel Ruhme plötzlich ist man nicht nur Fisch
sondern Teil von einem Ganzen das durchschwemmt das ganze Tal
wo doch sonst die andre Eck war nur leer ein Fleck
tapfer hält man Erbe aufrecht unverdrossen mit der Flosse
ist die Welt zu Gast hat man nicht mehr Rast
alles wimmelt, plant und denkmalt alles bistrot, flammt und gart ach das Wasser ist kein Wasser mehr siedet hoch sich ganz zur Loreley
in dem Haar der alten Nixe kämmt sich nun die ganze Wichtigtuerei
ach wer war nur dieser Ahn der vermachte uns den Kahn
daß wir erben nur am End Nachen ohne Wänd
keine Ruder mehr Lotsen längst dahin
löchrig ist der alte Kahn stillgelegt und aufgebockt
ausgedörrt und ganz verschlissen welcher Ahn hat uns beglückt
linkes Ufer rechtes Ufer vorne, hinten mit der Strömung gegen sie alles ist nun ohne Wahl Erbe nur im Tal welche Qual
Nikolaus der Schiffspatron Erbe schenkt er uns als Lohn ohne Arbeit, Müh und Fron
was fällt ab an Futter beim Welterbekutter
ankerlos treibt er umher sind dann seine Netze leer
ach die ganzen Fisch tanzen auf dem Tisch
plötzlich ist das Wasser gar kein Wasser mehr
und die armen Fisch tanzen auf dem Tisch
schnappen zappeln nach dem Erbe nur noch
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Blind beerbt sich hier das Tal trotz der vielen Sichten sommertags steht still die Zeit mittags in der Hitze provencalisch fast auf den Höhen Luftzug ist unten tuckern Schiffe und du schließt die Augen wie die Eidechs auf dem Schiefer alte Göttin hier schon vor der Zeit
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Früh beleckt, antikes Erbe hier nicht nur Gladiatoren sondern Sinne auch und auch Geschmack herrlich Glas ganz durchsichtbar und zerbrochen Diatret
Götter kamen aus dem fernen Osten Mithridates, Isis, Jesus auch
römisch Marmor glatt und hell nicht so grau wie Schiefer
griechisch Feuer tiefer Atem und auch heute aphroditisch nackt deine Haut mir, schau nicht hin fühle nun das Erbe ganz
als wir zimmerten noch Hütten dumpf und nass roch das Gebälk wenn der Regen über Stroh hinfloß
bauten sie in Stein war gebrannt aus Lehm und Ton Ziegel nannten sie solch tegula
wohnten sie in künstlich Fels Höhlen selbst gemacht aus Stein
hatten Leder an und viel Textil schwarze Haare glatt geschnitten
schauten uns wie Götter an unsre Kraft war wildes Vieh Schweiß und rote, blonde Haare
gingen nackt nur in die Thermen weiß bekittelt mit Sandalen wuschen sich wie nie aßen Trauben, tranken Wein
gingen dann wie Ameisen daher Reihen, Schilder und Fanfaren
unsre Hunde bellten wild unsre Frauen hätten uns verlacht
wenn wir so stolziert placiert dahergeschritten so gedrillt Adler bleiern aufgesetzt Vogelköpfe ganz im Nacken
später dann die Blechlawinen unsre Ritter hatten selber dann ein Reich römisch auch genannt und die Pfaffen nicht mehr so wie heut lateinisch Buchstab konnten lesen und gar schreiben
unser wilder Haufen wurde dann Nation in der Völkerwanderung hätten wir es fast verpaßt nur die Frankenkrone und die Religion halfen uns, daß wir nun mehrere Reiche hinter uns dann schon
heute ist uns alles Erbe hat der Erbfeind auch gewechselt oder gibt es sowas gar nicht mehr hie Welf hie Stauf hie Konfession alles ging dahin und auch daher
zahlten aber Zoll noch vorher kräftig wir verdienten an dem Wasser in dem Rhein mehr als jemals nur am Wein alles mußte hier hindurch Turnosen und Tribute prägten den Gewinn in Münzen fein
als die Felsenwasserstraße hier des Rheins brachte nichts mehr ein fuhren über Land nun Waren unsre Zollburg gar Ruine kam rechtzeitig die Romantik angereist rettend uns aus aller Not und aus aller Welt lotste sie Touristen her
setzte auf den kalten Stein eine nackte Frau mit goldnen Haaren und die kämmte immerzu Locken sich um zu verlocken
und die fremden Groschen gingen unter fielen tief in unsre Kassen und wir lernten immer schneller nur zu werben und zu zocken
jetzt ist wieder Stille angesagt sanft Tourismus und auch zu verschonen Fledermaus und Wichtelbär
und wir wickeln alle Fisch in Prospekte Glanzpapier
daß da nur kein Kratzer sei in dem Erbeeinerlei
alles ist nur Zellophan niemand reißt mehr auf die Stille
daß in allem Schein und Glanz tanzt ein freier Wille ganz
Herwegh ruft uns zu :
" Der Freiheit eine Gasse in der Welterbetasse "
Bischof Hatto mahnt dazu :
"Wie die Mäus gefangen unter einer Käseglock alles wittert nur den Speck doch kommt nicht vom Fleck "
über dieses Land gestülpt Reiche, Toteninseln und Fanfaren Utopisten, Revolutionäre hingeschritten und die alten gestrigen dann auch falscher Sagen gibt's kein Mangel
wenn ein Erbe uns dann ist Kultur daß wir selber mitbestimmen unsre Spur
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Dies ist doch das Land wo viele junge tun verbittern weil sie ohne Arbeit sind glauben nicht mehr an die Politik glauben nicht mehr an nur irgendwas ganz ergeben dann was nur süchtig macht, erlahmt, verschlittert
nicht weil taube Ohren sind weil man satt hat das Gedusel das den Wein und das lebend'ge Wort beliebig wässert hin zum Fusel
unter allem Maskenschein keine Bindung mehr Wagnis hin zum Leben offen ganz Gesicht zu sein
doch der Rhein hat eine Stimme
Strom er ganz wird nie er zum Kanal
findet was er sucht das Meer auch durch Felsen, Engen ganz hindurch
strömt er frei daher seine Wellen an dem Ufer
flüstern ungefesselt leis Ufer bist du selbst, komm an
auch wenn du im Abseits stehst ohne Arbeit, Sinn ist da
nicht die Zeitung ist das Leben nicht die Briefmark noch das Formular
nicht der Titel noch der Schulabschluß keine krummen Türme nur von Pisa
Leben ist was du draus machst wenn in dir nur Atem pocht
Feuer ist der Strom und zäh Geduld Felsen so er auch bezwang
auch wenn keine Inseln sind manchmal ist nur Treibholz, Sand
Strandgut kommt aus einer Ferne die wir alle kennen nicht
laß dich schwemmen nicht hinweg schwimm und geh nicht unter ruder kräftig mit dem Arm
doch wenn zugefroren alles wie einst hier die Schollen türmten sich
klirrend ganz wie Glas sprengt es hinweg oder taut ganz auf allmählich
bricht das Eis uns in der Seele nur von innen kommt was außen wandelt
alles uns dann neue Sicht spiegelt sich im Aug des andern
Perspektiven brauchen Wechsel Menschen, Ohren und Gespräche
wo Verstummung, kapselt isoliert und igelt alles nur sich ein
unsre Zukunft ist Vermummung nicht
offen schreiten wir zum Strom sitzt ein alter Mann noch heißt George
Wächter noch im totgesagten Park der jetzt Gartenschau nur ist
hält in seiner Hand die Fackel die noch nicht erloschen ist
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Ach sie haben kein Konzept für Kunst dabei ist das doch ganz einfach Kunst ist das was sie nicht wollen was noch einfach widerspricht
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War mal einst noch Lesung Dichter hier vergessen ganz am Strom heute sieht man die Plakate schon nicht mehr tausend Fliegen kleben an der Klatsche die den Wind nur fächert und nicht bricht |
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Das das ist das schönste Erbe : Komm wir machen Erben uns
öffnet sich uns ganz die Welt aller Moder, Staub zerfällt
keiner fragt mehr nach Kultur leg schnell weg dabei die Uhr
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Der Welterbedichter ist ein Trichter vollgestopft mit Parolen und Konfetti Zombie er von dem was ganz gestorben ist neigt er sich vor Politik und auch Vereinen wie denn meinen welch Kostüm ist heut der Hut aufgetragen wieviel Lack für den Publikumsgeschmack
ach aus der Klamottenkiste alles gab es hier am Rhein Huren, Kaiser, Nixen, Diebe alles ging hier aus und ein heut wo alles eingegangen ist ist uns ausgegangen ganz der Sinn alles ist Theater nur Bühne und Romantik Ritterspiele und Spectacel Dagobert und Mickey Maus kulinarisch immerzu Feuerwerk gibt's auch dazu
immer nur Ruinen hell erleuchet und saniert fehlt uns ganz der Atem eines Jetzt - sind wir immer nur Statistik Kassenbon und Übernachtungszahl
ach am Ende ist das Tal ganz unten und die Welt hat sich versteckt und wir warten auf die Gäste fallen von den Bäumen wie die Zeck
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Räbelein bist mir durch die Seel geschwommen flög ich auch zu dir all mein schwarzes Meer könnt ich dich nicht finden käme selbst dann in der Brandung um schlüg ich auf die Wellen
so muß ich dir nahe sein ohne dich zu finden weiß nur daß du ganz in mir Flügelschlag und Flug schon bist
wo wir uns verirren tun jeder kann nur fliegen seinen Flug ach wie gerne streiften unsre Flügel sich doch die schwarzen Wolken trennen uns und die schwarzen Meere auch
pochen fühl ich stets dein Herz selbst im Steinschlag flatterst du das was wir uns schenken sag es nicht denn es ist zart daß selbst ein Wort es schon zerbricht
Räbelein unsre Stärke nehmen wir aus dem großen Topf der Stille, unser Flug ist jene Spannung zwischen Leere, Nichts und völlig hier, schattenlos da fliegen wir manchmal durch die Dornen ohne zu verbluten nur mit Schwingen federleicht
Räbelein ach wir wissen wie die Krallen sind krall mich fest und ich auch dich doch wir lösen alle Fesseln weil verwaist wir immer Suche sind
es ist das Schicksal uns der Raben über fremde Feuer flattern ihre Leiber ihre schwarzen Schatten huschen hin über Asche, Nacht und Tag
im Flügelschlag der Stille zuckt vor dem großen Schrei wie Glas entzwei ein Herz so fremd
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Sag mir - ich komme vom Rhein - wie soll ich Liebe denn benennen :
Es klebt die Erde am Fels die Traube an der Rebe die Rebe am Stock der Himmel ganz an dir
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Was für Menschen wohnen hier ob groß ob klein Wildchen der die Falken liebt und der Jäger der die Schnepfen schießt kommen bald die andern grünen Herren Falkenjagd bald auch verboten ist Leben in dem Reservat gut geschützt und immer besser ach wie schön sind Indianerspiele dürfen nur nicht rupfen mehr die Federn von dem Habicht und den Vögeln schießen nicht mit Pfeil und Bogen denn die Spannung eines Bogens könnte ganz erschüttern hier das Tal ungeschützt die Seele nur eingezoot im Wildgehege sucht der Wolf sich freie Bahn täglich streift er vor den Zäunen nur im Kreis lacht der Mond noch unter seinen Zähnen und er beißt in die Leere ganz der Luft
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Efeu rankt sich um den Fels rankt sich über Gräbern hin feucht und grün nasser Lorbeer nur der Erde doch geschlungen um das Haupt des Bacchus tanzt er feurig glühend Sonne sich
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Hatte glühend Bilder und Visionen Hildegard sah den Willen Gottes in den Pflanzen hier und in Hieroglyphen öffnet sie antike Rätsel selber sich voll Schmerz Sibylle in der Stille ganz Prophetin in Gesang und in Gebet streifte sie der Cherubine feurig zarte Flügel ach wie schrieb ich einst vor Jahren als nur Äbte, Katzen lasen und noch nicht der Rummel war Atem Gottes war sie hier am Rhein
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In das Haus des Dionysos zieh ich ein auf einer Insel klippenumrundet griechisches Feuer flammt am Stein Efeu überzieht nackte Wände Wind fegt durch die offene Tür wilde Bienen hausen im alten Gemäuer Eidechsen huschen durch Dornen davor ein Fenster ist auf, durch das der Mond schenkt seinen bleichen Schein da bin ich allein mit dir schwarze Schwester der Dohlen und wir trinken den Wein aus schmerzgebrannten Bechern aus der Unterwelt kommt ein Kassiber herauf Orpheus grüßt uns, er hat es geschafft Eurydike hat ihn angesehen und geflochten sein Haar in die Nacht der Toten
Blitze zucken auf aus den Bechern heraus fließt der Wein
unsere Augen verschwimmen ineinander ganz
Sterne funkeln darin durchbrechen die Körper, die Schatten
eine Sonne gebärt sich
über den Fels rollen verwunschene Steine zischen die grünen Schlangen hinweg
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Kultur ist nicht das was du liest ist was aus der Haut dir sprießt was du selber bist dein Fühlen, Tasten was ins Aug dir tritt wenn du öffnest dich Licht fällt ein Ahnung heil und ganz zu sein
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Lesen ist nur Suchen unumgänglich
Findung ist das alles zu vergessen
so erwacht der toten Buchstab Sinn
das was du gelesen hast ist abwesend und doch da
es kommt hinzu
ganz ungeplant ungezwungen Leere
dies das wußten stets die Fischer hier alle Netze sind nur blind
Zu-fall ist der Fang ganz aus der Tiefe
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Unnergaß das war Kultur Delle Marie wusch die Haare heiße Brötchen durch die enge Gaß Quetschekuchen, Weihnachtsplätzchen alles dampfte auf dem Blech
Klickerspielen im Gewäckelten zwischen groben Pflastersteinen Gras und Erde, Riesentäler
und im Kranenturm wie eine fremde Welt wurd gefeiert und gezecht
vor den Kellern hielten Bütten ganz voll Trauben warten sie ehe da gekeltert griff man zu
ebenso da hackte man mit spitzen Steinen oder rost'gen Nägeln Kratzer sich und Stücke hinweg von den Stangen ganz aus Eis die mit Pferden angefahren kamen
Wolken sah man schmal den Himmel Sonne fiel nicht ganz in die enge Gaß die gewölbt sich buckelt hoch eh sie zu den Toren jeweils hinfällt flach
kam einer dahergeschritten hörte man das auf dem Pflaster gut Kinder kreischtem, Alte feilschten alle tratschten, Neuigkeiten waren stets schon alt Ehepaare schrien, keiften, stritten sich
und dazwischen ganz geschäftig noch das Scheppern, Klappern und das Hämmern Sägen, Flaschenklirren
hörte singen auch dann noch ein Lied eine alte Frauenstimme sang's irgendwas von der Madonna, die sich soll erbarm über all die Menschen hier in den engen Gassen, wo die Schiffer und die alte SPD noch war
ach was war dagegen die Oberstraße flau und matt geteert nur flach abgesetzt ein Bürgersteig geschäftig immer nur ein müdes Treiben glatt und ohne anzuhalten jeder aufgesetzt ne feine Miene für Touristen die nur hier keiner sah zum Fenster raus unrasiert mit wilden Haaren und zersaust
nur erschrak man in der Unnergaß stets hielt ich den Atem an wenn zum Schlachten wurden getrieben die Schweine in ein enges Seitengäßchen rein und sie rochen dann den Tod und sie quieckten, quiekten jämmerlich ganz schrill und laut all die feinen Schnitzel
und der Metzger auch bald weg heiße Fleischwurst dann geschweißt in Plastik
und der Geruch von Fisch bei Reuters Anna Schellfisch mit der Soße ganz aus Senf
und die alte Kilsbach Obst, Gemüse, frische Erdbeer'n schreibt mit Kreide nicht mehr auf die Tafel Rechnung und die Preise
und der Milchladen an der Eck schöner noch als Rüdesheim je war in die Becher goß sich Milch schoppenweise aus den Kannen und dem großen Eimer auch
gläsern in der Kanne wurde Bier noch auch geholt
Wasser in den Eimern aus den alten Brunnen noch wenn die Leitung war versiegt
Hochwasser fand hier zuerst dann statt
in den Toren, Türmen stand es hoch
denn der Rhein er weiß welche Gaß er liebt
nie wird sein auch nicht bei allem Erbe mag es dann auch noch soviel umfassen Denkmal, Städte, Täler, Berge daß da Unnergaß und Obergaß je da werden eine Welt
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Ach das Schweigen ist mir nah in ganz fremden Texten denn ich hatte keine Sprache nicht wie soll ich auch nennen wofür ich heut noch keine Wort Sprache war mir stets verdächtig in den Fibeln fuhren sie Roller in denselben Bildern fast wo sie eben Fähnchen noch mit Runen hielten meine Kinder fingen an modern sogar mit SS auf und ab nie paßt ein Tüpfelchen dann oben drauf
welche Sprache sprichst du zeigt welche Welt du bist, welche Haut ist dir geworden, was an Atem pocht darin oder ist glasiert nur Tand große Reden schwingen auf die Schulter kloppen ist ganz leicht die die nicht verrieten hatten eine Sprache die die nicht verstanden denen sie ganz nah doch war
Wahrheit liegt in einer Schale die oft nicht zu knacken ist über's Pflaster rollen Wallnüß noch in ihren grünen Schoten färbt ganz gelb die Finger und die zarten weiche weiße Nüß zieh erst ab die Haut die bitter wie Kastanien waren sie versteckt irgendwann da platzen alle Schoten alles kommt hervor was da eingeigelt sich zuviel Worte das sind grüne Stacheln Igel listig kleine Äuglein brennend ganz am Feuer eines Raben
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Tauben flogen durch die enge Gaß flatterten am Himmel weiß auf den grauen Dächern zeugten von der Ferne ganz wie die Schwalben von dem Süden
nachts da schien der Mond hinein in die enge Kammer alle Lichter gingen aus nur sein bleicher Schein tanzte an den Häuserwänden weiß
Herr der Gasse war die Rotte die nun aus der Rappel aus den Gullis kamen
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Alles fuhr und zog hier nur vorbei Züge ratterten, Schiffe dröhnten Autos hupten, Wolken zogen Flugzeuge zerrissen im Überschall den Himmel auf
und blieb doch alles stehen hier unberührt von allem
die Fremde zog vorbei das war hier immer so
ob auch das "Erbe" solche Fremde ist ?
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Man hat geköpft ganz kurz und bündig den Gottesgnadenstuhl Kopf ab kurz um
und Fenster reingemacht wo vorher Gott noch saß
nachts siehst du oben auf der Galerie draußen zwischen lauter Schiefersäulchen
die Engel durch die engen Gänge wallen sie suchen diese Kirche auf
die blinden Augen Gottes hat man hier versteckt
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Und du hüpftest in den Himmel wunderbar ein, zwei, drei kein gemeinsamer Tanz und der Dom da von Venedig ging da unter ganz im Wasser und am leeren Strand von Costinesti löschten sich die Spuren ganz im Sand und in dem antiken Theater vor den großen Säulen an der Küste Libyens nahe Tripolis spielen Schatten nun den Totentanz und du hüpftest in den Himmel wunderbar und die Seine weinte Notre Dame zog sich den Trauerflor über Engel, Kapitele und Portal und du hüpftest in den Himmel wunder-bar und du hüpftest in den Himmel flügellos und du fielst ganz tief niemand fing dich auf Engel waren nicht zur Stell eins, zwei, drei kein gemeinsamer Schrei oder fielst du stumm wortlos stürzt du dich oder schriest du auf unsre Erde fängt nicht auf was sich stürzt hinab zu ihr Studentin der Germanistik Tänzerin hier Träne im Aug der Madonna leicht wie der Distel Samen allzu früh zersaust im Wind
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Die Gewitter gingen eh sie kamen und manchmal blieben sie zurückgeprallt vom hohen Soonwald waren sie plötzlich wieder da und schwarz der Himmel zuckten Blitze überm Tal auf den Höhen pfiff der Wind und Wassermassen strömten von den steilen Bergen und manchmal Schlamm und Weinberg noch dazu die Türme und die Burg Ruine und Kapelle die Blitze zuckten ganz gespenstisch sie und waren meistens nachts das Licht ging aus die Kerze stand bereit und auf den Schieferdächern wusch der Regen den Staub vom heißen Sommertag die Gullis stauten, überfüllten sich und an den Häuserwänden klatschte naß es stark doch war dies alles nichts es war als ob die Luft zerriß der Atem stockte als ob für immer ausgesetzt eh dann der Blitz die Spannung brach und in den Felsen krachte Donner im Echo dröhnend stärker sich ins Tal als je auf flachgestreckten Höhen
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Und zuckt die Nacht auch schwarz hier auf mit Hagel, Donner Blitz und Regen am hellen Tag der Goldlack lacht an alten Schieferwänden kriecht er hoch empor wächst in den Fugen, Ritzen am Kühlberg hier am alten Turm wo wilde Bienen schwirren blüht leuchtend golden feurig gelb er in seinem Duft da atmet ganz die Sonne und der Sommer sich
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Hat die Kultur hier auch ein Vermächtnis ? bei aller Stauferei Wernerkult und Knabenliebe in all der Enge hier bei Gezeter und Geschrei Rangel-und auch Rauferei bei Öde auch und auch Provinz Touristemstrom und Sommerhitze Kassenbon und Werbetrommelei Saufen, Schlürfen oder Nippen Schiffe tuckern da vorbei Züge rollen auf den Gassen fallen Groschen auf das Pflaster hüllt die Romantik alles ein in Ritter, Raub und Loreley in Mondschein und in Dämmerschoppen Denkmal, Qual und Tal verhunzt und auch besudelt steril auch eingefroren wortlos ganz erstarrt das was verloren geht das hat die Gegend hier zu sagen die Liebe ganz des Rheins bei all dem was sich alles hochgestachelt nur gezüchtet
Kinderseelen nicht zu treten
Das ist das Vermächtnis hier des Rheins.
Das ist das Erbe.
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für Rolf * 13.6.1937
Dort liegt sie im Schlaf die versunkene Stadt Nebel ümhüllt ihre Dächer Türme schauen noch raus rabenbesetzt dort liegt sie im Schlaf die versunkene Stadt die Weiße zieht sich immer dichter über Mauern, Gassen hin ein alter Fährmann stakt noch schwarz im Nebel und ruft " Hol über " wie aus einer andern Welt und schlägt dreimal eine Eisen gegen einen Pfosten so daß es klingt ganz hohl und leer da kommt ein Nachen dann daher der Tod mit schwarzem Kahn hält an dem Ufer an und in den Gärten schweigt es wie auch in der Stadt da tönt die Totenglocke dumpf ganz monoton in einem Takt der schwer und langsam unbeirrt und unerbittlich als ob da stumpfe Schritte auf dem leeren Pflaster hallen wie schwere Regentropfen auf dem Dach und von den Bergen schreit ein Käuzchen dreimal klagend dort liegt sie im Schlaf die versunkene Stadt Nebel umhüllt ihre Dächer und du hörst keinen Laut ein Schweigen umhüllt sie ein Hören ganz kurz in die unfaßbare Stille nachdem der letzte Schlag der Totenglocke war verklungen und für immer war verhallt der Atem eines ganzen Lebens
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Und die Schneck im Weinberg die da trägt ihr Haus täglich mit sich rum nass und träge glitscht sie über all den flachen Schiefer unbeweglich fast müde und ganz lahm streckt sie ihre Fühler aus :
Ist heut wieder wer wer kommt sagt daß wir ganz Erbe sind oder ist es wieder so wie es sonst auch ist |
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Es ist das Tal des Blinden er hat ganz das Erbe das so nicht sichtbar ist fühlt die Sonne ganz den heißen Schiefer und die trockne Luft abends frischt da auf kühl der Wisperwind riecht den Rhein kurz vor dem Regen die Veilchen die alte Linde und den Maienduft hört all die Stimmen im Geklapper und Gezänk hört das Schweigen auf den Mauern ruhen hört die Schiffe tuckern und er weiß welches Schiff da fuhr seine Schritte kennen jeden Pfad hier an dem Strom jeden Stein wo er könnt stolpern und mit weißem Stock und gelber Binde dreifach schwarzgepunktet mit der Schiffermütze auf dem Kopf durch die Kriege und die Nachkriegszeit Freiheit marschiert im Geiste mit Knippes nimm ihn an den Arm und Schritt für Schritt lern sehen so wie er
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Eine Liebe groß und schwer sagt der Rhein ich trage sie durch die Felsen hindurch vom Gebirge bis zum Meer strömt sie an wieviel Klippen vorbei sie geht nicht unter in keinem Strudel und Sog eine Liebe groß und schwer sagt der Rhein gespeist von den Nebenflüssen gespeist von denen die sich stürzten in mich für immer aus dem Leben heraus in die Tiefe weil ihnen alles gefror zwei Kammern hat ein Herz ja nur eine Liebe groß und schwer sagt der Rhein ich trage sie durch die Felsen hindurch strömt sie an wieviel Klippen vorbei in das Meer des Vergessens strömt, stürzt sie hinweg ohne Ankunft und Ufer
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In den Blüten des Weißdorns der Frühling am Rhein die Hänge hinab wo alles wuchert noch wild Weinberge zugeheckt traubenlos schon längst die Blindschleiche erobert sich wieder ihr Terrain
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Die Stunde des Rheins
Klippen, Haar und Fels
Nachen die untergehen
Bilder die alle verschwimmen
nichts fängt die Tiefe mehr auf
an den Ufern gaukeln
über Marketing- Konzepte Spinnwebnetze
ankerlos
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Der blinde Schütz von Sooneck
Sie holten ihn aus dem Verlies aus tiefer feuchter Grube wo er nur rund lief angekettet noch kalt der Fels nur etwas Erde aufgestampft und faules Stroh der Himmel nicht zu sehen in diesem innern tiefen Schacht des hohen fensterlosen runden Turms sie holten ihn aus dem Verlies den blinden Alten weißbärtig, grau verfilzt sein langes ungeschornes Haar verfetzt in Lumpen was bedeckt die abgemagert knöcherne Gestalt so humpelt er dahin Gespenst geworden er der er Mensch mal war geblendet weil er einst zu sehr geliebt die Frau, die Schönheit, Minne die sie selber so begehrten doch die Augen ausgestochen leer und nur mit Hanf gefüllt die Augen dieses Meisterschützen sie holten ihn zum Höhepunkt des Fests zum Hohn, zum Spott zur Lachparade die sie zwanghaft nur noch amüsieren können sich um Mitternacht ergötzten sie sich im vollen Suff, im Rausch die allzu blenden an den stumpfen Augenhöhlen ohne Glanz, ohn jegliche Pupille sie haben ausgetilgt was nicht mehr trifft und waren sich sicher hatten doch obsiegt die Macht auf ihrer Seite doch reicht der Sieg nicht immer hält nicht an ach allzu schnell vergeht der Siegestaumel so spielt die Katze mit der Maus genüßlich langsam läßt sie wieder los und laufen frei sie stellten ihm den goldnen Becher hin als Lohn nicht, nein, als Hohn, als Ziel der Alte nahm ganz langsam die Armbrust in die Hand die Hand sie legte sicher den Bolzen und die Schmach sie spannte weit sie lachten gellend auf wie er blind doch war der Becher auf der Truhe blieb ruhig ganz stille stehen in den Sekunden ganz aus blinder Tiefe und es erstarb für immer das Lachen in der Kehle dessen der am meisten geblendet und gelästert laut aufschallend lachte der blinde Pfeil er traf genau sein Ziel |
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Die Frau des Schiffers
Und immer war er weg und kam dann wieder zu Schiff war er dahin und sie in diesem kleinen Nest von der alten Mauer hoch wo sie wohnten wie alle hiesig Schiffigen hielt Ausschau wann das Schiff dann kam vorbei Anker warf und Anker werfen konnte er ganz tief das Schiff das steuert er und sie sie steuert ihn
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Von meinem Urgroßvater wird leider berichtet, daß wenn das Schiff, das er steuerte, sich näherte, seine Frau auf der Stadtmauer schnell das Essen für ihn hinstellte, die Kinder schnappte und zur Burg hin flüchtete.
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Kunst bewegt nicht nur zur Toleranz sondern manchmal auch die Diebe ….
Der alte Hansenbecher er liegt nun irgendwo auf fremden Grund in einem fremden Fluß die Fische nippen all an ihm und trinken Brüderschaft sie setzen sich die Krönchen auf und spielen Burg und Ritter allein die Wassertaufe geht nun schlecht wo alles Wasser ist fehlt auch der Wein zum Hansenmeister wählen sie den dicksten Barsch und silbern hell so wie der Becher schimmert im schönsten Schuppenkleid die Fischfräulein die Nixen sie loreleyen um den Becher rum die Reiter auf dem Becher drei sie reiten immer schneller wenn sie die Nixen sehen und alles dreht sich schnell im Kreise und singt, palavert, scherzt und tanzt
im Strudel, Sog was log und auch betrog was klemmte, stahl und raubte der Becher glänzt noch immer und schüttelt allen Schwindel von sich hinweg nur flüchtig Staub in seinem Innern ist ein Schimmer den niemand rauben kann der nicht aus Stahl, aus Blech aus Kupfer, Silber oder Gold der aus der Gastfreundschaft getrieben ist ein unvergänglich haltbar Band
die Diebesbeute mit neuen Adel krönt sie ihre Meute und jeder Fisch zecht nun ganz frei auf ihr Hansen seid dabei
was tief gefallen auf den Grund geworfen in den Schlund die Hehlersware ist erwacht das ist des Schicksals Wende und gründet tief im Schlick am Ende eine neue Kommende
Zum gestohlenen Becher so nennen die Fischlein sie Zum gestohlenen Becher auf dem Kanal- und Rhônegrund
der letzte Mensch der aus dem Becher trank der arme Dieb das arme Kind er trank zum Trost aus ihm und nippte Leid das Herz gar blutet ihm so sagt er wirklich als Mama ganz zerfetzte des Lucas Cranach altes Bild Sibylle von Cleve ihr Antlitz für immer dahin
wegen guter Führung frühzeitig dann entlassen schon schreibt er nun Bücher der arme Wicht das Internet preist ihn stets an auf Lesereisen muß er nun viel schlimmer als die alte Kellnerei
und selbst bei Bertelsmann erscheint sein Buch dem Club der guten Sitten es ist nicht Toleranz es haßt der Bürger insgeheim die Kunst und freut sich wenn da zerfetzt, zerhackt, geklaut was allzu schön doch war
und unser armer Dieb der letzte Trinker aus dem Becher als Sicherheitsexperte für Museen sucht er nun neuen Job denn Zeugnisse dafür die braucht er wahrlich nicht
Merkur der Gott der Händler, Spitzbuben und der Diebe hat heimlich ihn ganz flink und schwarz gehanst sein Name kunstvoll nun eingeschrieben ist im Matrikelbuch der großen Diebe
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Zwischen uns ist eine Fremdheit die uns ganz die Nähe schenkt
es ist als ob die Nacht da spürt das Dunkel eines ander'n Sterns
es ist als ob das Licht sich wendet hin zu hell'rem Glanz
zwischen uns ist eine Fremdheit die uns ganz die Nähe schenkt
es ist als ob das Gras da zittert wenn der Wind die Halme fächert über Wiesen, Felder streift
es ist als ob der Stein da fühlt die Feuerglut der Schlange die sich aufbäumt oder ringt
es ist als ob der Adler mit den Schwingen die Gipfel einsam mitträgt auf den Flügeln
zwischen uns ist eine Fremdheit die uns ganz die Nähe schenkt
es ist als ob der Schiefer wenn er spaltet sich zerfällt zu neuem Sein
es ist als ob der Strom durch Felsen bricht in Wellen sanfter Glätte
es ist als ob wir Ufer wär'n von einem andern Strom der unser Leben ganz durchbricht
in uns ist eine Fremdheit die uns ganz die Nähe schenkt die aus der Stille wächst die aus der Weite wächst die alle Enge sprengt und bettet sich tief unter'm Flügel eines Raben der getroffen wurde vom Pfeil des blinden Knaben
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Ich lebe noch sagt die Angel wenn sie plötzlich wieder da die vorher ruhig fast abwesend gewesen nach oben wirft die Schnur ich lebe noch wenn an dem Haken hängt ein Fisch und zappelt, zappelt, zappelt
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In Ruinen blüht unsere Liebe am schönsten
in Fertighäusern such ich immer den Ausgang und finde ihn nicht
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Deine Liebe ist ein Seil das nie zerreißt
denn du läßt es einfach los
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Die Toleranz der Ufer
Die Vögel fliegen drüber weg.
Die Schiffe fahren vorbei.
Brückenlos der Rhein hier ist.
Wir, wir sind die richtige Seit.
die Schönheit unsrer Kapellen, Burgen und Kirchen
die andre ist die Schepp Seit
nach Osten die Altäre
das kann die Schepp Seit nicht
die Römer kamen nur zu uns
doch von er Schepp Seit aus
da sieht man uns so gut
wir können selber
nie sehen uns so schön
wie von der Schepp Seit nur
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Sieh diesen Berg am andern Ufer namenlos der Berg am andern Ufer wo einst die Galgen drauf gestanden Pyramide die den Himmel lotet es ist als ob er Form nur ohne Nutzung Gott selbst hat ihn gebaut wie er zur Spitze hin massiv sich streckt ganz gerade fast und unbeweglich fest ankert er im Strom der Zeit Rehe nur durchspringen sein Gebüsch er zeigt den Stand der Sterne an der Mond schlingt um ihn seine Taue wenn der die Stadt bescheint
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Von diesem großen runden Turm blieb nichts als nur ein Stumpf drei runde Türme beschirmten einst die Stadt die Stadt sie war ein Dreieck nur ein Häuserdächer-Schiefernetz aufgespannt an mächtigen Säulen drei Zoll-Diebesturm wie auch der Bergfried von der Burg begrüßten Feinde wie auch Gäste gesprengt verlor sich all das Rund in dem die Stadt geborgen war und kantig, eckig, gar gespenstisch erschien nun düsterer das Bild die Stadt, die nur noch Türme kantig, eckig hat sie hat am Rhein noch einen runden Stumpf und Autos, Züge rasen eng an ihm vorbei an seinen Wänden klebt ein Gartenhäuschen noch und Blumen wachsen wo einst tiefes Dunkel war ummauert dick und fest die armen Hexen, Diebe
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Eine Stadt mit runden Türmen ist harmonisch ausgeglichen niemand eckt hier an Kinder laufen gern im Kreis und die Ecken lieben Hunde
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Und sie bauten sich einen Himmel unterm Dach des alten Turms malten sie die Decke das Gewölbe ganz himmelblau mit goldnen Sternen Tag und Nacht so wurde eins und sie tanzten, tranken sangen unter einem Himmel den sie selber sich gemacht
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Und es blühte eine Rose war ein klein Hotel wohnten drin zwei alte Frauen und ein Gästeehepaar das geflohen vor dem Krieg aus den großen Städten doch umsonst, niemand hemmt des blinden Schicksals Lauf Ende Februar 45 am Geburtstag meiner Mutter die gefeiert nebenan fiel die Bombe auf das Haus löschte Leben aus später spielten Kinder wir auf dem freien Platz Klicker fielen nicht mehr Bomben in die gut gezielten Löcher
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Und mir träumte die Stadt sie sei Venedig hinterm Alten Haus Rialto-Brücke St. Peter ein St. Marco und gotisch fein geziert die neue Kapelle ein Dogenpalast die Gassen alle nur Kanäle so wie bei Hochwasser und Fische, Ratten auch darin und Winand selbst der schwarze Doge in seiner Gondel hält er einen bleichen Knaben und fährt zum Aufgang der Kapelle hin und alles singt und starrt streut Veilchen auf den Knaben die Juden flüchten schnell da kommen Winzer mit den Trauben die schenken sie dem Knaben der mit Winzermesser doch erstochen und alle haben keine Masken an nur Winand eine schwarze ganz Bleikammern die braucht man hier nicht Schiefer ist auch gut man erstickt auch so Casanova sieht den Knaben nicht er hat ganz anderes im Aug die Wunder die er sieht sind von dem Knaben nicht da taucht sich plötzlich alles ein in bleiches fahles Licht die Sichel eines Monds neigt sich dem Knaben zu und Winand greift nach ihr er braucht doch einen Heiligenschein doch dieser fällt ganz tief an dem Knaben ganz vorbei in den Schlick einer Lagune und schwimmt dahin die Juden atmen auf
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für Anna und Sarah zum heutigen Tag 22.6.2007
Es gibt ein Dank den man tief spürt es gibt ein Lob das man nur leise spricht es gibt ein Stolz ganz zart und schlicht
es gibt ein Wissen das geht nicht durch Lehrer Mund noch unbefleckt von Politik Curricula Utopien sind benotbar nicht so wenig wie das Leid, die Klage und auch die Liebe nicht
und was da zählt ist oft nicht was da zählbar ist
die Blume die da blüht sie blüht weil sie von innen blüht so wie sie ist
das Wort das manchmal trifft es trifft weil es ein Zufall Gabe, Blick und Gegenwart ganz ist nicht weil es aufgelistet in Wörterbüchern und Glossaren
das was sich schenkt uns bereichert, öffnet uns vermehrt die Sinne, das Fühlen Tasten, Denken kommt nicht aus einem hölzern Plan ist Feuer ganz, und lodert, brennt
Geduld, die glüht und Zähigkeit, die ausharrt unvernebelt, unvoreingenommen
zu hören auch auf das was nicht nur hochgepriesen Lob und Anerkennung zu sehen das Dunkel auch zu wenden es in Helle
die Selbstverwirklichung ist nicht ein Bärenfell das nur erstickt im eignen Dunst, in eigner Enge
das Leben schenkt uns unvorhergesehen stets neue Welten die die alten in uns mitgebären stets aufs neu
das was du siehst kommt nicht von außen nur es ist dein Blick das Lernen der Pupille von vielen Tagen, Jahren und Sekunden
das ist das Zeugnis der Reife das fault nur allzuschnell was reif sein will was keimt, was brodelt, gärt ist stets der Schritt zu einem Anfang
der Schiefer hier er spaltet sich die Erde an den Hängen ist voll von kleinen Steinchen und doch voll Saat auch grüner Pflanzen
der Strom hier hält nie an er strömt er fließt hinweg und ist beständig doch hier immer da
das Leben pocht es will nur Atem finden und Atem ist wo du ganz da
das Gras es küßt die Erde die Erde küßt das Gras der Wind er neidet beiden diese feste Liebe der Tod er sichelt es hinweg
doch bleibt was einmal war und ganz vertraut für immer Himmel
Verstand und Herz sind Blumen die Rose und der Dorn die wachsen auf demselben Stein
und wenn die Erde wird zu schwer dann wachsen Flügel ganz aus Stille
dann lacht ein Engel aus dem dicken Bärenfell in dem wir fast ersticken und wirft es weit weit in den Fluß
daß wir uns beides immer sind Fluß und Ufer beständig Halt und doch ein jeder seine Richtung
" Alles prüfe der Mensch, sagen die Himmlischen, Daß er, kräftig genährt, danken für Alles lern, Und verstehe die Freiheit, Aufzubrechen, wohin er will. "
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Das Geheimnis der Wernerkapelle
Zum ersten Mal enthüllt von einem Poeten.
Nur Poeten können sich hineindenken in die alten Baumeister,
deren Namen nicht einmal überliefert
und die doch noch immer zu uns sprechen durch ihr Werk.
Stein und Form und Maß war ihre Sprache.
In Stein chiffrierten sie ihr Wissen und ihre Geheimnisse.
Egal ob der Leichnam abhanden, die Spanier ihn gerettet, abtransportiert oder geraubt,
in der Kapelle bleibt er stets vorhanden.
Die Kapelle ist ein Kalender. Sein Todestag.
Um die Vierung herum, die Vier, den Vierten, den April, gruppieren sich genau
19 Fenster, 19 Flächen.
Wenn von 17 die Rede ist, so wird übersehen im Westteil das eine noch vorhandene, das wohl im abgetragenen Teil gegenüber sein Pendant hatte.
Um die Vierung herum in Stein gehauen, in Fenstern hochgezogen gruppiert der 19. April, der Todestag des Knaben Werner.
So baut man Gedächtnis, Grab- und Denkmäler, Wallfahrts- und Reliquienorte.
Zufall oder genial ?
Das ist immer die Frage in der Kunst bei Baumeistern wie bei Poeten.
Spekulation aber wäre ob die jeweilige Länge der Vierung um 8,60 so rum der 87 entspricht, dem Jahr.
Bestimmt aber konnten die Baumeister nicht ahnen, was erst die Absurdität der Geschichte baut und schafft, das sich die 12 des Jahrhunderts in den noch jetzt 12 übrig gebliebenen hohen Fenstern spiegelt.
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Wernerkapelle und Stadtmauer
Ein fast 100 jähriger Zeuge in dem von Winand angestrebten Heiligungs-verfahren sagt aus, daß er geboren sei, als Bacharach noch keine Mauern hatte. Diese gewaltige Anstrengung und Leistung der Türme- und des Mauerbaus wirft vielleicht auch ein Licht auf die Wernerkapelle. Wo man die Sadt derart repräsentativ und stolz umgürtete, ummantelte, umtürmte, bis zur Burg hin Türme und Mauer über Berge zog und inmitten das Kleinod, dessen hohe Fenster bestimmt bewundert wurden - unvollendet noch. Widerspruch und Ansporn bestimmt endlich nun auch den Bau der Wernerkapelle, erhöht inmitten des Mauerrings gut sichtbar, zu beenden.
Bacharach schönste und alte Visitenkarte, der Merianstich von Wenzel Hollar zeigt sie uns dann ausgebaut schon.
Die Kapelle wie jede gotische Kirche Sinnbild des himmlichen Jerusalems. Und alle Dämonen abwehrend, indem man ihnen ihr Spiegelbild zeigt, geschützt von kunstvoll mächtigen Wasserspeiern, Chimären.
Inmitten des Mauerrings, erhöht auf einem Felsplateau, ein Abbild einer himmlischen Stadt.
So wie die Wand aufgelockert ganz durch Fenster, ist der Mauerring aufgelockert durch Türme.
Was der Kapelle die Fenster, sind hochaufragend der Stadtmauer die Türme, deren Tore ebenso.
5 Fenster jede Konche der dreiblättrigen Kleeblatt-anlage. 5 nach Osten, 5 nach Süden, 5 nach Norden. Die Stadtmauer zum Rhein hin 5 Türme, Zoll-, Kranen-,Markt-, Münz-, Diebesturm. Fortifikatorisch völlig unzweckmäßig 5 Tore so dicht nebeneinander. Uns warum zum Rhein, wo der Landweg über Brückentor und Zehnttor doch ging. 5 Türme im Norden bis zur Burg. Zehnt-, Spitzen ( alter Posten)-, Katzen ( jetziger Posten)-, Steeger-, Liebesturm. 5 Türme im Süden zur Burg hin. Brücken-, Hut-, Sonnen-, Kühlberg-, Halbturm.
Die Wernerkapelle, oder kirchenrechtlich korrekter die Kuniberts- und Andreaskapelle ist wahrlich Wahrzeichen und Modell dieser Stadt.
Für mich ist kein Zweifel, daß ihr ursprünglicher Plan genau eingehalten wurde. Eine Dreikonchenanlage mit genau der engen Umgebung angepaßtem kleineren Westbau. Eine vierte Konche hätte sie überhaupt Platz, eingeklemmt total zum Berg hin, kaum sichtbar, wäre auch optisch völlig sinnlos.
Manche Kritiker sprechen der Bacharacher Stadtmauer jegliche fortifikatorische Bedeutung ab, was ich nicht für zutreffend halte, sonst hätten die Franzosen die drei mächtigen Rundtürme nicht gesprengt. Und die Schwachstellen zum Rhein hin, zuviel Tore, die Türme waren wohl fensterlos mehr und kaum Platz war außerhalb vor ihnen, da der Rhein viel näher an ihnen war als heute.
Aber die Führung der Mauer über die Berge hin war wohl kaum zu verteidigen.
Eindeutig überwog bei der Bacharacher Stadtmauer das Gesamtbild und die Repräsentation, wie man ja auch auf Siegeln dies oft stolz ausdrückte.
Eine verteidigungsgemäß sinnvollere Stadtmauer wie die in Oberwesel hätte die Peterskirche als Mittelpunkt gehabt und nur die Stadt umfaßt; so schloß man die Burg mit ein und war es eigentlich eine Stadtmauer oder eine erweiterte Burganlage, es war ein stolzer Anblick allen Feinden und Gästen gegenüber.
Schon von weit her eine Einheit, in deren Mitte sichtbar erhöht die Wernerkapelle thronte ein noch unvollendetes architektonisches Kunstwerk, das alles übertraf. Von weithin ins Auge stach.
Man baut nicht 15 Türme und eine so gewaltige über Berge sich hinziehende Mauer um ein liegengebliebenes Fragment herum, das fertigzustellen wohl gerade jetzt bei der in und zu Stein gewordenen stolzen Repräsentation der Stadt anstand.
Die Wernerkapelle als architektonisches weit hin sichtbares Kunstwerk mit ihren hohen Fenstern und herrlichem Maßwerk dürfte als solches nicht erst seit der Romantik wahrgenommen worden sein, sondern gerade auch in der Blütezeit der Stadt, als diese sich mit Stadtrechten versehen stolz in Türmen schmückte, ja auch später gar in ihrem Anblick einem himmlichen Jerusalem verglichen wurde.
Fast eine idealtypische Stadt wie Burg, Türme, Kirche und Kapelle eng an die Berge geschmiegt, eingerahmt von dem alles umfassenden steinernen Band des Stadtmauerrings.
Ausdruck und Vollendung einer Bürgergesinnung, die sich nach außen abgrenzte, ihre eigene Identität gewann, ihr eigenes Bild schuf und sichtbar ausdrückte - bis zur Spitze der Burg hin - Stadt zu sein.
Stadt, die mit ihrer freieren Ratsverfassung aufzublühen vermochte als lachender Dritter zwischen den zwei sie beherrschenden um sie rivalisierenden Mächte, Kurköln mit seinem Kunibertspatronat und Andreasstift und Kurpfalz mit Zoll-und Burgverwaltung.
Die Stadtmauer umfaßte alles. Inmitten darin und erhöht die Wernerkapelle und so dürfte kein Zufall sein, sondern begründet auch außerhalb zweifelhafter theologischer Heiligenverehrung, daß zur Zeit Winands eine Fertigstellung der unvollendeten meisterlichen Kapelle inmitten des sie umziehenden Stadtmauerrings überfällig war. |
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Text "Die "heilige" Stadt folgt nach dem 20.8. - phantastisch-zutreffend genau-grotesk oder Magie von Harmoniegesetzen ? |
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Ich bin durch die Gänge gegangen wo du jetzt wohnst durch die Katakomben der Tiefe wo der Fluß unterirdisch strömt unter den Füßen der Berge hindurch in den Grabkammern der Stille wo der Himmel sich wölbt aus lehmiger Erde und Schiefer wo das Laub längst verweht der Sand aus den Uhren längst aus allen Gehäusen heraus geschwemmt wo du die Zifferblätter in der Hand hast deren Zeiger Eidechsenschatten nur sind ich bin durch die Gänge gegangen wo du jetzt wohnst wo die Reliquien der Heiligen kleben wie totes Gebälk an baufälligen Scheunen wo das Stroh der Träume abbrennt augenlos die Finsternis atmet tief und fest ich bin durch die Gänge gegangen wo du jetzt wohnst wo die Scherben liegen all der toten Stunden wo die Kästchen aufbewahrt werden all die Antworten die nie eine Frage gefunden ich bin durch die Gänge gegangen wo du jetzt wohnst wo Schweißperlen am kalten Felsen tropft der Sinn unaufhörlich zeitlos dahin nichts friert mehr wo alles erstarrt tiefer und tiefer die Kähne gleiten durch die Gänge der Zeit wer wird je ankommen in dieser unterirdischen Stadt die sich zieht endlos in die Ufer frühster Zeit deren Sterne noch nicht erloschen deren Licht irrt durch all die Schädel unzersplitterter Knochen Farn und Weiden barfuß sacht setz ich den Fuß auf ich weiß die Kentauren rudern den Tod diese Riesen und Halbgötter der Flüsse mit kräftigem Arm ziehen sie den Willen durch all den Sog unbeirrt unbetört leise gleiten die Ruderblätter aus Eschenholz durch die schwarzen Wellen der Strömung wir sind nur Momente fliegende Schuppen auf Ruderblättern die nie wir gesehen einer Krähe gleich fliegen wir durch Felsen und Täler flattern dahin doch in unserem Auge der große Bär jener siebensternige Wagen am Himmel zog mit, zog über diese Stadt hier immer, wir sind angekommen in der Tiefe der Zeit, ankern in der Frühe am Hafen, von hier gehen alle Fahrten aus, hier kommen alle Fahrten zurück, ich bin durch die Gänge gegangen wo du jetzt wohnst Lotse wo du jetzt schälst aus den stacheligen grünen Schoten die Kastanien des Südens ich bin durch die Gänge gegangen wo du jetzt wohnst Wahrschauer dessen Behausung für immer zerstört wo du jetzt siehst ins Uferlose hinab all die Gänge voll Granaten, Rauch und Kriege all die Gänge voll Weißdorn und blühender Bäume ich versuch noch immer zu sprechen mit dir wo du jetzt wohnst in den Gängen immer tiefer zu den Vorvätern hinab atmen die Tiefe die flach über allem liegt atmen die Stadt die niemand gesehen durch Tore hindurch die offen eh sie erbaut tiefer zu liegen in der Erde schwerer zu werden als Stein leichter als Kork trockener knöchern als Sand verwurzelter als Gras das scharf dahingemäht wo immer auch strandet das Treibholz wir zogen es aus dem Fluß hell am Morgen noch war es zu naß für die Flammen den Ring zog man dir aus doch unter der Fingerkuppe mehr nimmt man nicht mit ein blindes und ein sehendes Aug betrüg Charon nicht er ist ein Bettler wie du wir alle sind Bettler ich bin durch die Gänge gegangen wo du jetzt wohnst die Katakomben früher Stille die Kasematten der Kargheit wir haben das Wissen zu Lebzeiten schon weggerotzt wie allzu lausigen Schimmel und Schleim wir haben die Anker gelichtet für jene Tore die jeder nur alleine befährt ein Moment nur verschoben der Tag der Geburt und des Tods die Uhren sie lügen alle wir reparieren nur die Starre auf Grashalmen zu pfeifen das ist zu singen die Lust ist es der Tod die Unruhe die in uns schwingt aus allem hinweg zu allem hin nie ist der Tod uns Antwort ein vereister Hafen nur die Schollen brechen auf Wrack hin Wrack her unser Schiff das war jener Wagen am Himmel wir wurden gesteuert und steuerten los und steuerten uns wir schreckten nicht vor den Felsen und Riffen den Armen der Kentauren aus deren Ruderblätter Gräser wuchsen die Angst kroch hinweg vor den glatten Wänden schwarzer Finsternis erfroren die Finger auch wir pflücken die buntesten Disteln ich bin durch die Gänge gegangen wo du jetzt wohnst mein Schritt hallt noch in deinem Ohr das längst schon ist taub Klammer der Stille unter der vergrabenen Stadt die die Tore öffnet einem Fluß der weidenumwachsen seelendurchströmt zufließt dem Hades in unendlicher Stille
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Die Liebe von Feder und Fels
rheinabwärts Heilisenwerth
noch vor der Rund Kripp
auf dem quasimodo-buckelhaftigen “Osterei” - Felsen
Auf den Klippen
bleicht
eine Krähenfeder
*
der Wind
wirbelt sie
manchmal
an den Wellenrand
*
der Schaum der Wellen
treibt sie
wieder nach oben
*
die Sonne
dörrt sie aus
*
die Wolken
ziehen über sie
hinweg
*
manchmal
näßt
Regen sie
zersaust
atmet sie auf
*
das Salz
der Luft
trocknet sie wieder
*
sie ist die Gespielin
des Fels
seine einzige Liebe
*
sie belebt ihn
sein ganz in Stein
verharrendes Sein
*
auf seinem Felsenbuckel
auf seinem Klippenherz
liegt sie
eine Paradiesnadel
schwarz beflügelt
*
Spur eines Flugs
in die unsichtbare
Stille hinein
*
leicht liegt sie
auf ihm
schwebend fast
*
und sticht doch
in die Tiefe
tiefer als Strom
alle Konturen
der Welt
*
so verharren sie
Feder und Fels
und teilen die Sonne
Himmel, Erde und Strom
*
manchmal
ruht der Mond
zu ihren Füßen
und sie baden
in seinem Licht
Feder und Fels
*
sie teilt ihm
alles was sie erflog
er alles
was er erschwieg
*
sie sind nicht allein
sie leben in allem hier
in den grünen schmalen zartgezackten Weidenblättern
im Rascheln des Laubs in der Spitze des Dorns im Gleiten der Schlange
*
sie schwimmen mit den Fischen fliegen mit den Raben atmen im Feuer der Nesseln
*
ein Stern fällt zu ihnen hinab gelöst Sekunden aus Nichts aus einer anderen Zeit
im Abseits dahingeweht eine Krähenfeder ein Fels noch nicht gesprengt
die Ruderschläge der Nacht durchziehen Berge und Strom
kämmen die Wellen
*
eine Krähe die sticht in den Fels den Flug herzhin
eine Liebe die trägt auf den Flügeln die Schwere des Fels leicht wie ein Weidenblatt
*
inmitten des Stroms Klippe, Feder und Fels
sie fächern das Schweigen inmitten der Strömung
in ihnen pocht der Strom sich Atem zu der Nacht, den Sternen
in ihnen verharrt was aus der Welt so schnell fällt
auf einem Fels ruht eine Feder schwankend im Wind
niemand sieht wie sie schreibt unsichtbar nachts
in die Haut des Fels mit fremder Hand ein griechisches Wort :
" A N A N K E "
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Rabenkopfhöhe
Mitten im Fels Kratzer aus Helle Nebel noch unten im Tal enger wird der Pfad zwischen Hecken und Dornen Sonne blendet dir eine Schrift die du nie verstehst die kopflos dich macht und die doch Sommer ganz ist zu riechen Erde und Gras zu atmen nächtlings noch Schwärze gewitterdurchzuckt Weite nun Höhe Unbeschwertheit Leichtheit der Luft du hältst den Tropfen nicht auf der fällt du bist machtlos gegenüber der Liebe, dem Blitz du segelst mit weißem Segel nicht über die schwarzen Berge du fängst den Raben nicht der dein eigenes Herz ist du zündest das Feuer nicht daß all deine Fesseln zerbrennt du gehst daher in der Enge des Pfads mit weitem Schritt doch dein Herz tanzt in den Hecken fliegt mit den Raben lacht über die Dornen es liest was der Kopf nicht versteht die hellen Kratzer im Fels es ist Sommer dein Herz hat sich verabschiedet von dir halt es nicht auf laß es fliegen du mußt es nicht suchen du weißt wo es zu finden du hältst den Tropfen nicht auf bist machtlos gegenüber der Liebe, dem Blitz ohne Herz mit leerem Kopf gehst du weiter die engen Pfade und doch es ist Sommer du bist beglückt mit einer fremden Weite die außerhalb dir und die doch ganz du bist |
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