Friedrich G. Paff :

 

 

 

 

Feuerglut

 

-Gedichte und Prosa-

 

 

 

 

 

           „In deinen Augen

            ist ein Feuer

            das sich nicht löscht

            in tausend Strömen nicht“

 

 

 

 

 

                         gelesen von  

 

 

 

 

 

                                       Friedrich G. Paff  und  Karin Roth

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

                 „Flammen zu zünden, nicht der Zerstörung,

              sondern der Inspiration, des Geistes,

              Feuer und Flamme einer Liebe,

              die alles durchdringt und durchsteht und

              im Ungewissen doch hofft.“

 

 

 

 

              

 

 

 

 

 

       Lesung zur Luminale am Samstag, 5. April 2008

       in der Frackgalerie, Bacharach, Langstraße 36

       um 15.00 Uhr

 

 

 

 

 

             http://light-building.messefrankfurt.com/frankfurt/de/fakten_luminale.html

 

 
       

 

        Ignite flames, not of destruction
        but of inspiration, of the spirit, fire
        and flame of love, which saturates
        and endures everything and still
        hopes in uncertainty

       

 

Fotos alle von Pedi Matthies

 

 

 

 

 

 

 

                                   Daß ist das Leben in uns
            daß wir tanzen
            daß wir Flamme sind
            so nur gehört uns
            die Erde und der Himmel ganz

 

 

 

 
Leseproben :
 

 

 

 

Der große Brand

 

 

 

 

 

Die Flammen schlugen die Mauern hoch.

 

Die Menschen flohen durch die Tore.

 

Retteten sich.

 

Kaum Habe in der Hand.

 

Aber schreiende Kinder.

 

Alte Greise zottelten hinterher.

 

Kranke wurde getragen, geschubst.

 

Die Stadt brannte. Stand in Flammen.

 

Das ganze Tal war mit Rauch erfüllt.

 

Qualm drohte einen zu ersticken.

 

Immer heiser wurde die Luft.

 

Als ob tausend trockene Tannen abbrannten.

 

Das Prasseln der Flammen wurde nur übertönt von dem Sturz fallender Mauern,

 

brechender Balken, Angstschreie und Rufe.

 

Die Glocken läuteten.

 

Doch vergebens war jede Wehr. Umsonst. 

 

Gegen dieses Flammenmehr kam man nicht an.

 

Vergebens. Alle Hilfe war dahin. 

 

Die Brunnen lieferten kein Wasser mehr.

 

Nichts war zu retten mehr.

 

Erst recht nicht, als noch aufkommender Wind

 

anfachte die Flammen immermehr.

 

Rette sich wer kann. Auch wenn er alles hinter sich lassen muß.

 

...   ...   ...

 

Von hier oben, von den Höhen schauten einige herunter auf das brennende Inferno.

 

Zuckten zusammen als der ganze Dachstuhl der großen  Kirche am Markt

 

mit den alten Gewölberippen  zusammenbrach,  hinwegsackte.

 

Und niemand wußte in diesem Moment, wird es enden je. Wird übrigbleiben nur etwas. 

Wird man je diesen Tag vergessen, der eine brennende Nacht nur war. Eine Höllenglut.

Ein teuflisches Hinwegfressen alles, was mühsam man sich aufgebaut. Was Generationen

gebaut auf einmal hinweg im Nu. Erstickt in roter Glut und schwarzem Rauch.

 

***    ***    ***

 

Vergeblich hat man Schneisen gehauen. Mauern genäßt, ge- nein besprengt. Gehofft,

die Flammen überqueren, schlagen nicht über die engen Gassen. Und dann sah man

in der Luft die brennenden Trümmer, Holzscheite, Dachbretter, Papier, alles brannte dahin.

Der Wind wirbelte alles auf, Funken stieben dahin und dorthin.

Wie vom Himmel fiel dieser  Feuerregen,

der keinen Halt mehr machte. Der keinen Raum mehr ließ, wo man es aushalten konnte.

Vor dieser Hitze floh alles dahin, vor dieser hell lodernden Hölle, vor dieser rußig

beißenden trockenen Erstickung. Es halfen keine nassen Lappen mehr vor dem Gesicht,

wo die Augenbrauen schon angesenkt und verbrannt.  Nicht nur die Häuser

fraßen die Flammen auf, sie fraßen für immer ein Loch in die Seele,

eine Angst, die nicht mehr zu stillen war. Ein Trauma,

das plötzlich in einer Katastrophe für immer alle Sicherheit hinwegnahm

 

***   ***    ***

 

Im Rathaus verbrannte die Historie der Stadt. Urkunden, Siegel,

 

Chroniken. Zunftbriefe. 

 

Das Feuer fraß sich lachend durch all das Papier, das einst Leben hier regelte

 

und stolz geleistete Taten auflistete. Die Stadt verlor ihr Gedächtnis. Ihre Namen.

 

Keller nur werden bleiben zugeschüttet und verschonte Gräber. Den alten Mann im

 

Lehnstuhl trug man mit Gewalt aus seinem Haus. Er wollte das Zimmer nicht verlassen,

 

mit dem er sein Leben lang die Einsamkeit geteilt.

 

 

 

***    ***    ***

 

 

Gerettete Scherben eines Kulturerbes, das vergißt, daß die Welt dieser Stadt

 

einmal schon brennend ein Ende fast fand.

 

 

 

***    ***   ***

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die weiße Flamme

 

 

 

Komm mit mir. Wir suchen die weiße Flamme.Ich weiß auch nicht, wo sie ist. Aber ich werde nicht eher ruhen, bis ich sie gefunden habe. Ich muß sie finden. Komm mit mir.

 

Niemand weiß, wo sie ist. Niemand weiß, wo sie zu suchen. Vielleicht kann man sie auch nicht sehen. Aber man weiß, wenn sie da ist, wenn sie brennt. Vielleicht ist man in ihr, wenn sie brennt. Vielleicht ist man ihr Schatten dann oder ihre Flamme. Oder ein Funke nur von ihr. Oder ihre Asche nur.

 

 

 

***     ***   ***
 

 

 

 

 

Feuersturm

 

Plötzlich wachte sie auf und alles brannte. Der Himmel brannte, die Erde, das Gras. Sie sah zum Fenster heraus. Selbst der Fluß er brannte, der Strom hier im engen Felsental. Die engen Gassen brannten lichterloh. Bis in den letzten Winkel hinein. All die Schatten, Ängste verflogen, verstäubten sich. Die Balken des Fachwerks knisterten laut. Aus den Türen und Fenstern schlugen Flammen. 

 

***    ***   ***

 

Sie spürte die brennenden Dornen auf ihrer Haut, Feuerstiche, tausend Ameisen krochen durch das Feuer ihrer Haut. Das Feuer es gab ihr Atem. Endlich. Nichts erstickte sie mehr. Wer hatte angezündet solch ein Feuer, das alle Finsternis hinwegfraß ?

 

 

***    ***    ***

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

hörst du das Atmen der Erde

die Schwere der Luft

die Leichtheit des Gras

 

hörst du die Schatten

sie tanzen in uns

und flechten das Glück

in die Trauer hinab

 

hörst du das Glühen der Steine

 

 

 

 

 

Loreley

 

 

 

 

 

Sie saß auf dem Fels

mit brennendem Haar

eine Feuerkrone

schwebte über ihr

in den Augen der Fischer

schlug Funken sie

die Nachen verbrannten

die Netze, die Ruder

sie saß auf dem Fels

mit brennendem Haar

und kämmte die Flammen

mit feurigem Blick

die Schiffer, die Fischer ertranken

was übrig von ihnen blieb

sie waren nur Asche

in ihrer feurigen Glut

zerstoben zu Sand und zu Staub

das hat mit ihren Flammen

die Loreley getan

 

 

 

 

 

 

 

 

 

           Aus steinernen Tischen heraus

           plötzlich brennen die Feuer

 

          unten im Tal ist alles wie sonst

          die Fähre wechselt von Ufer zu Ufer

 

          die Insel liegt still

 

          hinter Hecken am Hang

          schweigt die Burg

          hier tiefer im Tal

 

         drüben die Lichter

         Reihenhäuser der Öde

 

         aber auf dem Berg hier

         an der Kante steilabfallend zum Fluß

 

         flackert und flammt

         Brot und Wein ist aufgetischt

 

        auf Höhenaltären der Ankunft

        die Verwandlung der Welt

 

 

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