Freitagstext

jeden Freitag ein neuer Text

   
 
28.12.07 50. ?W.(52)irgendwo ein Fehler/ 1 Jahr Gedichte/ Abschluß im Jahr am Jahresende  
 

Der tote Faun

 

(Auszug )

 

grüß ihn von mir

wenn am Meer

du ihm begegnest

zwischen den Jahren

 

 

 

 

Ich bin eine tönerne Maske

das leise Klirren im Wind

zweier Knochen und Muscheln

ich bin der tote Faun

aus den verbrannten Steppen

unter der Erde

unter der Asche

das noch übriggebliebene

wurzeltreibende Zähe

der unentdeckte Stumpf

 

das Meer hat geschrieen

alle Schreie in mich

durch meine hohle Maske flogen

Möwen und Raben

 

in den Himmel gespannt

in Ikarus Segel

meine für immer

taubgewordene  Haut

 

... 

 

nur das Knirschen des Sandes

verursacht barfuß der Fuß

 

dem Strandgut alles geworden

ohn Ziel

 

ich bin die verwaiste Stimme

des Fels und der Klippe

 

des spielenden Haars

auf den Wellen

 

... 

 

in meinen Netzen

ist nichts mehr gefangen

 

nichts wirft sich mehr aus

 

ich bin voll augenloser Stumme

ich bin der tote Faun

 

...

 

fool on the hill

 

 

21.12.07  49.W.  
 

 

 

Durch dieses Tor da geht die Nacht

und hell erleuchtet ist sein Flügel

der Engel trägt die abgefallnen Rosen all

 

 und an der Quelle sitzt der Tod

Schatten ohne Gesicht

 

                 *

 

Die versteinerten Apostel

in ihrem Mund die Raben

krächzen die Apokalypse

eine Stadt wird kommen

ohne Tempel

die wir selber sind

Buchstaben aus Gras

Löwen und Lämmer vereint

Adler und Schlangen

nichts grenzt mehr aus

die Finsternis wird ein Licht

leuchtend in uns

eine Helle die durch die Feuer

schritt unverdunkelt

die Zacken der Kronen

zersägen auf einmal alle Macht

wilder Honig und Hirten sind nah

die Höhle der Wölfin neu entdeckt

auf Jerusalem zu

leuchtet ein Stern

 

 

 

14.12.2007 48.W.  
 

 

 

Sie hat ihn gefunden den Schlüssel

der die Psychiatrie decodiert

der die Seelen herausfliegen läßt

aus Masken des Zwangs

aus chemischer Erstarrung

in die Leichtheit und Verletzbarkeit

hauchdünner Schmetterlingsflügel

unverankert und doch Boden

wieder zu gewinnen durch all

die weißen Gänge grifflosen Türen

zu raupen zu verpuppen sich

aus der Nacht der Fesseln heraus

geschlossener Enge

in die wiedergewonnene Helle eines Tags

 

 

7.12.2007 47.W.  
 

 

 

In deinen Augen

ist ein Feuer

das sich nicht löscht

in tausend Strömen nicht

 

 

in deinen Augen

ist ein Feuer

in dem die Raben

über Felsen fliegen

und auf dem Schiefer

Sonne tanzt

 

 

in deinen Augen

ist ein Feuer

in dem die Eidechse

die Sonne tief

ins Schweigen rollt

 

 

in deinen Augen

ist ein Feuer

in dem die Wespen

stechen tausendfach

 

in deinen Augen

brenne ich

 

 

30.11.2007 46.W.  
 

 

 

Feuerpfeile durch die Nacht

zünden an den Feuerwein

Lichter glühen auf dem Rhein

schwimmen zu den Inseln hin

oder zu dem Ufer fern

wo wir nie uns je gewesen

Burgen sind beleuchtet

Türme und Kapellen

doch in meinem Herzen ganz

ist ein Feuer unsichtbar

das mich fast verglüht

und das brennt den ganzen Tag

und das brennt die ganze Nacht

Flammen die nur du mir stillst

meine Liebe ist ein Feuer

brennt die ganze Welt mir ab

jeder Blick nur deiner Augen

zündet es aufs neue an

 

 

23.11.2007 45.W.  
 

 

Michelangelo

 

 

Aus dem Gewölbe flogen die Raben

plötzlich auf die noch frische Farbe

des sechsten Schöpfungstags

die roch wie wildes Feuer

beißend Rauch

betäubend Staub

in den Augen Haare

verklebt Schweiß und Kalk

die Blindnis zu öffnen

Licht des ersten Tags

Strahl aus einer Ferne

in die Tiefe hinein

ins Auge des Sehers

wie er fühlt den Finger Adams

erweckt berührt zu

unbekanntem Leben

 

 

16.11.2007 44.W.  
 

 

 

Der Wind wird rauh

die Tage kälter

es raucht sich auf den Straßen

nicht mehr ganz so leicht

der Himmel früher schon

ganz dunkel

die Gassen grau

der Regen wäscht

den Sommer ganz hinweg

 

 

9.11.2007 43 W.  
 

 

 

Der Narr

er tanzt

er hat

die Freiheit

ganz dazu

 

 und niemand

schreibt ihm

seine Schritte vor

das Tempo

und das Maß

 

 er ist der

Sprung

 

der neue Ufer sucht

 

und niemand sieht

den Abgrund ganz in ihm

 

2.11.2007 42 W.  
 

 

 

Plötzlich im Bus

wie schal das Wort

Migrantin

tiefschwarze Augen

sehen dich an

aus einer Ferne

die unbekannt

und doch ganz da

öffnet sich Nähe

eine Weite

über Grenzen hinweg

 

 

26.10.2007 41.W.  
 

Friedensfeier

oder Einmünden in den Dialog

 

 

Inmitten des Geschreis und der Reklamespots

wenn die Helle des Traums noch

durchbricht die dunklen Gewölke des Schlafs

was früh du als Kind staunend erblickt

Veilchen vereinzelt und der Goldlack betäubt

wenn Augen noch offen und unverklebt

Gefäße wir sind heiligen Schauers

so sehen wir es in unserem Chaos und Wirrwarr

was flach nur geglättet

deine Hand ist mir Tisch und Stuhl zugleich

von weither immer

ist Nähe das Ziel

zu schenken sich Leere und Schweigen

Gaben der Liebe am

Brancusischen Tisch

 

 

wenn die Horizonte verschwimmen in der Pupille

schöpferisch noch wie am ersten Tag

den Beginn eines Segens auf leeren Händen

immer ist da das woher du auch kommst

Ankunft weißt du ein langsamer Beginn

ein fremdes Grüßen durchzieht plötzlich die Schatten

wie vor dir sollte bestehen was Haut und Sprache ist

was nicht sich selbst sein kann ohn das kein Erfassen

so fremd aufeinmal und doch nah was einfach vor uns ist

dunkel verschweigt sich finstere Ferne

so dünkt uns die Hoffnung das Überleben

 

 

der durchs Schweigen geschritten einsam voran

jetzt das ist immer der Atem in nur diesem Moment

weil sie getarnt in uns allen tief drinnen

täglich erschallen an den Ohren vorbei

immer sind wir das Ende einer langen Evolution

von Grund auf erschütternd auch die Zartheit der Seele

hallt in den Felsen die sprechen zu uns

bis in die Tiefe des Tals dröhnt was oben zuckt

immer wenn Freude ist

glänzt in den Augen der Kindheit offener Blick

durchzieht er der Zeiten freudig Gespräch

und gedreht wie ein Wirbel

Die Loke, o ihr Freunde!

auf bereitet das Fest alt und jung verwandelt

 

 

den anvisiert immer mein Blick

weil er dem Schwachen zuerst gibt die Hand

im Schatten der Blätter

wo sich versammelt das einfache Volk

über den roten Mohn und die Ähren hinweg

Gebirge dessen Gipfeln mit Sternen nur sprach

von überall ziehet heran

nicht erstarrt als Nebelbild und Phantom

verschattet gemildert nicht direkt faßt du das heilige Feuer

ergreifst du des Blitzes göttlich tiefe Gewalt

mitten der Tod die Trennung im Leben

 

 

achtend was abzuwägen den Sterblichen

unvermutet im Vorrübergehen

und spürt es erst, wenn es vorrüber schon

wie immer hinket Spott,  Unverständnis neidisch hinterher

das ungezähmt noch ohne Etikett

das heißt anzunehmen offen

Atem er wird erst, Leben und Weg

in der Tiefe wo Haut, Seele und Schicksal uns eins

langsam daß wir es zu fassen vermögen

Funken der Seele

 

 

weißt du noch plötzlich die Vögel, das Blatt

weil selber wir wurden sie auch

aus der Ebbe heraus strömt uns plötzlich das Meer

weil diese sich öffnet den ihren und Fremden auch

auf der Lippe den Hauch des Worts das noch wird

als Kind du schon erblickt in der Weite des Himmels

denn die Dissonanzen der Welt streifst du nicht ab

der alles beseelt selbst das noch Ungestaltete

Psalmen des Lobs und beruhigender Einkehr

so ruht er in sich auch unerkannt

weil wir beginnen uns selber zu sein

folget auch immer die Abfolge der Zeit

ein hohes Besinnen aus aller Not und Bedrängnis heraus

die unerreichbare Ferne

 

 

der unfaßbar unereichbar Spiegel nur war sich selbst

und teilen wollte er mitteilen lebendig sich selbst

Ebenbild sein Pochen und Wagnis der Schöpfung auch selbst

so in das Dunkel hinab strahlt das Licht

und nichts sondert sich mehr ab im allumfassenden Gespräch

du und ich wir sind Zungen der Welt, der Erde, des Himmels

maulen, stänkern und spreizen Schatten und Widersprüche aus

dies ist die Täuschung und das Schönste stets im Augenblick

und die Farben beginnen zu sprechen aus einer Hand heraus

Glanz in seinen Augen weil er andre Augen ganz zum Glänzen bringt

denn nur die Liebe öffnet die Augen uns ganz

 

 

und Nacht für Nacht Nachttier

spürst du es ganz geeint und getrennt

zu rühmen was nächtlich einsam Gespräche gebracht

der einfach nur ist der Dialog zwischen allen und allem

die Mauern zerfallen, einbrechen die Dogmen und Paradigmen

das gemeinsam ertastet gebildet nur wird

die fernab und doch im Samen jeder Distel sind

denn es atmet alles und strebt zur Helle, zum Licht

denn eins ist was wächst Gras, Blätter, Sprache  und Haut

alles Stammeln, Wachsen, Dank und Gespräch

den Kuß den ich geb dem Liebsten, der Liebsten schon hier

 

 

fern nicht in Wiedergeburten stolzieren

noch abgestellt in Tempel und Altar

hier und jetzt zwischen dir und mir, ihm und ihr

Zahl die immer mehr ist als eins, gar zwei, die sprengt

grenzen sich nicht ab, igeln sich nicht ein

das da Kaffeee kocht und Zigaretten dreht

poetisch einsam in die Ferne hinab

komm, komm, denn dein Kommen ist es

wo sich herniederlegt der Tag ertastet, erkannt zu werden

leg alle Schablonen, Videos und Idole weg

das da immer wittert, wacht und spürt

ihr in uns tief verschüttete Wünsche

neu im Gespräch ins Bewußtsein gekommen

vom Rauch am Kamin in der Nähe des Worts und der Haut

 

 

 

tanzend im Mai

heiter gelöst

das die spannende Enge euch nimmt

wieder der Ruhe gibt Halt

schamvoll vor Neuem und Nacktem

was abbezahlt noch nicht ist

alleinerziehend geschieden

Frieden in Familie verwehrt

denn Aids das ist eine andere Welt

Konsum ist nicht alles

was mehr ist als Seifenoper im Abendprogramm

 

 

 

das Leid auch das wir durchwandern

von allen Ecken und Kanten

all das mühsam erlernt und gedachte

außerhalb der Mühlen und Schulen

ist offenen Auges zu sein unvorherbestimmt

die plötzlich einfach so herbeigerollte

aus den vergessenen Winkeln der Welt

Treibgut der Ärmsten immer

wie sich schält aus dem Schlamm ein glitzernder Stein

zu sprechen einander, zu lieben, wertzuschätzen, zu würdigen wie

 

 

brüllend

offenen Rachens

für immer dahin

die du so mächtig doch

in allesumschlingender Liebe erstickt

Chimären wuchsen aus Fesseln

der Mensch aber ist weder Engel nur oder nur Tier

stolz oder achtlos darüber hinweggeschaut

in Bernstein die Tränen in Gold dir gefaßt

dich nie zu erkennen vermag

in Laboratorien geklont nur gebastelt

das Auge ist sonnenhaft

denn von oben herab wachen die Fesseln nicht auf

wo Haut und Seele, Sprache sich nicht tastet

was noch nicht erkannt in sich durch andre

Bis daß es reift, furchtsamgeschäfftiges drunten

denn das ist der Dialog in unüberdachtem ungeschütztem Beginn

 

 

 

 

 

 

 

 

19.10.2007 40.W.  
 

 

An diesem Morgen

fährt ein Schiff nach irgendwo

ich steige ein

ich weiß

die Fahrt sie führt

zu nichts und doch

von ferne seh ich

meine alten Ufer

 

12.10.2007 39.W. ins Netz gestellt am 5.10.
 

                              

 

                             W.K  . + 5.10.2007

 

 

Den Tod durchschritten

fällt nun das Lot

was mißt es aus

Tiefe oder Höhe

ist Antwort, Echo ?

 

in Moskau

beim Patriarchen

nah die ungeteilten Stunden

 

im Gefängnis Bibel als Lektüre

 

dann Schule, Literatur

Wahrnehmung , Handwerk

Hingabe für einfache Menschen

Alltag, Sorge, Freude

 

im Marburger Kerner

hallte das Echo

von den Wänden nachts

 

im dunklen Gewölbe

wo die Gebeine gestapelt  geruht

Finsternis und Banalität

des letzten Krieges

unfaßbares Grauen

 

wer hört all die Stimmen

dieses gleichzeitige Summen

des von Menschen gesprochenen Geisterchors

im Verstummen

 

wenn er die Engel begrüßt

sein Lächeln

bescheiden wie immer

wird es sein

 

 

 

 

 

 

5.10.2007  38.W.  
 

 

Elisabeths Schatten

 

 

Die kupfernen Pferde

grasen am Steinweg

 

Dohlen flattern

um die Türme

 

auf den Dächern

schläft noch der Morgen

 

auf rotem Sandstein

sattelt das Kreuzfahrerheer

 

wir pflücken die Dornen

und stechen hinein

 

in die Taubheit und Ödnis

die Helle eines Morgens

 

wir pflastern die Reden einfach zu

zünden die Herzen uns an

 

brennende Wunden

auf nah und weit gespannten Flügeln

 

 

28.9.2007 37.W.  
   

 

Liebe sag Liebe

sag einsam sag du

fall mit den Würfeln

in die Nacht nicht sogleich

Liebe sag Liebe

sag einsam sag du



wart nicht auf Antwort

noch auf das Herz

in dem Stein

frag nicht den Wolf noch das Lamm



sag Liebe sag einsam

sag du



geh über das Gras

den Himmel nimm mit

tief unterm Aug



Liebe sag Liebe

sag einsam sag du



höre die Nacht

sie flüstert dir zu



höre das Meer

es rauscht dir zu



höre den Wind

er weht dir’s ins Haar



Liebe sag Liebe

sag einsam sag du


 

21.9.2007   38.W.  
   

Rabenkopfhöhe



Mitten im Fels
Kratzer aus Helle
Nebel noch unten im Tal
enger wird der Pfad
zwischen Hecken und Dornen
Sonne blendet dir
eine Schrift
die du nie verstehst
die kopflos dich macht
und die doch
Sommer ganz ist
zu riechen Erde und Gras
zu atmen nächtlings noch Schwärze
gewitterdurchzuckt Weite nun Höhe
Unbeschwertheit
Leichtheit der Luft
du hältst den Tropfen nicht auf
der fällt
du bist machtlos
gegenüber der Liebe, dem Blitz
du segelst mit weißem Segel
nicht über die schwarzen Berge
du fängst den Raben nicht
der dein eigenes Herz ist
du zündest das Feuer nicht
daß all deine Fesseln zerbrennt
du gehst daher
in der Enge des Pfads
mit weitem Schritt
doch dein Herz
tanzt in den Hecken
fliegt mit den Raben
lacht über die Dornen
es liest was der Kopf
nicht versteht
die hellen Kratzer im Fels
es ist Sommer
dein Herz
hat sich verabschiedet
von dir
halt es nicht auf
laß es fliegen
du mußt es nicht
suchen
du weißt
wo es zu finden
du hältst den Tropfen
nicht auf
bist machtlos
gegenüber der Liebe, dem Blitz
ohne Herz
mit leerem Kopf
gehst du weiter
die engen Pfade
und doch
es ist Sommer
du bist beglückt
mit einer fremden Weite
die außerhalb dir
und die doch
ganz du bist


 

14.9.2007  35.W.  
 

 

 

Es fließt das Sein

in mir durch dich

in dir durch mich

und unser sein

ein du und ich

im Fließen stets

das immer

neue Ufer schafft

nie eingeschlossen ist

nur du nur ich

denn ich bin du durch dich

und du bist du durch mich

ein Dialog

der nicht nur Worte ist

 

   
7.9.2007   34.W.  
 

 

Lauter Einzelheiten

 

                                         

innere Dialoge träumen

polyphon

luizides Träumen

Poeitologie pirscht

inspirativ

in eine andere Realität

durch die Spiegeltür

tritt ein roter Punkt

entschleunigt

die Rythmen des Dialogs

dialogisches Unterfangen

angemessen ungewöhnlich

Stimme des Winds hören

Zischen der Schlangen im Sand

local respond

how you doing ?

Eidechsenhaut

häutet sich

wondering transforming

moments of change

subtil

being modest

how you live

every day life ?

it make sense

catch my intension

konspirative Stille

monologisch narrativ

rückzeitbegleitend

radikale Subjektivität

verloren

archimedische Punkte

lade ein

zur Differenz

stechende Kommunikationswagnisse

Gifte, Worte, Messer

systemische Facetten

intervenire

grenzenlos unerschöpflich

den Wind fächern

statt die Schulen

to fix some ones pain

sehr sensitiv slowly

Worte sind besondere Nadeln

small lighty

no kind of evaluation

it's different

nur Einzelheiten

störe das Schweigen nicht

Reispapierblätter gedreht und geflochten

arktische Landschaften verstreut

deep integrity aufmerksam

be carefull respective

 

   
31.8.2007  33.W.  
 

 

 

Plötzlich hörst du

daß du niemals

sein Lachen mehr hörst

direkt sprach er alle an

winkte herbei

Witze zerschmolzen

auf seiner Zunge

golden funkelte der Ring

hell die Knöpfe seiner Weste

in ihm wurde der Wein

Freude sofort

die er verschenkte

offen der Blick

alles war drin

Höhe und Tiefe

Strom und Tal

der Rhein er tanzte in seinen Augen

er kannte das Leben die Menschen

zog abends die Höhe hinauf

ärmer das Tal

nun ohne sein Lachen

 

 

24.8.2007  32.W.  
 

 

 

Im Wasser der toten Aquädukte

bade ich unter steinernen Bögen

schwimmen zu den Gärten der Frühe

Schmetterlinge zittern in der Luft

Skorpione verbergen sich unter Fliesen

barfuß tobt alles in den Augen nur Helle

Körper sind wir auf Erden

die Zeit schwirrt unfaßbar in der Hitze

ein Insekt ohne Fühler tastend nur Nichts

in welchem Jahrtausend sind wir

die Karaffen tagsüber voll Wasser

füllen sich abends mit Wein

Efeu kühlt schattig wie kalter Marmorstein

den Sommer verspielen wie eine geschenkte Zeit

Trauben zu pflücken    Brot zu brechen

Hitze schält ab sich im Nu

Fisch wieder werden durch Wasser

zu gleiten Ufer nur findet die Liebe

die Körper zu sich wo aber bleibet

die Seele ein griechisches Feuer Nähe uns

zuckt und Ferne zugleich unfaßbare Weite

Körper sind wir auf Erden

im Wasser der toten Aquädukte

bade ich unter steinernen Bögen

 

 

17.8.2007  31 W.  
 

 

 

Ein kurzes Glimmen nur

ist unser Leben

wir glühen nicht mal

wenn wir brennen

und kalt gehen unsre Tage

still und nur dahin

 

 

10.8.2007  30.W.  
 

 

 

Frag nicht nach das

frag nicht nach dies

ich frag mich selber

nicht mehr dies noch das

 

abgehackt hab ich

all meine Zitronenbäume

 

geriet ich in die Hände der Schlächter

sie hätten nichts zu schlachten an mir

 

ich bin nur Staub

den niemand hält

 

bin nur das Feuer

das sich ganz verzehrt

 

ich schreibe wieder

doch die Worte töten mich

 

doch schreib ich nicht

so töte ich mich auch

 

wie ich's  auch mach

ich habe keine Wahl

 

nie hatt ich eine, nie

 

 

3.8.2007  29.W.  
 

 

 

Im Zirpen der Grillen so

liebt Gott die Einsamkeit der Berge

 

wenn die Hitze sich staut noch

ehe Nacht zudeckt alles Begehren

 

 

im Traum dann komm ich zu dir

        Hochzeit zu halten

im brennenden Gras

 

 

27.7.2007  28. W.  
 

 

Rabenkopfhöhe

 

 

Mitten im Fels

Kratzer aus Helle

Nebel noch unten im Tal

enger wird der Pfad

zwischen Hecken und Dornen

Sonne blendet dir

eine Schrift

die du nie verstehst

die kopflos dich macht

und die doch

Sommer ganz ist

zu riechen Erde und Gras

zu atmen nächtlings noch Schwärze

gewitterdurchzuckt Weite nun Höhe

Unbeschwertheit

Leichtheit der Luft

du hältst den Tropfen nicht auf

der fällt

du bist machtlos

gegenüber der Liebe, dem Blitz

du segelst mit weißem Segel

nicht über die schwarzen Berge

du fängst den Raben nicht

der dein eigenes Herz ist

du zündest das Feuer nicht

daß all deine Fesseln zerbrennt

du gehst daher

in der Enge des Pfads

mit weitem Schritt

doch dein Herz

tanzt in den Hecken

fliegt mit den Raben

lacht über die Dornen

es liest was der Kopf

nicht versteht

die hellen Kratzer im Fels

es ist Sommer

dein Herz

hat sich verabschiedet

von dir

halt es nicht auf

laß es fliegen

du mußt es nicht

suchen

du weißt

wo es zu finden

du hältst den Tropfen

nicht auf

bist machtlos

gegenüber der Liebe, dem Blitz

ohne Herz

mit leerem Kopf

gehst du weiter

die engen Pfade

und doch

es ist Sommer

du bist beglückt

mit einer fremden Weite

die außerhalb dir

und die doch

ganz du bist

 

 

 

20.7.2007  27.W.  
 

 

 

in mir trug ich eine Ikone

die trug ich mein Leben lang

bilderlos war sie

nur weiße Fläche

die immerzu schrie

nach Himmel und Gold

 

 

13.7.2007  26.W.  
 

 

Der Integrationsgipfel

wird unterhöhlt

von denen

die denken

durch Sprache

könnten sie

austilgen

das Fremde

 

 

6.7.2007   25. W.  
 

 

 

Im schwarzen Rattenfängermantel

ein grünes Kleeblatt

war in seiner Tasche noch

vierblättrig Glück

die Schönheit einer Frau

beflügelt schwerelos

die stampfte erdnah doch

wie ein Centaur

und Augen die brannten

wie Feuer glühend Kohlen

die Schritte weit

fast flog der Mantel fort

die Gräser wurden weggeweht

am Straßenrand

der Regen spritzte

aus den Pfützen

die Einsamkeit

sie schmolz dahin

wie Schnee

in einer Sommerhitze

im Bus da

gestikulierte einer wild

von Blut, Vampiren, Drachenzähnen

die Antipsychiatrie

fror in einer Abseitslücke

ein rotes Puma tauchte auf

mit Jaguargesicht auf Brust

und einer gittert, fenstert alles zu

die Mäuse schleichen in das Haus

die Fliegen schwirren durch die Drähte

und Kinder schreiben schön

warum ihr Leben um die Ecke bog

und kam nicht mehr zurück

die Therapien häuten sich

die Ängste fliehen wie die Ratten

die Städte liegen brach

die Frau die nackt nur über eine Straße lief

sie kehrt nicht mehr zurück

und am Johannesfriedhof weint ein Engel

Marmor ganz und nackt

denkt er an sie

im schwarzen Rattenfängermantel

der rote Mond

hing an dem Kragen

weit streiften seine Arme

all die Nacht

und über graues Pflaster

lautlos

wippen die Trophäen

wie leere Zipfel

zackenschwarz

 

 

29.6.2007  24.W.  
 

 

 

Ich reite auf dem weißen Wolf

die toten Krähen in der Hand

ich reite durch das Feuer

und brenne selber lichterloh

es brennt die Nacht, der Himmel, selbst die Sterne

der Mond ist nur ein fahles Licht

doch in der schwarzen Beere des Holunders

glüht hell und unsichtbar die Finsternis

 

 

22.6.2007   23.W.  
 

 

 

Ich liebe eine Frau

ihr Kopf

tanzt auf Kongressen

ihr Herz gehört

schon einem andern

 

 

ich liebe eine Frau

ganz ohne Kopf

ganz ohne Herz

 

 

was lieb ich denn

an ihr ?

 

15.6.2007  22 W.  
 
                               

                          Tom Andersen +

 

Das Ende des Dialogs

er hörte hinein in die Stumme
 
die Verhexung lösend der Kletten
des wuchernden Efeus
der Schlingpflanzen all
 
er brachte die Steine
zum Reden
 
das was da erstarrt
versteint, verschlossen
verfinstert sich ganz
 
und schlug mit dem Kopf
auf den Felsen

 

 
8.6.2007   21. W.  
 

 

Elsterlein

aus der Dachluk

siehst du Fahnen, Wimpel

hörst die Reden

 

im leeren Uhrenkästelein

versteckst du dich

doch die Zeit sie bleibt nicht stehen

 

egal wie du auch flatterst

wild und unbequem

sagst du auch kein Ton

Donaj, donaj, donaj, donjaj, donjaj, donaj, donadaj

Donaj, donaj, donaj, donjaj, donjaj, donaj, donadaj

 

Elsterlein fielst aus der Nacht

in den Brunnen tief hinab

niemand half dir

fielst nur ganz

ist kein Rand dir und kein Ufer

fielst hinab

bis auf den Grund

 

egal wie du auch flatterst

wild und unbequem

sagst du auch kein Ton

Donaj, donaj, donaj, donjaj, donjaj, donaj, donadaj

Donaj, donaj, donaj, donjaj, donjaj, donaj, donadaj

 

Elsterlein

durch die Dachluk

siehst du leere Gassen

grüne und auch weiße Kittel

schwarze und auch braune Stiefel

weiße Schuh'n

 

Elsterlein wirst aus der Welt

sortiert und die Dachluk

zugebrettert

 

egal wie du auch flatterst

wild und unbequem

sagst du auch kein Ton

Donaj, donaj, donaj, donjaj, donjaj, donaj, donadaj

Donaj, donaj, donaj, donjaj, donjaj, donaj, donadaj

 

deine Träne Elsterlein sie

fing der Wind, Träne,

die da nie geweint, Schrei,

der nie geschrien, nie

gehört

 

 

stumm der Rauch

da flatterst du

 

deine Flügel ganz gespreizt

wurden dir zertreten

 

eine Feder schwarz

sticht mir noch ins Herz

 

egal wie du auch flatterst

wild und unbequem

sagst du auch kein Ton

Donaj, donaj, donaj, donjaj, donjaj, donaj, donadaj

Donaj, donaj, donaj, donjaj, donjaj, donaj, donadaj

 

Elsterlein

aus den Himmelswolken

guckst du

niemand

sieht mehr dich

weiß geworden

deine Flügel

 

doch dein Schrei

er fiel hinab

Asche tief ins Wort

 

egal wie du auch flatterst

wild und unbequem

sagst du auch kein Ton

Donaj, donaj, donaj, donjaj, donjaj, donaj, donadaj

Donaj, donaj, donaj, donjaj, donjaj, donaj, donadaj

 

 

   
1.6. 2007   20. W  
.

 

 

Über der Stadt

ein Fenster erwacht

ein Fenster in einer Ruine

die Ruine ist ohne ein Dach

der Himmel badet in ihr

über der schlafenden Stadt

ein Fenster erwacht

ein Fenster in einer Ruine

der Regen wäscht die Scheiben ab

der Regen rinnt hinab

an rotem Glas

rinnt er herab

aus rotem Glas das Fenster ist

ein Fenster in einer Ruine

die sonst gar keine Fenster hat

nur hohe Sandsteinbögen

der Himmel offen nah darin

nur Raben fliegen

aus und ein

durch hohe Sandsteinbögen

über der schlafenden Stadt

ein Fenster erwacht

ein Fenster in einer Ruine

aus rotem Glas das Fenster ist

gebrannt in ihm

der Text von Heinrich Heine

über der schlafenden Stadt

ein Fenster erwacht

ein Fenster in einer Ruine

 

25.5. 2007  19.W.  
 

 

Im Dunkel

wenn die Kerze brennt

zog er dann

manchmal noch

durch diese

enge Kammer

der Mönch

und sprach

mit dir

 

im Dunkel

wenn die Kerze brennt

zog er dann

manchmal noch

durch diese

enge Kammer

der Bräutigam

der fiel im Minenfeld

 

im Dunkel

wenn die Kerze brennt

zog er dann

manchmal noch

durch diese

enge Kammer

der Bruder

der in Gas und Rauch

 

im Dunkel

wenn die Kerze brennt

du gabst

mir all

die Toten mit

 

im Dunkel

wenn die Kerze brennt

zog uns

das Schweigen

durch die

enge Kammer

 

 

18.5. 2007  18.W.  
 

 

In der Pfote des Wolfs

ein gläserner Splitter

die weiße Schlange

zungenlos

Ameisen kriechen

über das versteinte Herz

wortlos zerschneidet

Rapunzel ihr Haar

aus welchem Brunnen

hast du getrunken

im Auge des Raben

der Mond ein trüber See

an dessen Ufer

alte Echsen Weiden kauen

 

 

11.5. 2007 17.W  
.  

Ich habe dich nie befreit.
Nie geöffnet den Käfig.
Dein Herz es tat
so schön singen.
Ich habe dich nie befreit.
Deine Stimme sie klang mir
so wohl im Ohr.
Ich habe dich nie befreit.
Deine Freiheit ich konnt sie nur tragen
ertragen innerhalb meiner Gitter.
Ich habe dich nie befreit.
Deine Fesseln zogen mich an.
Ich habe dich nie befreit.

 

4.5.  2007 16. W.  
 

 

Elisabethjahr

 

 

Die kupfernen Pferde

grasen am Steinweg

 

Nonnen flattern

um die Türme

 

auf den Dächern

schläft noch der Morgen

 

auf rotem Sandstein

sattelt das Kreuzfahrerheer

 

wir pflücken die Dornen

und fällen die Bäume

 

wir pflastern die Gräber zu

zünden die Herzen uns an

 

brennende Raben

auf Galgenbergen

 

 

 

27.4.2007  15.W.  
 

 

Heutzutage

ist die Ästhetik

schwierig geworden

 

das Gras

das am Abgrund wächst

 

sie verlangen von ihm

Rasen zu sein

 

20.4.2007  14. W.  
.

 

Zum 30 - jährigen Bühnenjubiläum

 

                               für Klaus Grabenhorst

 

 

Es war auf dem Arbat

am 1. April

da fiel vor meine Füße

ein Würfel

mit einer Sieben darauf

und rollte mein Leben

 

 

Mit Sieben mal Sieben

da fängt das Leben erst an

 

 

die ersten Sieben

da war ich ein Kind

leicht und frei wie der Wind

 

 

die zweiten Sieben

da war ich ein Kind

in der Schule nicht mehr

so frei wie der Wind

 

 

die dritten Sieben

da war ich ein Kind

doch der Mann erwachte in mir

das Feuer fraß auf all den Wind

 

 

die vierten Sieben

die Schritte hinaus

auf Gassen die Lieder

klangen im Wind

frei und rot die Sonne am 1. Mai

 

 

die fünften Sieben

da hat man dann Mut

und plötzlich auch Kinder

da klangen die Lieder

so zart wie ein Wiegenlied

 

 

die sechsten Sieben

Schaffenskraft, besinnlich

durchwandert die Herzen

fremder Poeten und Sänger

 

 

die siebten Sieben

der Atem er wird

gar nicht schneller, der

Wodka Feuer noch immer,

man wird älter, nimmt ab

 

 

die sieben mal sieben

durchwandert,  jetzt

fang ich an und

der Würfel er rollt und rollt

über das Pflaster des Arbats

 

 

Wind war ich und Feuer

Atem und Flamme leis

in allem Gesang

Stimme und zärtliches Spiel

Finger verzauberten Saiten

und klopften den Takt

die Wut, die Kraft und die Liebe

auf das Holz der Gitarre

hinab und hinauf

 

mit sieben mal sieben

da fängt das Leben erst an

 

Haut, Feuer und Atem

Erfahrung dann auch

frei noch immer wie Wind

doch die Schwere nun auch

zu singen das Lied von der Erde

 

 

vom Gras das weht

und wächst aus den Gräben

Adler bin ich

im Horst meiner Einsamkeit

flieg ich über die Jahre dahin

sieben mal sieben

rollt sich mein Leben

wie eine Sonne dahin

 

 

 

13.4.2007   13.W.  
 

 

Das Glück Hölderlin

diese Spinnwebe

außerhalb des Erfolgs

durch die Netze hindurch

herausgefallen

aus denen sie knoten die Seile

Abgrund sag Fels

Meer sag, sag Sand

sternlos stets

umnachtet

dies Wort

es hilft ihnen zu überdecken

was nie sie verstehen

genachtet

aus der Tünche

all der Worte heraus

silbenvereinsamt

schrill irr klingen

      glasklare Splitter

elektronisch schlagfertig fast

barfuß gehen

durchs Gras wieder

und immer wieder

auf oder ab

du hebst nicht auf

die bleiernen Wände der Zeit

umnachtet sag

blitzende Pole

unerfundene Meere

jenseits der Haut

ist noch immer ein Tasten

 

 

6.4.2007    12.W.  
 

                                         Frühlingsgrüße

 

 

 

Der Tod der Kirschblüten im April

 

 

1.  

 

Niemand versteht

                             die Sprache der Kirschblüten

               keine Worte mehr

für Unglück, Trauer und Tod

                              der Blüten Sprache

die weiß sich verschenken dem Wind

erzittern kurz und nicht reifen

Flug nur und Fall

ein weißes Beben über Abgrund, Stille

 

 

2.

 

Die Welt du hast nie in ihr gelebt

sie ist irgendwie draußen

du nie in ihr

die Schatten der Welt

sie berühren dich nicht

 

 

3.

 

Ein Ast voller Kirchblüten

ein Ast leer und kahl

du hast abgestreift alle Blüten

mit dem Messer in die Rinde geschnitzt :

" Frühling"

 

 

4.

 

Frühling ist immer

es gibt sonst nichts

der Rest nur Zerfall

laß sie beschwören den Herbst

oder die Fäulnis des Sommers

eine einzige weiße Kirschblüte

in ihr sterben alle Winter

 

 

5.

 

Morgens vielleicht

zwischen Traum und Erwachen

ist die Welt

noch nicht zerrissen

 

 

6.

 

Die Welt ist eine Erfindung von dir

nicht nur Wahlkampfplakat

Arbeitslosenstatistik, Mediengeseich

ein Produkt von Wahn und Angst die Welt

und doch in deine Träume hinein

sticht sie ihre rostigen Nägel

 

 

7.

 

Kirschblüten sie fallen und wiegen sich im Wind

wieviel wiegen sie diese fast schwerelosen Vögel des Frühlings

die tanzen ins Vergessen hinein ?

 

 

8.

 

Sie haben nicht die kalten Ränder des Lorbeers

glatt und gelackt Tod doch nur

sie sind der Augenblick, ein Nu

das nie vergeht

 

 

9.

 

Im Kirschblütenregen

oh Überfluß der Natur

wo ist da Tod, wo Leben

ein alles zugleich

ein Beben soeben

 

 

10.

 

Keine Zeit für Reife und für Eiszeit

im Frühling sterben im Erwachen

 

 

11.

 

Ich laufe hinter mir her

und vor mir weg

soviel am Hals

und niemand

hört mein Lachen

 

 

12.

 

In meinen Augen tanzen sie

         weiße Kirschblüten

massenhaft, einsam und wild

 

 

 

 

 

13.

 

Ohne Grab blieben sie

weiße Asche des Frühlings

ich streue sie auf

die Urnen der Nacht

                          ( in Bacharach und Rheindiebach )

was sonst

kann man den Vergessenen geben

Kirschblütenzweige

und kein     Zement

auf unregistrierte Gräber

Weg schon geworden

 

 

14.

 

o wie bin ich wehrlos

wehrlos gegenüber allen

in meiner Hand nur

    abgefallene weiße Blüten

und möchte doch

keine andere Macht

je haben

 

 

15.

 

Kirschblütenzeit

Engel und Teufel

küssen sich

eine Zunge

tief in deiner Haut

             spricht Worte

aus Engelsflügeln

und aus weißer Stille

 

 

16.

 

Ich kann mich nicht legetimieren.

Kirschblüten haben keinen Paß.

 

Mein Atem ist unversteuert

noch.

 

Ich habe den Frühling nicht abboniert.

Er ist einfach da.

 

 

17.

 

Lerne die Sprache der fallenden Kirschblüten

sonst wird alles

wie es ist

Welt nur

ohne Gegengift

ohne den frühen Tod

                   Atem

mitten im Erwachen

 

 

30.3.2007   12.W.  
 

 

Loreley

 

Ich schwimme in den Fels

und wasche mich mit grauer Öde

was eben Feuer zuckend Haut

ist bald schon ganz versteint

der Berg er schluckt mich

in seiner Muschelschale birgt

er meine glänzend weiße Haut

er sandet zu mich ganz

ich bin die Braut der Tiefe

mein Haar wächst felsennadelgleich

kein Nachen fängt es auf

ich schwimme ruderlos

durch alle Adern aus Quarzit

ins schieferspaltge Nichts

 

 

23.3.2007   11.W.  
 

 

Gesang der Geliebten

 

 

Ein Vogel bin ich

kreisend an dem weiten Meer

die Wellen schäumen

ich flieg auf

mein schwarzes Haar

gehört dem Wind

mein weißes Kleid

den schwarzen Raben

und barfuß mal ich

Krähenfüße in den Sand

 

 

des Sommers letzte Rose

auf deinen Lippen noch

glänzt blaß das Rot

ein weißer Schmetterling

flog uns vorbei

das Glück mit dir

es war der kurze Flügelschlag

 

 

es wird Zeit

doch meine Lippen sind sprachlos

meine Augen blind schon versteint

 

 

mein Leben lang habe ich Frösche,

Männer und Schwäne verzaubert

endlich warte ich, daß einer

unverzaubert kommt zu mir ganz

 

wer nimmt den Hut und geht zum See ?

 

 

noch spricht mein Haar mein Blick

mein festverschlossner Mund

ich bin geworden Ruf

der schweigend sich auf all die Stille legt

 

 

deine Einsamkeit

es wurde die meine nicht

so hat uns das Leben getrennt

mitten in uns

 

 

den Himmel trag ich unterm Aug

ins Moor tief mit

 

 

wenn ich falle

fällt der Berg mit und die Wolken

wenn ich falle

ist alles Meer zeitlos

 

 

du nackter Engel

weiße Feder

wir zwei sind eins

schwarzer Flügel eines Flugs

 

 

gib mir nur ein Zeichen

und mein Herz wird ruhen

ganz in dir

 

 

ich habe einen Teppich gelegt

aus Worten wenn du ihn betrittst

fliegen meine Augen

ganz sprachlos zu dir

 

 

wir lesen an den Wänden

Schriften die wir selber sind

und sehen Bilder wie aus einem Traum

 

 

als ich den höchsten Berg erklommen

hab ich die Leere des Himmels gewonnen

mein Kleid es leuchtet weiß

     Mond in der Nacht

 

 

komm Zigeuner spiel mir das Lied

das niemand hört nur das Vergessen

der Tod spielt es im herbstlichen Laub

die hellen Töne deiner Geige

sie fangen das Zittern ein

das Fallen der Blätter

wie sie sich färben, entfärben

 

 

16.3.2007  11.W.  
 

 

Noch immer reitet

ein junges Mädchen

auf einem weißen Wolf

dem Mondberg zu

einen gläsernen Knochen zu suchen

noch immer

zündet das Schwefelmädchen

       Sonne sich an

und blutend der Pferdekopf am Tor

flüstert noch immer

   die Stadt meiner Kindheit

ich hab sie nie verlassen

im Dunkel der geheimen Kammern

klebt noch immer die Angst

und der Türgriff klemmt

meine Finger noch stecken

in Ton, Scherben und Sand

Asche weht über die Felder

Staub fällt auf Haus und Dach

abgeholzt die hohen Bäume

verlorengegangen der Brunnen

zugeschüttet mit endlosem Sand

in der Stadt meiner Kindheit

bin ich nie angekommen

 

9.3.2007    10.W.  
 

 

Das Eiland der Verlorenen

 

 

Im Sturm der windgepeitschten Wellen, der tanzenden Zypressen

die nie gefundene Insel, das Eiland der Verlorenen

 

 wo Ameisen die angeschwemmten Ruder überqueren

und tragen grüne Blätter übergroß

 

kein Schiff, das hier mehr ankert und zwischen rostgen Nägeln

liegt der Tag so ganz verwest

 

irrt noch ein Vogelflug am Himmel inselfern

 

versunken ist hier alles, die Utopie

ein Treibgut, das es nicht mehr gibt

 

lautlos sind die Schritte, du bist nur  taub

 

es knirscht nicht mal der Sand, noch hörst du

das feine Splittern, helles Zerspringen einer Muschelschale

 

alles ist leer und endlos ohn Beginn

nur Dauer, Strecke, zeitlos Öde

 

hier kommt nichts an und wartet nichts

hier fährt nichts hin, noch fährt was weg

 

die Nachen umgestülpt verdorrt vor Hitze

die Sparren, Planken unbrauchbar

 

das Meer ein Spiegel, der nur Leere zeigt

die glatte Haut des Himmels ohne Gott

 

 

 

2.3.2007      9.W.  
 

 

Ich weiß du hast ihn stets gemocht

den Mantel den ich immer trug

in ihm da war mein Paß, Visitenkarte

Regeln von Benimm, ein kleines Wörterbuch

ein Bild, ein Aufsatz über Utopie

und Zigaretten, Streichholz und ein Stein von dir

der wuchs von fernem Strand mir tief ins Herz

ich weiß du hast ihn stets gemocht

den Mantel den ich immer trug

 

den Mantel den ich immer trug

ich hab ihn ganz verbrannt

 

 

23.2.2007   8.W.  
 

 

Der Zauberer

 

Ich halte deine Seele

wie einen kleinen Vogel

in der Hand

 

du meinst ich verzaubere dich

doch du verzauberst mich

 

 

16.2.2007   7.W.  

 

 

 

 

Im Turm des Schweigens
geh ich täglich hinauf und hinab
fensterlos bleibt alles
Wand nur
sich windend
enge Gänge
ausgetreten die steinernen Stufen
kein Geländer
gibt einer Hand Halt
zwischen den Mauern nur
die Stufen hinauf und hinab
schweigend meine Füße
durchmessen die Stille
im sinnlosen Hinauf und Hinab
mitunter mit der Hand schlage ich
flach gegen die Kälte der Wand
versuch ich die Dicke der Mauern zu spüren
umsonst fugenlos ist gemauert
der Turm des Schweigens
im Dach nur ein Loch
von der Mondgöttin bewacht
seh ich des Nachts
die Eule vorbeiziehen
und auf dem felsigen Grund
im nassen Verlies des Turms
haust eine Echse
die hat vor Jahren
die schwarze Sonne geschluckt

 

 

9.2.2007    6.W.  

 

   

Träume lassen Türen und Fenster offen
daß die hindurchgehen können
die wir vergessen, verdrängen

manchmal sind unsre Schatten stärker
als wir selber tragen können

wir sehen die Welt nicht
schwarze Risse
eröffnen nur
uns ganz seltne Blicke

das Buch
auf dem dritten Brett
in der linken Ecke
als es noch da war
es war ein Wort darin
das fiel aus all dieser Leere heraus
und kroch unter die Haut
wie die Risse
im  Verputz und Kalk jetzt

Stütze die den Himmel verloren

was hier gespielt
ist unvergänglich
und wartet noch im Abbruch
auf die Ankunft

am bröckeligen Ziegelbau
diese flammenwerfende Sehnsucht
die aus der Enge des Körpers steigt


der Ring der Zartheit
schenkt erst ganze Stille, ganze Fülle


wir werden alle eingeliefert
in einem Hospital der Stille


du zählst die Säulen ich die Steine


die blaue Stunde öffnet ihre Tür
und keiner tritt hinein

die Nischen der Heiligen sind leer
doch das Licht fällt noch immer
in die Leere des Staubs
die Stufen werfen Schatten noch
die Schritte längst verhallt
durch Bögen der Stille gingen sie
kalküberrieselt
ins Vergessen


das Auge der Maske
eine silberne Kugel

durchlöchert ist das Leben
wir starren nur ins Leere
ganz hinein


endlich mal leinenlos


"Andersdenkende sind oft ganz anders als wir denken "


Wiener Tötungsmedizin

Stein - hof   ein anderes Wort für  Friedhof


" 800 Euthanasiemorde an geistig behinderten Kindern"

 

2.2.2007    5. W.  

 

   

Elisabeth    2007

 

 

26.1.2007   4.W.  

 

 

 

Der Schattenmann

 

 

Der Schatten über mir

nimm ihn weg

doch er bleibt

 

ich steche in ihn

doch ich treffe

mich selbst

 

 

aus Schatten genäht

bin ich

eine Stimme

die irrt Nacht für Nacht

 

 

aus meiner Hand

rinnt kein Sand und kein Korn

meine Finger sie wachsen

durch Wände, durch Zeiten hindurch

 

 

mein Herz

ist ein papierner Schnitt

wenn das Messer es trifft

blutet es nicht

 

 

mein Auge

aus dem Nebel heraus

ist es eine glasige Kugel

Stille darin

 

 

mein Fuß hat berührt

die vergessenen Felder

wo die Toten schlafen darin

 

 

meine Liebe zu dir

allein

ist ohne Schatten

 

 

ganz Körper und Licht

feurige Sonne

alles versengender Strahl

 

19.1.2007    3.W.

 

 
 

 

Königin Luise



ich finde nichts

doch ich finde

die Ordnung die hinter den Dingen, die in uns, die seit je, die von danach

auch, die unumstürzbare, die ja genau die

wer ordnet bekommt einen Orden
 

so kleinlich ist die Welt

wir sind nur vereinzelte Seiten und niemand bindet uns zu

kein Rücken auf den sich zu stützen

und immer wieder die Albernheiten der Welt der Medienmarkt lechzt mit der

Zunge nur nach Ablenkung, er ist die Sichel die das frische Gras abmäht

wir müssen Propheten werden und Heuschrecken essen aber wir streuen

Veilchen in die Sonne

die ist tief unter uns

wenn wir den Himmel aufschneiden

um Gott zu suchen

aber der begegnet uns in einem Fisch der auf der Zunge

unsere stumme Frage festhält

wir haben den Mond hinabgerollt

in die Fesseln der glitschigen Algen

mir ist heute jemand begegnet

der Verfasser der grauen Mappe

den keiner kennt und der doch hoch gehandelt wird

er ist mir kurz entwischt der Schelm

o welche Lust hätte ich magisch zu werden

und wäre doch ernst und ohne Verrat immer

Dürer banne ich bald in den PC sein ganzes Werk

zum Nulltarif fast betende Hände und Baumeister

bald hoppelt der Hase in meinen mails und virengleich

reitet über den Monitor das gespenstische Dreierlei

die Waage schwingend des Tods

ach ich bin in den Dingen so tief

und so unernst und doch so nah der Schöpfung

vielleicht fiebern die Börsenmakler noch

das einzige Zittern das Metaphysik ist

die Künstler sind längst Schlaftrauben

die Welt löst sich auf in kurze Momente des Schrecks

und unendlicher Findung so kurz

unter dem Fallbeil der Goullioutine

warum fangen wir eigentlich nicht an

einfach so zu leben wie wir sind

immer glätten wir uns zu den längst Eingeebneten

der Tod aber frißt uns aus der Hand wie ein schwarzer Hund

die Katze weiß um unsere Schwächen Fritzi sitzt hier und

glotzt mein ägyptischer Pharao in seinen grünen Augen

schwimmen die Barkassen der Niluntergänge auf denen

die Insassen der Weglaufhäuser ihre Hochzeitstreisen machen

rutengespannt weidendurchflochten die Irrfahrten weißt du noch

wie wir Moses fanden in seinem Körbchen

er winkte uns zu mit seinen Gesetzestafeln und wir

gaben ihm ein hölzernes Spielzeug in die Hand

ein Rasselchen für alle Religionen das ihm die Hörner

verkehrt rum auf den Kopf setzte

ach das gelobte Land leben wir darin ja Jerusalem ist

in den Käfigen der Amis auf kubanischen Boden in den

Drahthasenställen

o freedom was macht eigentlich Joan Baez

o wie gern würde ich schreiben und warum tue ich es nicht

warum sich nur herumschlagen mit Provinz wer bin ich

frage ich mich wenn ich nicht in Bacharach bin

wo alles Kulturerbe nun wird mumifizieren den freien Rhein

im Karneval der Kulturen Unesco und meinen doch nur Geld

Celan sprang eben über ein Seil das Nostradamus gespannt

Piranesi führt ihn zu seinem Aquädukt, Walt Whitman zitiert

vor römischen Knaben, Loolobridga lächelt dabei

wissend wie Mona Lisa um die neuen Europreise

Videos halten jetzt alles fest und meine Kinder sind geil

nach dragonball und ich bin so leer wie eine Wüste

noch immer Karl May und ich kenne die Namen der

alten Filme nicht mehr, in Streifen geschnitten die Welt, ja , ja

sich zu öffnen und wahrnzunehmen und doch fest und

geschlossen ganz sich selbst wie nie

davor hüten uns alle Schulen und Bildungspläne

schiefturmartig pisagleich

die Therapeuten sind die Paviane der Schöpfung

doch berühren die Ordnung nicht

stellen sie nicht in Frage die Herrschaft und wenn

sich nicht

warum kann keiner wahrnehmen das alles ein Wunder ist

nicht zu begreifen das kleinste nicht ganz zu schweigen dann

wir legen die Dinge ab und sind selbst nur Utensilien zwischen

den Zeitsprüngen und doch zieht sich der eine rote Faden

durch dich und durch mich durch alle

meine alte Uhr geht wieder Sarah fand es heraus

Anna wünscht sich alle 40 Folgen von Stargate

Sarah 40 Hefte japanischer dragonballs

Gerhild war heut zu einer Lesung über Königin Luise

in welcher Welt leben wir eigentlich ? lebe ich ?

ein preußisches Kanonenrohr

mit einer Porzellanbrosche darauf

lächelt sie mich an

die Josephine des Nordens

Lady Die mit elf Kindern

Vive la Feldbusch

schreit ihr Büchner das Gegenwort entgegen

flüstert Pallaksch einer

und die Gassen Marburgs erzittern

vor einer schreienden Stimme

Auguste verteilt wieder Bibeln

und das Porzellan zerspringt

auf dem rostigen Ofen

aus den Hasenställen heraus

hüpfen die Mullahs

Beethovens Neunte im Ohr

schallschutzgedämpft

Al Kaida Königin Luisa

und Auguste erklärt den Schülern

wo Pisa liegt

 

 

 
12.1.2007  2.W.  

 

 

 

Ich hasse das Schweigen, weil es zwischen uns ist

Ich hasse die Sprache, weil sie zwischen uns ist

Ich hasse die Luft, weil sie zwischen uns ist

nichts ist zwischen uns weißt du nichts

auch nicht jetzt im Moment

 

Ich hasse das nichts weil es zwischen uns ist

 

                                                       ( aus "Zirpen der Grillen " )

 

5.1.2007   1.W.  

 

 

 

Ich bin der grüne Mann

mit der Türklinge in der Hand

die Regentropfen platschen auf meine Haut

von ihnen hab ich die Sanftmut erlernt

zerplatzter Wünsche

ich gehe durch Türen hindurch

wie durch Leben

ohne Platz zu nehmen

meine Schuhe ziehe ich drinnen nie aus

aber draußen gehe ich barfuß

durch Erde, Sand und Pfützen

ich tauge nicht für Kunst und Unterhaltung

meine Geige ist längst zerbrochen

mit ihren Splittern säubere ich mir die Fingernägel

mit denen ich die Erde aufkratze

am Grab meiner Träume

den Mond trag ich wo früher mein Herz war

singt nun ein einsamer Rabe das heißt

er krächzt nur flügelgestutzt

das schwarze Lied derer die nie singen können

man kann nie stehen bleiben entweder

fällt man hinab oder hinauf, immer

zerbrechen die Äste auf denen man sitzt

ich kann nicht mehr unterscheiden

habe ich keine Stimme oder die andern kein Gehör

ich feilsche nicht, stumm nähe ich die Schatten

um Wurzeln, die es nicht mehr gibt

daß aus dem Fels eine Quelle springt

das war das Wort mir mal einst

nun legt sich die Stumme glatt auf den Stein

und die Beredsamkeit wächst mikrobenhaft

ich weiß nicht ob ich lieben kann

ich habe nie unterscheiden können

zwischen Leben und Liebe, Atem und Haut

meinen Stolz hab ich längst abgelegt

ich besitze nichts um zu binden

fessellos streifen meine Hände das Gras

das wuchert, wächst und vergeht

in meinen Händen die toten Vögel

sie haben mir zerkratzt sekundenhaft

die Stille des Glücks

auch ich bin ein Krieger

auf der Flucht vor dem Kampf

vielleicht ist das der stärkere Kampf

nie zu treffen den Feind dessen Gesicht

hohle Maske nur ist, sich entziehen den

Scheingefechten, der wirkliche Kampf ist still

ganz und hier, unbemerkt und doch da

die Flammen die ich trage

verzehren sich rauchlos

keine Erinnerung, keine Spur

weder Tagebuch noch zerriebene Asche

wenn ich in dem Fluß bade

ist es immer diesselbe Stelle

genau wie damals egal

an welchen Orten, welchen Wellen

ich trage meine Vergangenheit mit mir

wie einen ungeöffneten Schuh

in den nichts mehr hineinpaßt

ich knote nicht zu, nichts mehr

die Schnürsenkel fliegen am Himmel

schwarze Seilchen des Nichts

ungeöffnet in meiner Hand

trag ich die Nähe faustverstummt

niemand öffnet mir mehr die Hand

zusammengewachsen sind meine Finger

sie tasten nicht mehr das Du

ineinandergekrallt ins eigene Fleisch

gewachsen die Nägel geballte Isolation

nur wenn ich alle Wünsche sein lasse

alle Nähe alles Verlangen fliege ich

wieder frei durch die Himmel

die es nicht mehr gibt

ich bin der grüne Mann

mit der Türklinge in der Hand

der durch alle Türen geht

schattenlos ohne Gesicht